♕68 • Zwillinge ♛

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Taehyung

Ich erkenne die Zwillinge, wie ich sie getauft habe. Zwei Bäume, die in etwa 5 Metern Abstand zueinander stehen und deren Äste so lang sind, dass sie sich in der Mitte berühren. Es sieht aus wie eine Art Tor zu einer Welt, aber es sind nichts weiter als zwei Bäume vor einer riesigen Felswand am Rande der Klippen.

„Ich war bereits hier", sage ich als könnte mich jemand hier draußen hören. Ich bin vollkommen alleine, aber das ist es nicht, was mich so wahnsinnig macht. Es ist die Tatsache, dass bereits ein ganzer Tag vergangen ist, seit sie Jungkook mitgenommen haben und ich irre nach wie vor in diesem Wald herum.

Es ist Magie, die es mir unmöglich macht ihn zu finden. Ein so mächtiger Zauber, der sich fast über den gesamten Teil des Ostwaldes erstreckt und noch dazu gebunden an Blut ist, lässt sich nicht einfach austricksen. Ich bin in jede Richtung gegangen, habe die ganze Nacht damit verbracht einen Ausweg zu finden, eine Spur oder den kleinsten Hinweis darauf, wo sie ihn hin gebracht haben könnten.

Aber Magie kann nur auf zwei Weisen zerstört werden. Ihr Blutzauber muss an irgendetwas in diesem Wald gebunden sein, einem Gefäß, das der Magie Kraft hält, die da durch fließen wird. Das zerstören des Gefäßes würde den Zauber selbst zerstören. Es würde Ewigkeiten dauern und obwohl die zweite Möglichkeit für mich gar nicht in Frage kommt, bleibt mir keine Wahl. Die einzig andere Art Magie zu zerstören ist durch Magie selber.

Ein kribbeln breitet sich durch meinen ganzen Körper aus und obwohl ich dieses Gefühl fürchte, füllt es mich mit Wärme. Der Grund, warum ich die Kontrolle verliere ist der, dass ich nie versucht habe mich selber zu verstehen. Ich habe diese Seite in mir stets bekämpft oder viel mehr gefürchtet. Mein Verstand hat sich gewehrt und mein Körper hat die Kontrolle übernommen, das darf nie wieder geschehen.

Ich mache einen Schritt nach vorne und bleibe sofort wieder stehen als ich merke wie der Boden unter mir glatter wird, vertrauter. Mein Blick wandert nach unten und zu meiner eigenen Überraschung breitet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus als ich die dünne Eisschicht sehe, die sich unter meiner Schuhsohle gebildet hat. Es ist nicht viel, nichts wovor man sich fürchten müsste und genau das ist es, was mein Herz schneller schlagen lässt.

Meinen Blick weiter auf den Boden gerichtet wage ich einige weitere Schritte und schreie fast vor Freude als es sich auch weiterhin nicht ausbreitet, sondern meinen Bewegungen folgt. Ich kann es also vielleicht doch schaffen. Ich kann lernen, nicht meine Emotionen, sondern meinen Verstand handeln zu lassen.

Mit einem Schlag erlischt das Lächeln in meinem Gesicht. Ich kann es vielleicht bis zu einem Gewissen grad kontrollieren, aber diese kleinen Schritte werden mir nicht helfen Jungkook zu finden. Ihre Magie bedeckt viel zu viel Fläche und ich habe bereits einen Tag mit der Suche verschwendet. Wenn er sterben würde, nur weil ich zu viel Angst vor mir selber hatte, wie könnte ich mir das jemals verzeihen?

Die Vorstellung, Jungkook könnte tot sein ruft einen egoistischen Gedanken in mir hoch. Für einen kurzen Moment stelle ich mir eine Version der Zukunft ohne ihn vor. Ich würde Joohyun heiraten, es wäre nicht anders als jetzt, aber all die Zeit, seit meinem ersten Tag, gab es nur eine Person, die stets gegenwärtig war. Am Anfang mag ich ihn verachtet haben, aber es ist schwer vorstellbar wie es mir ergangen wäre, wenn er nicht da gewesen wäre. Ich dachte stets, der Prinz aus dem Süden, von dem man sich so viele triumphale Geschichten erzählt, steht seinem Vater scheinbar in nichts nach. Der König war ein unglaublicher Stratege und das sein Sohn ein großer Kämpfer war überraschte mich nicht, aber er war dazu noch so viel mehr als das.

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⏰ Last updated: Oct 19, 2019 ⏰

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