♕ 10 • Blutsbande ♛

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Jungkook

Bereits als Kind fand ich das Schloss viel zu groß. Als Kronprinz hat man nicht die Freiheiten, die den jüngeren Geschwistern zustehen, man kann sich nicht einfach auf Versteckspiele mit den Kindern der Bediensteten einlassen oder alleine die Geheimgänge erkunden, die es hier zu gibt. Man wird rund um die Uhr bewacht, ständig hat man irgendwelche Pflichten zu erledigen, sei es nun der Tanz- oder der Kampfunterricht. Das Leben war selbst für mich nicht immer leicht, aber für meine Schwester war es seit jeher der Horror. 

Ich weiß noch genau, wie sie mich als Kind fragte, wie die Sterne oben in den Himmel kommen. Ich erklärte ihr, dass es ein Wunder sei, etwas was sich nicht erklären lässt und wofür wir Menschen zu unerfahren sind, aber sie schüttelte nur den Kopf und sagte mir das ich Unrecht habe. 

In unserem Land ist der Glaube nicht weit verbreitet, man geht davon aus das er bereits während des großen Krieges damals schwand. Weder meine Eltern noch ich glauben an die neun großen Götter oder an die neun Tore nach dem Tod und das Nichts, man könnte sogar sagen wir verachten den Naiven Glauben. Früher hätte man uns wohl wegen Blasphemie verurteilt, aber zur heutigen Zeit ist es eher ungewöhnlich an die Götter zu Glauben. Fünf von den neun Ländern haben sich offiziell vom Glauben abgewandt, am stärksten festhalten tut Erys da dran, allerdings ist das kein Wunder. 

Erys selber wird regiert von einer Hexe und gilt als einziges Land, wo diese und andere Wesen wie die Seher und die verlorenen Kinder nicht gejagt werden. Es hat eine lange Geschichte hinter sich und es hat sogar einen Bürgerkrieg gebraucht um dahin zu kommen wo es jetzt ist, mit der rechtmäßigen Erbin auf dem Thron, einer Hexe. 

Das diese an dem Glauben festhalten wundert mich nicht, weil sie darin die Entstehung ihrer Art sehen, eben sowie die verlorenen Kinder. Die Hexen wurden von den Göttern geschaffen um den Menschen auf ihrem Weg in der neuen Welt zu helfen, um für sie Medizin herzustellen und ihnen in Krankheit zu helfen. Die Seher, deren Fähigkeit darin liegt die Zukunft und die Vergangenheit eines Menschen zu sehen, sind Mischwesen. In seltenen Fällen, wenn Hexen und Menschen Kinder kriegen, können diese Kinder solche Seher werden, da das Blut der Menschen stets dominanter ist als das der Hexen. Diese Wesen glauben den Göttern für ihre Existenz danken zu müssen und obwohl meine Schwester keines davon ist, ist auch bei ihr der Glaube stark ausgeprägt.

Sie hat lange versucht mich davon zu überzeugen, aber irgendwann hat sie aufgehört. In der Familie ist sie die einzige, aber das scheint irgendwann aufgehört haben sie zu stören. Ich sehe sie jetzt noch häufig für die Seele meiner Mutter beten. Auch ungläubige haben die Chance durch die neun Tore zu kommen, meine Schwester hofft wenn sie nur oft genug betet, dann würde meiner Mutter dieses Glück zu teil kommen, auch wenn es laut ihrem Glauben bereits zu spät dafür ist, denn die toten müssen verbrannt werden und ihre Asche muss, vermengt mit Erde, über dem Meer verteilt werden. So wird der Mensch zurück zu den Elementen geführt, aus denen er entstand. 

Meine Mutter allerdings wurde auf die für uns traditionelle Art in der Familiengruft des Schlosses begraben. Laut dem Glauben meiner Schwester besteht also keine Chance für sie durch die neun Tore zu gelangen, denn ihre Seele ist nicht eins mit der Natur, aber sie betet trotzdem jeden Tag und auch heute noch sieht sie hinauf zu den Sternen und glaubt Mutter sei einer von ihnen. 

Als sie mir als Kind sagte ich hätte Unrecht, erklärte sie mir was die Sterne tatsächlich seien. Sie sagt, dass die Götter die Seelen zu Sternen formen und sie jede Nacht leuchten lassen, damit wir wissen das unsere geliebten Menschen oben angekommen sind. Sie sagt, dass diese Sterne die Seelen jener Menschen sind, die darauf warten durch die neun Tore zu gelangen und das sie es kaum erwarten kann einer von ihnen zu werden.

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