♕63 • Schwarzes Blut ♛

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Taehyung

Ich öffne die Augen als das rauschen der Blätter im Wind verstummt und atme tief den Geruch der Blumen ein. Immer wieder kehre ich an diesen Ort zurück, wenn ich glaube nicht mehr weiter zu kommen. Trotz allem was passiert ist und der Dinge, die ich über die Götter erfahren habe, suche ich meine Zuflucht bei ihnen.

Anfangs glaubte ich es würde mich hierher ziehen, weil es das einzige im Süden ist, das mich an den Norden erinnert, an Illiora und meine Familie. Auch Joohyun nutzt den Tempel zum beten und für sie ist dieser Ort wahrscheinlich noch viel wichtiger als er es für mich ist, weil sie ihn mit ihrer Mutter verbindet. Wir beide haben etwas verloren und glauben es hier wenigstens für einen kurzen Moment wieder finden zu können, aber ich habe irgendwann verstanden, dass es nicht meine Familie ist, die ich dadurch versuche in Erinnerung zu behalten.

Ich dachte stets, Illiora wäre mein zu Hause, aber mittlerweile verdränge ich den Gedanken daran, jemals wieder dorthin zurück zu kehren. König Jeon ist unberechenbar und ich weiß, dass er mit jedem Tag, der vergeht, immer mehr der Verzweiflung verfällt. Er vertieft sich so sehr in die Rheos Prophezeiung, dass bald kein Rheos mehr nötig sein wird um ihn zu vernichten, das wird er alleine tun. Doch trotz dieser ständigen Gefahr würde ich nicht zurückkehren wollen, nicht nach allem was geschehen ist.

Dieses Bündnis war eine Idee Vaters und des Königs, ich wurde hineingezogen. Könige und Königinnen können sich den Luxus von Liebe nicht leisten, auch Sungjae und meine anderen Brüder werden irgendwann heiraten müssen um das Land zu stärken, nur bezweifle ich das Vater ihr Leben dabei aufs Spiel setzen würde, sowie er es mit meinem tat.

Er hat Jahrelang Krieg mit diesem Mann geführt, er weiß um seine Grausamkeit, aber das Wissen hinderte ihn nicht daran mich trotzdem in seine Hände zu werfen. Auch ich wusste was auf mich zu kommt und ich war bereit für alles, was mich erwartete, solange es den Frieden bringen würde. Ich war mir so sicher, dass das der richtige Weg ist, dass die Angriffe, die toten und die Jagden aufhören würden, aber stattdessen fingen die Intrigen an.

Vater schickte mich nicht hierher, weil er Frieden wollte. Ich war eine Waffe, nicht nur für den König, sondern sogar für ihn. Er war bereit mir ein Armreif anlegen zu lassen, das mir meine Kräfte nimmt und mich an Jungkook bindet. Dadurch hätte er nur mich zu töten brauchen, dann wäre er den Prinzen gleichzeitig auch los. Das war kein spontaner Angriff, er hat nicht einfach nur die Gelegenheit genutzt, er hat sie geschaffen.

Dein Blut wird dich verraten.

"Nein", flüstere ich leise und denke erneut an die Worte des Mannes. Ich habe nicht geschlafen, weil ich nicht aufhören konnte an ihn und das, was er sagte, zu denken. Ganz gleich wie sehr ich versuche meinen Kopf zu klären, jeder Gedanke, den ich anfange, führt irgendwann wieder genau dorthin, an den steinernen Weg, umgeben von Bäumen und Gras.

Manchmal, wenn der Wind durch die Bäume weht, höre ich die Stimme des Mannes und wenn ich die Augen schließe, sehe ich ihn vor mir. Ich sehe ihn genau, das schwarze Haar, die blasse Haut und die beiden Augen in den verschiedenen Farben. Aber was schlimmer ist, ist dass ich ihn auch höre als wäre er wirklich hier.

Ein Schauder durchfährt meinen Körper als ich leichte Schritte hinter mir höre. Ich atme tief ein und schließe die Augen, versuche die Geräusche auszublenden und es nicht an mich heran zu lassen, aber spätestens als ich den Wind auf meiner Haut tanzen spüre, ergreift mich wieder die Verzweiflung.

Der verfluchte Prinz, was sonst sollte es sein, denn das hier lässt sich nicht anders beschreiben als mit dem Wort Fluch. Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, spüre ich wie die Erschöpfung mich packt, mein Kopf schwerer wird, meine Lider sich nicht mehr öffnen lassen und mein Körper fasst in sich zusammen sackt. Ich bin Müde und ich könnte jede Sekunde einschlafen, wenn der Mann nicht wäre.

Begin |Vkook|Where stories live. Discover now