♕37 • Friedenskuss ♛

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Taehyung

Es ist verrückt, wie oft man an eine Person erinnert wird, die man mit größter Mühe versucht zu vergessen, aber Jungkooks Worte rufen tatsächlich mehr als nur Überraschung und sogar fast schon so etwas wie Hilflosigkeit hervor, sie bringen allerdings auch alte, vergessen geglaubte Erinnerungen zurück.

Mein Vater ist stets ein Mann von großen, wohl bedachten Worten gewesen, das genaue Gegenteil von König Jeon. Er reagierte nie aus dem Bauch heraus, er sagte stets das der Bauch den Menschen in Fallen lockt während er es dem Gehirn zu verdanken hat das er überhaupt so weit gekommen ist. Alles was er tat und alles was er sagte war gut überlegt, weil er wusste das ein Fehler ihn nur in dem seltensten Fall das Leben kosten würde, meistens würde das Volk darunter leiden und das wollte er stets unter allen Umständen verhindern.

Es ist also kein Wunder, dass seine Art zu reagieren auch schnell seine Art zu erziehen wurde. Vater antwortete nie, ohne vorher genaustens darüber nachzudenken und wenn er mal Zeit mit uns verbrachte, dann tat er nur Dinge mit uns, die uns in Zukunft nützen würden.

Mutter verbrachte gerne Zeit im Hof, sah meinen Brüdern beim spielen zu und brachte meinen Schwestern das sticken bei. Vater hingegen sah es als unnütze Zeitverschwendung, er verzichtete auf den Tanzunterricht oder die Etikette, für ihn war das führen eines Schwertes das wichtigste, so wichtig, das er sogar die Gebete vernachlässigte.

Mit elf Jahren hielt ich das erste mal ein Schwert in der Hand, im Vergleich zu meinen Brüdern, welche bereits mit sechs angefangen hatten zu trainieren, sehr spät, aber ich verbrachte die meiste Zeit in meinem Gemach, wo weder die Bediensteten, noch meine eigene Familie mich sehen mussten. Er hatte nie viel Zeit, aber wenn er welche aufbringen konnte, dann nutzte er sie um mit mir zu üben.

Ich erinnere mich noch ganz genau an das erste Mal, als ich ein Schwert in der Hand hielt. Vater kam zu mir in das Gemach, mit dieser spitzen Waffe, die mir damals nichts weiter als Angst eingeflößt hat. Er beschrieb mir woraus sie gemacht war und was ich damit tun müsse wenn ich dazu gezwungen wäre, aber ich weigerte mich. Ich sagte, dass ich keinem Wesen das Leben nehmen dürfte, das die Götter ihm geschenkt haben, dazu hätte niemand das Recht, aber Vater ließ Religion nicht als Ausrede gelten.

Er führte mich auf die Mauer oberhalb des Tores, zeigte in die Ferne und sagte: "Wir befinden uns im Norden, so weit wie man Nördlich nur sein kann. Das da ist also die einzige Richtung, aus der unsere Feinde kommen können." Es ist nicht einmal ein Jahr her seit ich Illiora verlassen habe, aber langsam beginne ich zu vergessen, wie mein Vater genau aussah und wie seine Stimme klang, aber keine Millionen Jahre könnten mich den Ausdruck in seinen Augen vergessen lassen, als er weiter sprach. "Wenn es so weit ist, Taehyung, dann kannst du so viel beten wie du willst. Wenn diese Männer hier einfallen und ihre Waffen gegen dich erheben, werden es nicht die Götter sein, die dich beschützen, sondern dein Schwert."

Ich habe nicht sofort begriffen, was er mir damit sagen wollte, wo ich doch nicht verstehen konnte wie Vater sich so sehr von der Religion abwenden konnte, aber mit jedem Jahr das verging, lernte ich dazu. Die Verachtung der Menschen, ihre Angst, ihr Hass, sie trieben sie an und es war nur eine Frage der Zeit bis einer von ihnen vom Fremden zum Feind wurde. Die Götter haben mich geschaffen, sie haben mir ein Leben geschenkt, aber sie sind wie Mutter und Vater, sie wachen über mich, sie können mich nicht immer beschützen.

Aber hinter Vaters Worten steckte so viel mehr als nur eine Warnung für mich, da steckte auch ein Rat hinter, eine Bitte, eine Pflicht. Jede von Vaters Handlungen, jede Entscheidung die er seit er König geworden ist traf, geschah mit dem Gedanken an das Volk. Er würde jederzeit sein Leben geben wenn es bedeutete, dass seinem Volk kein Leid wiederfährt. Dieses Schwert beschützt nicht nur mich, es ist auch meine Pflicht damit das Volk zu beschützen.

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