♕ 13 • Die Sonne und der Mond ♛

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Jungkook

Diese Szene kommt mir bekannt vor und ich weiß auch ganze genau woher. Wochen bevor Taehyung den Boden dieses Landes betrat standen meine Schwester und ich bereits hier, nebeneinander am Geländer und sprachen über ihn. Ich weiß noch, mit wie viel Verachtung sie mir sagte wie sehr sie meinen Vater und mich hasst und wie Schuldig ich mich fühlte obwohl es die Entscheidung meines Vaters war.

Seit diesem Tag hat sich nur eine einzige Sache geändert, nämlich die Erscheinung des verfluchten Prinzen. Er war der Grund, warum meine Schwester so wütend auf mich war, dass sie mich mit Freuden verflucht hätte, aber jetzt ist eben dieser Prinz auch der Grund dafür, warum sie nach so vielen Jahren der Trauer und der Einsamkeit wieder lächelt.

Ich sollte ihm dankbar sein, aber das kann ich erst wenn ich ihn richtig verstehe. Bisher habe ich nichts anderes von ihm gesehen als das, was gesehen werden sollte. Es gibt viele Gerüchte über ihn, die im Umlauf sind und keines davon ist in irgendeiner Weise gut, sie sind alle mehr oder weniger verletzend für die Person, über die sie verbreitet werden, aber ihn scheint das nicht wirklich zu interessieren.

Der erste Eindruck von ihm ist, dass er unnahbar wirkt. Er ist anders, daran besteht kein Zweifel. Alleine seine Fähigkeiten, die Tatsache das er von den ersten Menschen abstammt, sollte man den Erzählungen seiner Religion glauben, seine Fähigkeiten und sein viel zu gutes Aussehen machen ihn zu jemand anderem. Es ist, als wäre er in seiner eigenen Welt, als hätte er sich darin eingekerkert.

Er sagte zwar, dass er in Illiora und auch hier nichts weiter als Mauern kennt, also das er sich eingesperrt fühlt, aber ich glaube auch, dass er sich innerhalb dieser Mauern seine eigenen gebaut hat.

"Ich habe mehr Glück, als es manch ein Mensch hat, nicht wahr, Jungkook?", fragt meine Schwester plötzlich und reißt mich damit aus meinen Gedanken. Ich sehe von dem Stein des Geländers, das ich die ganze Zeit über angestarrt habe, nach oben in den heute besonders schönen Himmel. Die Sonne scheint prachtvoll, etwas was nicht selten ist, aber es ist als würde sie extra für den Prinzen heute so hell scheinen.

"Glück? Bis vor einigen Wochen noch hast du dich für den unglücklichsten Menschen in allen neun Königreichen gehalten."

"Ich weiß", sagt sie, lässt sich aber von meinen, zugegebenermaßen etwas harsch gesagten Worten, nicht aus der Ruhe bringen. Sie hebt das Gesicht der Sonne entgegen und lächelt als die Strahlen darauf treffen. "Meine erste Hochzeit fand statt mit einem Mann, den ich mir nicht ausgesucht habe. Ich habe diesen Gedanken gehasst, aber als ich ihn kennen lernte, verliebte ich mich in diesen Mann. Meine zweite Hochzeit soll ebenfalls mit einem Mann stattfinden, den ich nicht kenne, aber als er aus der Kutsche stieg, da sah ich etwas in ihm. Es klingt komisch, ich weiß das, aber ich habe in seinen Augen Hoffnung gesehen, Jungkook."

Ich tue es ihr gleich nachdem sie zu Ende gesprochen hat, schließe die Augen und versuche mich auf die Wärme, die von der Sonne ausgeht, zu konzentrieren. Sie geht langsam unter, es sind die letzten Strahlen, die sie heute abgegeben wird und Joohyun weiß es, genau deswegen ist sie hier. Sie liebt den Sonnenuntergang, weil er für sie das Ende von etwas bedeutet, nämlich dem Tag und des Lichts, aber auch den Anfang von etwas, der Nacht und der Dunkelheit.

Als wir als Kinder gemeinsam in den Kerkern gespielt haben und einer weißen Hexe begegnet sind, erzählte sie uns eine Geschichte, die wahrscheinlich den Anfang von Joohyuns romantischer Sichtweise auf diese verdorbene Welt darstellt. Sie erzählte uns, dass die Sonne und der Mond eine tragische Liebesgeschichte teilen.

Die Sonne wusste stets, dass sie die mächtigste am Himmel war, ein Wunder zu dem die Menschen Tagsüber hinauf sahen, doch sie fühlte sich ebenso Einsam wie Mächtig. Sie verlor an Glanz und Farbe, bis ein Stern eines Abends bei ihr vorbei kam, von dem sie einst träumte, dass er ihr einen Wünsch erfüllen würde wenn sie fest daran glaubte und die Hoffnung niemals aufgab.

Begin |Vkook|Where stories live. Discover now