♕ 26 • Eisblume♛

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Taehyung

Ich drehe das Gesicht zur Seite und ziehe die Kapuze meines Umhangs noch tiefer ins Gesicht als ich aus meinem Gemach nach draußen in den Flur trete. Heute wimmelt es nur so von Menschen, den engsten Beratern des Königs und den Bediensteten, die alles für den Geburtstag des Prinzen vorbereiten. Hier in Skravis werden solche Dinge groß gefeiert, das hat Joohyun mir einmal erzählt. Zusammen mit Hochzeiten gehören Geburtstage und vor allem Krönungen zu den Kostspieligsten Veranstaltungen im Schloss, denn Skravis ist genau dafür bekannt, für die Prunkvollen Feste die es gibt und zu der die wichtigsten Gäste eingeladen sind, sowohl national als auch international.

Natürlich hat man auch mir gesagt, dass ich mich für diesen Tag nicht im Gemach verstecken müsste und herzlich eingeladen bin, aber ich weiß nicht so recht was ich davon halten soll. Es ist Jungkooks Geburtstag, aber er hat mich nicht persönlich eingeladen, sondern sein Vater und was der auf dieser Feier mit mir vor hat kann ich mir denken. Spaß ist sicher nicht das, was er sich für mich wünscht, stattdessen plant er mit ziemlicher Sicherheit den anderen Gästen, vor allem denen aus den anderen Königreichen, seine neue Waffe vor zu führen. Der verfluchte Prinz, der laut den Gerüchten nichts weiter als ein kränklicher und hässlicher kleingewachsener Junge ist, der sich bei dem kleinsten Sturz die Knochen bricht. Er würde es genießen ihre Gesichter zu sehen wenn sie heraus finden, dass das genaue Gegenteil der Fall ist und das ist einer der größten Gründe für mich da nicht hin zu gehen. 

"Passt auf", sagt meine Wache als ein Dienstmädchen, das ich nicht bemerkt habe, weil ich zu tief in meine Gedanken vertieft war, mit einem Berg von Gewändern auf dem Arm beinahe mit mir zusammen stößt. Als ich nicht sofort reagiere, packt er mich am Arm und zieht mich zur Seite, sodass wir beide mit dem Rücken an die Wand gepresst stehen und sie ungestört weiter gehen kann. Selbst als sie direkt an uns vorbei läuft, scheint sie uns nicht zu bemerken, aber das verübel ich ihr nicht. Ihr Gesicht ist praktisch zwischen diesem Stoff vergraben, sie kann wahrscheinlich nicht einmal richtig atmen. 

"Danke", sage ich und möchte gerade weiter gehen, als ich seine Hand nach wie vor an meinem Arm spüre und mich verwirrt zu ihm drehe. Sein Gesicht ist hinter einem Helm versteckt, den die Wachen auch innerhalb des Schlosses tragen müssen. Es ist das erste mal, dass wir überhaupt miteinander sprechen, normalerweise steht er nur vor meinem Gemach und begleitet mich auf Spaziergänge durch das Schloss. Es ist seine Aufgabe mich zu beschützen, zumindest ist es das was man mir sagt. Die Wahrheit ist doch wohl eher, dass er hier ist um mich zu bewachen und dem König Bericht zu erstatten. 

"Verzeiht Eure Hoheit, aber könnt Ihr mir vielleicht ein wenig von Eurer Zeit aufopfern? Ich würde gerne mit Euch reden."

Verwundert lege ich den Kopf schief und versuche durch die engen Schlitze in seinem Helm etwas von seinem Gesicht zu erkennen. "Hast du keine Angst?"

Er lässt meine Hand langsam los und verschränkt seine hinter seinem Körper. "Wovor?", fragt er und der Ton in seiner Stimme lässt vermuten, dass er tatsächlich keine Ahnung hat, wovor er sich fürchten solle. Er steht vollkommen gerade da, das Kinn Stolz erhoben trotz seiner mir gegenüber niedrigen Stellung, aber das erstaunlichste an dem ganzen ist, dass er tatsächlich keine Spur von Angst zeigt. 

"Vergiss es", sage ich und verstecke meine Arme unter dem langen Umhang. "Worüber solltest du mit mir sprechen wollen?"

Meine Wachen haben sich Anfangs ständig geändert, keiner von ihnen hat es wirklich lange mit mir ausgehalten, als müsste man mit mir an seiner Seite ständig den Tod fürchten, aber dieser hier ist bereits seit einer längeren Zeit meine Wache. Natürlich ist er nicht rund um die Uhr bei mir, es handelt sich immerhin um einen Menschen und auch der muss schlafen, aber Tagsüber ist er es immer. Lediglich Nachts vor meinem Gemach löst ihn jemand ab. Er scheint keine Angst vor mir zu haben, vielleicht gibt es also tatsächlich noch einen Menschen auf dieser Welt, der den Gerüchten nicht sofort glaubt ohne sie zu hinterfragen. 

Begin |Vkook|Where stories live. Discover now