♕ 15 • Auge um Auge ♛

1.8K 267 98
                                    


Taehyung

Am liebsten würde ich wieder umdrehen und in mein Gemach zurückkehren als ich im Speisesaal ankomme und der einzige, der dort am Tisch sitzt der neugierige Prinz von gestern Abend ist. Ich hatte sein Gesicht die ganze Nacht vor mir, die vor Überraschung und Faszination geweiteten Augen, das Lächeln als er seine Hand ausstreckte und die Schneeflocke in der Innenfläche landete. Sie war es, die mich spüren lassen hat, dass da jemand war.

Tatsächlich überlege ich auch kurz mich einfach umzudrehen und so zu tun als hätte ich ihn nicht gesehen. Ich könnte in meinem Gemach einige Minuten warten bis auch der König und die Prinzessin kommen, aber wie würde das aussehen?

Er muss sich für jemand besonderen halten, der Kronprinz, zukünftiger König eines Landes. Ich kann mir gut vorstellen, dass er und Sungjae gute Freunde wären, zwei Menschen, die zu viel von sich halten, nur aufgrund ihrer Position. Aber ich mache hier nicht die gleichen Fehler wie in Illiora, ich werde nicht einfach weglaufen und ihn glauben lassen, dass ich Angst vor ihm hätte.

Ich ignoriere seinen Blick mit dem er mir folgt und setze mich Stumm auf den von ihm am weitesten entfernten Platz. Gestern nach dem Essen sprach die Prinzessin mit mir, sie fragte mich ob ich mich bereits eingelebt hätte und entschuldigte sich für das Verhalten ihres Vater. Man merkte ihr an, wie unangenehm ihr das ganze war und das sie fürchtete das Verhalten ihrer Familie würde meinen Eindruck von ihr trüben, aber ich beruhigte sie indem ich sagte, dass ich der letzte bin der andere wegen dem Verhalten ihrer Familie verurteilt.

Sie fragte mich, ob sie heute beim Essen neben mir sitzen dürfte und ich sagte das ich mich freuen würde, was nicht einmal gelogen ist. Sie ist ein nettes Mädchen, unglaublich gutherzig, das merkt man bereits nach einem Gespräch mit ihr und ich werde sie heiraten müssen, wieso sollte ich also nicht versuchen mich in sie zu verlieben?

Ich weiß, dass man Dinge wie Liebe nicht erzwingen kann, dass man sich nicht aussuchen kann in wem man sich verliebt, aber genau so gut weiß ich auch, dass man in den unerwartetsten Situationen Liebe finden kann.

Joohyun ist älter als ich, 26 Jahre während ich gerade erst 19 bin, aber das spielt für mich keine große Rolle. Das ist nur eine Zahl, eine die nichts an ihrer Schönheit ändert und der Charakter an sich kennt sowieso kein Alter. Selbst wenn aus dieser Verbindung keine Liebe werden sollte, so bin ich mir wenigstens sicher das wir Freunde werden können.

"Deine Blicke stören mich", sage ich und sehe ihm in die Augen als sie sich nicht länger aushalten lassen. Es fühlt sich an als hätte ich irgendetwas im Gesicht, er versucht ja nicht einmal es unauffällig zu tun, es ist viel zu offensichtlich und das macht das ganze nur noch viel störender.

Er setzt sich gerade in seinem Stuhl auf, legt eine Hand auf den Tisch und zieht eine Augenbraue nach oben. "Das lässt sich wohl nicht ändern." Er zuckt mit dem Schultern als wäre es nicht weiter wichtig und sieht mich weiterhin an, ohne dass irgendein Ausdruck in seinem Gesicht mir verrät war er gerade denken könnte.

Ich runzle die Stirn. "Wie wäre es wenn du woanders hin siehst oder findest du vergnügen daran andere zu beobachten?"

"Nein, keineswegs", sagt er und schüttelt ernst den Kopf, die Miene unverändert. "Nur Euch."

Die Seite in mir, die jegliche Nähe und Menschlichen Kontakt abwehren möchte, sagt mir, dass ich das einfach weglachen und ihn ignorieren soll, das war schon immer die beste Methode um jemanden dazu zu bringen das Interesse zu verlieren, aber aus irgendeinem Grund bin nun ich der, der ihn anstarrt.

Es ist die Ernsthaftigkeit, mit der er es gesagt hat, die mich sprachlos macht. Wenn es Sungjae gewesen wäre, wäre bereits beim sprechen ein lächeln um seine Lippen zu erkennen gewesen, aber er sitzt da einfach nur und sieht mir weiterhin in die Augen, als würde er mir wirklich klar machen wollen das er es ernst meint.

Seine Schwester und er sehen sich nicht wirklich ähnlich. Damals als ich aus der Kutsche gestiegen bin, habe ich ihn kaum eines Blickes gewürdigt, aber jetzt wo ich tatsächlich die Möglichkeit habe ihn länger als nur einige Sekunden anzusehen, fällt mir auf das er seiner Schwester im Thema Schönheit trotzdem kein bisschen nachsteht.

Ich weiß, dass man Männer eigentlich nicht wunderschön nennt, aber für mich gibt es gerade kein besseres Wort um ihn zu beschreiben. Er ist wahrlich wunderschön mit seinen Braunen Haaren, die er sich aus der Stirn gestrichen hat, dem halb offenen Hemd, den Muskeln, die sich darunter abzeichnen und den braunen Augen, die in der Sonne noch heller Glänzen als es meine im Gold tun.

"Jetzt seid Ihr es, der mich anstarrt", sagt er und lächelt schief, zufrieden mit sich selber, aber ich schüttle sofort den Kopf in der Hoffnung ich habe nicht zu beeindruckt von ihm gewirkt. Das fehlt mir noch, ein Prinz, der durch mein starren die Bestätigung für sein Ego bekommt.

"Ich überlege, wie ich dich am besten umbringe."

Er schüttelt den Kopf, das schiefe Lächeln schmückt nach wie vor sein Gesicht. "Wie wäre es mit gar nicht? In einem Kampf würdet Ihr nicht einmal nah genug an mich heran kommen um mich zu verletzen."

Tatsächlich sehr von sich und seinen Kampfküsten überzeugt, verübeln kann ich ihm das aber nicht. Sungjae ist ein unglaublich guter Schwertkämpfer, aber selbst er hätte keine Chance gegen Jungkook, zumindest wenn man den Gerüchten glauben darf, die ihn praktisch als Todesengel auf dem Schlachtfeld beschreiben.

Während wir uns ein Duell mit unseren Blicken liefern, lege ich meine Hände flach auf den Tisch und beobachte innerlich lächelnd wie er seinen senkt um zu staunen als sich die Oberfläche aus Holz in Eis verwandelt. Angefangen dort wo ich meine Hände hin gelegt habe endet es erst als der ganze Tisch überzogen ist von einer Schicht aus Eis, aber das war nicht das, was ich ihm zeigen wollte.

In der Mitte bildet sich zu seiner weiteren Überraschung ein Eiszapfen, der mit jeder Sekunde größer und dicker wird, bis ich ihn abbrechen lasse. Es benötigt keine große Konzentration um ihn in der Luft schweben zu lassen, so lange bis die Spitze in eine bestimmte Richtung zeigt und noch bevor er versteht was hier vor sich geht, lasse ich sie auf ihn zu sausen.

Er legt seine Hand auf den Knauf seines Schwertes, aber er schafft es nicht es zu ziehen, da befindet sich die Spitze des Eiszapfens direkt zwischen seinen Augenbrauen, nur noch Millimeter davon entfernt seinen Schädel zu durchbohren. Selbst aus dieser Entfernung erkenne ich den Schweiß, der sich auf seiner Stirn bildet während er versucht sich nicht zu bewegen, weil jede kleine Bewegung seinen Tod bedeuten könnte.

Gelangweilt nehme ich die Hände vom Tisch. Der Eiszapfen schmilzt noch in der Luft und fällt als Wasser in seinen Schoß, was ihn aufgrund der kälte nach Luft schnappen lässt. Auch die Oberfläche aus Eis auf dem Tisch verschwindet und verwandelt sich in Wasser, das die Kanten hinuntertropft und Pfützen hinterlässt.

Ich sehe den Prinzen, der nach wie vor mit dem kalten Wasser in seinem Schoß beschäftigt ist, unbeeindruckt an und lege meine Arme links und rechts auf die Armlehnen des Stuhles. "Ich brauche nicht nah genug an dich heran zu kommen", sage ich und lächle als ich die Stimme der Prinzessin vor der Tür bereits vernehme. "Es würde gar nicht erst zu einem Kampf kommen."

Begin |Vkook|Where stories live. Discover now