♕ 29 • Krieg der Herzen♛

2.1K 265 154
                                    


Jungkook

Sie wendet den Blick kurz von dem blauen Himmel ab und schenkt mir ein erfreutes Lächeln als sie mich sieht. Ich wusste, dass sie zu dieser Zeit an diesem Ort sein würde, es gibt keinen anderen den sie lieber besucht, vor allem nicht bei solch einem schönen Wetter. Viel überraschter bin ich eher von der Tatsache, dass er nicht bei ihr ist, denn das Beten mit ihr gemeinsam schien eine ganze Zeit lang das einzige zu sein, was seinen Willen noch aufrecht erhalten hat. Seit Tagen habe ich ihn nicht gesehen, seit dem Vorfall im Flur, als Jin an meine Tür klopfte und verlangte mich zu sehen. 

Jin ist ein Bediensteter bei uns, speziell für mich zuständig, allerdings war er für eine ziemlich lange Zeit nicht hier. Das besondere an ihm ist, dass er nicht von hier stammt, was für meinen Vater eigentlich ziemlich wichtig ist, ja sogar eine Voraussetzung um hier angestellt zu werden, weil er bei Ausländischen Angestellten Spionage befürchtet, vor allem wenn sie, wie Jin, aus dem verfeindeten Illiora stammen. Er ist dort geboren und die ersten zehn Jahre seines Lebens auch dort aufgewachsen, bis etwas schreckliches passierte, wofür ich sogar mich selber manchmal hasse. 

Jins Eltern waren Bauern, sowie die meisten in seinem Dorf und trotz der mehr schlechten als guten Lebensbedingungen konnten sie sich gut am Leben halten, denn die Königliche Familie kaufte bei ihnen ein. Es war also praktisch Taehyungs Familie, die sie vor dem sterben bewahrte, was ironisch ist, wo sie doch auch diejenigen waren, die so viele andere ausbeuteten. Aber das tun Könige nun mal, sie beschützen die starken und beuten die schwachen aus, auch wir tun das und unsere Sünden sind noch unverzeihlicher als ihre, denn wir sind der Grund dafür, dass Jin seine Familie verlor.

Er wohnte direkt an der Grenze von Illiora zu Skravis, ein gefährlicher Ort, aber stets beschützt und patrouilliert von Illiorischen Soldaten. Leider hielt selbst das nicht meinen Vater davon ab seine eigenen Soldaten auszusenden, mit der Aufgabe, das Dort nieder zu metzeln und so kam es auch. Kinder wurden von ihren Eltern weg gerissen, letztere vor ihren Augen getötet und man machte sich nicht einmal die Mühe ihre und die Leichen der Soldaten zu vergraben. Man ließ sie einfach dort liegen, den Tieren zum Fraß dagelassen, während man die Kinder mit sich nahm und als Sklaven weiter verkaufte. 

Bis dahin war es nur üblich Hexen und Seher als Sklaven zu halten, aber in den Augen der Skravischen Bevölkerung waren Illiorer nicht mehr Wert als diese. Jin war zu uns gebracht und zuerst in die Küche verordnet worden, aber dort befürchtete man er könnte die Königliche Familie vergiften, das war viel zu riskant und so beschloss man ihn wieder weiter zu verkaufen, dazu kam es allerdings nicht. 

Ich habe damals verstecken mit meiner Schwester im Schloss gespielt als ich ihn in der Küche stehen sah. Er hatte damals noch schwarze Haare, bevor er an ihnen herum experimentiert und sie Rosa färbte. Er war so dünn, dass man die Knochen sogar unter dem dünnen Stoff, den er am Körper trug, sehen konnte. Er stand vollkommen ausgehungert, mit dem Gesicht zur Wand in der Ecke, in den Händen jeweils ein Eimer voll mit Wasser. Seine Beine zitterten, eben sowie seine Hände, die das schwere Gewicht der Eimer kaum mehr tragen konnten. 

Ich verstand nicht, warum er das tat wenn es so offensichtlich war, dass er das nicht wollte und das es ihn sogar schmerzte, aber die Bäckerin sagte es mir, während sie ihn voller Mitleid ansah. Er hatte genascht, hatte ein Stück Brot entwendet und dafür ließen die anderen ihn zur Strafe in der Ecke stehen. Das, was für mich von jeher selbstverständlich war, hatte ihm eine Strafe eingebracht und obwohl ich vier Jahre jünger als Jin bin und damals sechs war, verstand ich, dass ich in Zukunft kein König sein wollte, der schwache Menschen und vor allem Kinder so behandelte. 

Es dauerte eine Weile, aber irgendwann erlaubte mein Vater diesem Jungen aus der Küche zu mir zu wechseln. Natürlich stand er Anfangs unter Beobachtung, er musste auch erst einmal lernen was es bedeutete der Königlichen Familie zu dienen und manchmal glaubte ich, er würde es nicht schaffen, aber er hielt durch und er wurde nicht nur zu einer Mutter-ähnlichen-Figur für mich, sondern auch zu meinem besten Freund. 

Begin |Vkook|Место, где живут истории. Откройте их для себя