♕32 • Feuer und Eis♛

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Taehyung

Stumm starre ich mich im Spiegel an und versuche die Verachtung, die ich mir selber gegenüber empfinde, zu verbergen. Das der neue Bedienstete Angst vor mir hatte wundert mich nicht, die Wut, die ich im Moment empfinde, ist mir viel zu deutlich anzusehen und auch wenn sie sich eigentlich gegen den König richten sollte, bin ich es, den ich am meisten hasse. 

Ich weiß, dass es kein Zufall ist, das meine eigenen Gewänder, die ich aus Illiora hierher gebracht habe, gegen die ausgetauscht wurden, die der König mir als Zeichen seiner Freude mich hier zu haben schenkte und genau so wenig ist es ein Zufall, das jedes einzelne die Farbe ihres Banners trägt. Es ist nicht so, dass ich die Farbe Rot verabscheue, nur weil mein Feind sie trägt, ich hasse nur die Tatsache, dass er selbst das, was ich anziehe kontrollieren kann. 

Jeder, dem ich auf dem Flur begegne, jeder Fremde, jeder Feind und sogar jeder Freund wird dasselbe denken, nämlich das ich den Jeons angehöre. Der König macht den Leuten damit eines klar: Wenn ein Kim freiwillig die Seite wechselt, wie sicher ist es dann noch für sie im Norden? Es macht den Anschein, als würde ich mich hier im Süden wohler fühlen, als wäre ich bereits ein Jeon und auch wenn ich mich selber dafür hasse, wie er mich kontrollieren kann ohne das ich die Macht habe mich zu wehren, muss ich gestehen, dass es genial ist. Er ist ein egoistisches und krankes Arschloch, aber es sind meistens diese Menschen, die anderen mit ihrer Denkweise überlegen sind.

Das einzige, was mich bei dem Blick in den Spiegel nicht mit Abscheu erfüllt ist Ironischerweise das, was ich bisher am meisten an mir gehasst habe. Menschen finden Normale Dinge langweilig, zumindest sagen sie das und doch behandeln sie alles, was vom Normalen abweicht, wie eine Gefahr. Sie fürchten das ihnen unbekannte und sie reagieren darauf mit Vernichtung. Das, was mich stets als anders ausgezeichnet hat waren meine Haare und meine Augen, so auffällig, dass man mich auf dem Schlachtfeld selbst aus hunderten Metern Entfernung ausfindig machen könnte und doch ist es im Moment das einzige was mich bei klarem Verstand hält. Meine Haare erinnern mich daran, wo ich eigentlich her komme und das ich nicht nur eine Marionette in dem Spiel eines anderen bin, sondern das ich genug Macht besitze um das Brett, auf dem dieses stattfindet, jederzeit umzuwerfen. 

Ich setze die Kapuze meines Blutroten Umhangs auf und mache mir nicht einmal mehr die Mühe meine Haare zu verstecken. Das sie mittlerweile so lang geworden sind, das es ohnehin unmöglich ist jede einzelne Strähne zu verbergen ist dafür nicht der Grund, ich bin es schlichtweg Leid für das, was ich bin so viel Verachtung erdulden zu müssen. Wenn die Menschen sich vor mir fürchten, dann sollen sie das tun, ich werde mich nicht länger verkriechen wie eine Ratte in der Kanalisation, sie sollen das Monster sehen, für das sie mich halten. 

Ich lasse meinen Blick über die Kerzen wandern, die den Raum erleuchten und lächle zufrieden als die Flammen immer kleiner werden bevor sie vollkommen erlöschen. Bevor ich mich zu sehr an die Dunkelheit gewöhnen oder mich gar in ihr verlieren kann, öffne ich die Tür meines Gemaches und verziehe das Gesicht bei dem Knarren, das ertönt. Ungewöhnlich ist das nicht und doch ist es grässlich in einer so ruhigen und schönen Nacht wie Heute. Wir haben erneut einen Vollmond, die perfekten Bedingungen um es schneien zu lassen und weiter an meinen Fähigkeiten zu feilen. 

Möglichst Vorsichtig schließe ich die Tür hinter mir wieder und obwohl ich nicht ganz verhindern kann, dass es trotzdem knarrt, ist es dieses mal zumindest nicht so stark wie beim öffnen. Ich schließe die Augen und atme die frische Luft ein, glücklich darüber endlich das Gemach verlassen zu können, in dem ich den ganzen Tag über praktisch eingesperrt war, weil die Gäste der Feierlichkeiten erst heute Mittag abgereist sind. 

"Du gehst mir aus dem Weg", ertönt eine Stimme plötzlich in der Dunkelheit und obwohl ich innerlich vor Schreck aufschreie, bleibe ich nach außen hin vollkommen ruhig. Ich drehe mein Gesicht zur Seite, in die Richtung aus der die Stimme kam und mustere ihn von oben bis unten.

Begin |Vkook|Where stories live. Discover now