♕60 • Zusammen ♛

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Taehyung

Ich spüre wie mein Herz schneller schlägt, als es jemals der Fall war und obwohl Jungkook mich voller Verlangen in seinem Blick ansieht, spüre ich eine Art der Zurückhaltung von seiner Seite.

Vor einer Weile noch, schien es als wäre es das Ende für uns beide, als hätte ich etwas zwischen uns zerstört, das noch gar keine Chance hatte überhaupt zu entstehen und doch stehe ich genau dort, wo mich meine Vernunft auf keinen Fall haben wollte. All die Befürchtungen, die Gefahren und die möglichen Konsequenzen, die diese harmlosen Gefühle nach sich ziehen könnten, haben mich zwei Jahre lang kontrolliert und dennoch bin ich hier.

Es scheint, dass egal was ich tue, egal welche Wahl ich treffe und für welchen Weg ich mich entscheide, alles hierher führt, an diesen Punkt. Ich habe die letzten zwei Jahre viel Zeit damit verbracht über die Götter und das, was Menschen Schicksal nennen, nachzudenken. Schicksal bedeutete für mich immer den Verlust von Kontrolle, zugeben zu müssen dass du keinerlei Freiheit in deinem Leben hast, keine Selbstbestimmung, sondern das wir alle nur Puppen sind, von jemand anderem gelenkt und wenn wir in unserem Leben keine Wahl haben, ist es dann noch Leben?

Ich bin mit dem Glauben an die Götter aufgewachsen, sie waren für mich stets so real wie die Menschen und ich bin in dem Glauben aufgewachsen, dass sie keinen Einfluss auf mein Leben nehmen. Wieso aber führt dann jeder Weg, jede Entscheidung und ihre dazugehörigen Konsequenzen hierher, zu Jungkook?

Es ist Wahnsinn, wie viel Zeit wir damit verbringen nachzudenken, über Dinge die uns beschäftigen, aber auch Dinge, auf die es eigentlich eine einfache Antwort gibt. Nicht die Götter haben diese Entscheidungen getroffen, ich war es. Das Leben nimmt unerwartete Wendungen, aber das jeder meiner Wege hierher geführt hat, liegt daran, dass ich es wollte. Egal wie sehr ich ihn Anfangs verachtet und wie oft ich ihn abgewiesen habe, letztendlich bin ich zu ihm zurück gegangen, weil ich es wollte.

Weil ich keinen Weg ohne ihn sehe.

"Wir haben zwei Jahre gebraucht um hierher zu gelangen." Er schüttelt den Kopf und sieht mich mit zusammen gezogenen Augenbrauen an. "Und ich habe keine Ahnung, ob ich bereit dafür bin."

Ich kann den Blick in seinen Augen nicht deuten, es ist als wäre er ratlos und trotz seinen Worten, sehe ich keinerlei Zweifel, die ihn plagen. Langsam wandert seine Hand von meinem Nacken zu meiner Wange. Er zieht mich noch näher an sich heran und für einen kurzen Augenblick glaube ich, dass er mich wieder Küssen würde, aber er sieht mich einfach nur an.

Mein Leben lang habe ich mich vor den Augen von Menschen versteckt, selbst an dem Ort, der eigentlich mein zu Hause hätte sein sollen. Ich bin es nicht gewohnt, offen herum zu laufen, als wäre ich Normal, als wäre ich einer von ihnen und mir wird jeden Tag aufs neue klar, dass das nicht der Fall ist.

Ich bin kein Mensch, ich war es nie und doch hat er mich nie anders behandelt. Für ihn war von Anfang an klar wer ich bin, ich war schon immer der verfluchte Prinz, bis ich ihn traf. Ich bin weder verflucht, noch verloren, ich bin der letzte meiner Art, ein Götterkind und das mächtigste Wesen dieser Welt.

Jeon Youjin mag vielleicht König sein, aber er ist dennoch ein Mensch und seine Macht ist begrenzt. Meine ist es nicht.

"Ich weiß nicht was die Zukunft für dich und mich bereit hält, aber ich bin mir einer Sache sicher." Ich lege meine Hand auf seine und bemerke nicht, wie meine Mundwinkel automatisch nach oben wandern als ich das glänzen von Hoffnung in seinen Augen erkenne. "Was auch immer passiert, ich werde bei dir sein und kämpfen."

Es dauert nicht lange bis sich sein Gesichtsausdruck verändert. Die Falten auf seiner Stirn verschwinden, seine Lippen öffnen sich einen Spalt breit und seine Augen werden größer. Er hat mich immer so angesehen, von dem Tag als ich ihn das erste Mal traf. Sein Blick hing immer an mir, seine Augen folgten mir und seine Lippen formten stets dasselbe, freche und doch charmante lächeln.

Ich kann nicht sagen, wann ich mich in ihn verliebt habe. Es gibt keinen Moment, es gibt keinen Augenblick, es gibt nur ihn. Wenn man mich fragen würde, was genau an ihm ich liebe, könnte ich nicht antworten. Irgendwann in diesen zwei Jahren habe ich mich in ihn verliebt und mich vollkommen in diesem Gefühl verloren. Meine Antwort wäre, es ist einfach so. Es ist so, weil ich sogar die Dinge, die ich an ihm hasse, liebe.

Er beugt sich nach vorne und lehnt seine Stirn an meine. "Ich wollte noch nie wirklich für etwas kämpfen, bis ich dich traf." Langsam hebt er wieder den Kopf während er die andere Hand hebt und sie ebenfalls auf meine Wange legt. "Ich lasse nicht zu, dass dich mir jemand wegnimmt."

Er beugt sich nach unten und obwohl der Kuss, in den er mich verwickelt, unerwartet kommt, erwidere ich ihn sofort. Jetzt erst wird mir klar, wie sehr ich darauf gewartet habe dieses Gefühl wieder zu spüren. Das Kribbeln, das in meiner Brust beginnt und sich im ganzen Körper ausbreitet. Die Haare, die sich bei diesem für mich vollkommen neuem und unbekannten Gefühl aufstellen. Die Hitze, die einen packt, das Verlangen nach mehr, der Wunsch es möge niemals aufhören und vor allem die Geborgenheit. Es ist eine Welle an Gefühlen, etwas was sogar stärker ist als ich.

Meine Beine und Hände zittern ein wenig und ich spüre wie mein Herz mir fast aus der Brust springt als er seine Hände an meine Hüfte legt und mich so nah an sich heran zieht, dass kein Raum mehr zwischen uns frei bleibt. Ich stöhne unabsichtlich in den Kuss hinein als ich spüre wie sein Glied sich durch die Hose gegen meines drückt.

Ich weiß nicht, wieso diese Reaktion seines Körpers mich so sehr überrascht. Er sagte mir immer und immer wieder die Wahrheit, was seine Gefühle angeht, aber dennoch ist da die Tatsache, dass Jungkook bisher nur mit Frauen geschlafen hatte. Für mich ist das alles vollkommen neu, aber Jungkook kennt es bereits und wie ich weiß tut er das auch sehr gut. Einen Mann zu küssen muss sich anders anfühlen als es mit einer Frau zu tun, aber dennoch spüre ich, wie sehr er darauf gewartet hat, wie sehr er diesen Kuss genießt, als wäre es der letzte.

Und obwohl Jungkook nicht so unerfahren sein mag wie ich, ist es auch für ihn neu. Er war noch nie verliebt, obwohl er mehr als genug Auswahl aus den schönsten Frauen des Kontinents gehabt hätte, weiß ich dass dieses Herz, das ich unter meiner Hand spüre, die ich auf seine Brust lege, nur für mich so stark schlägt. Es ist ihm egal, dass ich keine Frau bin und es ist ihm genauso egal, dass ich kein Mensch bin.

Langsam löse ich mich von ihm und wage es nicht sofort, meine Augen zu öffnen. Das hier könnte ein weiterer Traum sein, wie der, den ich letztens von ihm sah. Ich weiß, dass es nicht sein kann, denn meine Träume waren noch nie so schön und wenn das hier einer wäre, dann würde er wahrscheinlich jeden Moment sterben.

Ich lege meine Hand auf seine Wange und betrachte erneut sein Gesicht. Er hat an Farbe dazu gewonnen, seine Haut hat einen schönen Braunton angenommen und betont jetzt noch mehr die sanfte Farbe seiner Augen. Ich kann sein Gesicht nicht oft genug betrachten, es macht mich glücklich ihn zu sehen, ihn zu berühren, aber gleichzeitig habe ich Angst, dass er mir aus irgendeinem Grund entrissen wird. Dieser Gedanke macht mich krank, aber ich kann ihn nicht loswerden und so sehr ich versuche anders zu denken, so weiß ich auch, dass einer der Gründe warum ich ihn so gerne ansehe der ist, dass ich es vielleicht irgendwann nicht mehr tun kann.

„Wir können nicht wissen was kommt, wir werden wahrscheinlich mehr Feinde als Freunde haben", sage ich und schüttle den Kopf bevor sich wieder Zweifel bei ihm bilden können. „Wir werden sie bekämpfen und besiegen. Zusammen."

Er erwidert meinen Blick und statt der Zweifel sehe ich erneut Hoffnung in seinen Augen, stärker und deutlicher als es jemals der Fall war. Seine Hände umfassen wieder mein Gesicht und er lächelt so breit, dass auch ich keinerlei Zweifel mehr an meinen eigenen Worten habe.

„Zusammen."

Begin |Vkook|Where stories live. Discover now