11 | Mathe und MDMA

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An Drogen reizte mich nicht die Vorstellung, mir damit das Gehirn wegballern zu können. Das war ein cooler Nebeneffekt an der Sache, viel spannender fand ich die Macht, die der Scheiß einem versprach. Bald würde ich welche besorgen, das war mir klar.

Musste nur noch die Kohle dafür her.

»Hast du gestern eigentlich noch an das Katzenfutter gedacht?«, nervte meine Mutter rum und füllte eine Tasse mit Leitungswasser auf. Die Gläser standen alle verdreckt in der Spüle. Um den Kopf hatte sie eines unserer fleckigen Handtücher gewickelt, es endlich mal geschafft, ihre Haare zu waschen.

»Ne, vergessen«, gab ich gleichgültig zurück und sah wieder auf mein Handy. Gerade war eine Nachricht von Maxim eingegangen. Ey las mal samstag saufen bwi mir :D, hatte er geschrieben.

Sie seufzte, dann hörte ich ihr Feuerzeug klicken. Zigarettenrauch legte sich über den säuerlichen Geruch der Essensreste im Spülbecken. »Auf dich kann man sich ja ohnehin nicht verlassen«, laberte sie rum. »Ich hätt's wissen müssen.«

»Jetzt stress' mal nich' rum deswegen. Ich hab's halt vergessen, passiert jedem mal, oder? Is' ja kein Verbrechen«, fuhr ich sie gereizt an.

Wieder war ein Seufzen zu hören. Tat meine Mutter verdammt oft. Dann lenkte sie ein. »Ja, is' ja schon gut, Jonathan.«

Schweigen erfüllte unsere kleine Küche. Meine Mutter rauchte ihre Zigarette, dann noch eine, ehe sie ihren Geldbeutel aus ihrer Handtasche zog und ein paar Scheine hervorholte.

Während ich mit der linken Hand die Gabel zu meinem Mund führte, tippte ich mit der anderen eine Antwort an Maxim. Mal gucken, wer kommtn alles?

Mein Handy vibrierte nur ein paar Sekunden später.

Samu, kat auf jeden und sonst mal gucken. brinhst alk mit ? War ja typisch, dass dieser Wichser es noch immer nicht schaffte, sich selbst etwas zu besorgen.

Meine Mutter schob ihre Kochbücher zur Seite, die sie sich mal in dem plötzlichen Wunsch, eine gute Hausfrau zu sein, gekauft hatte. Verdammt dämlich so was, aber das war ihr selbst klargeworden. Jetzt lagen die Dinger unbenutzt im Regal rum, neben unbezahlten Rechnungen und alten Kassenzetteln.

Nur am Rande bekam ich mit, wie sie einen zerdrückten Umschlag aus dem Chaos hervorfischte.

Verdammt, warum hatte ich eigentlich nicht schon früher daran gedacht? Für das Ersparte meiner Mutter ließe sich doch keine bessere Verwendung finden, als wenn ich mir dafür Drogen kaufen würde.

»Vielleicht reicht's ja bald für die neue Spülmaschine«, murmelte sie mit Blick auf die Geldscheine, die sie in dem Umschlag verschwinden ließ. »Sind ja seuteuer, die Teile.«

»Echt mal«, bestätigte ich kauend, während ich mir alle Mühe gab, nicht zu auffällig zu grinsen. Schien ja ganz so, als würde diese Sache noch viel einfacher als gedacht werden.

Der Zeiger der Küchenuhr bewegte sich langsam in Richtung elf Uhr, meine Mutter musste gleich los zur Spätschicht. Ich konnte es kaum abwarten, dass sie gehen würde, doch ausgerechnet heute musste sie trödeln. Verfickte Scheiße.

Sie verschwand im Badezimmer. Kurz darauf war das Geräusch des Föhns zu hören.

Eilig stand ich auf, zog den Umschlag hervor und öffnete ihn. Mit einer schnellen Bewegung zählte ich die abgenutzten Scheine durch. 170 Euro. Aufgeregt war ich nicht. Selbst wenn sie mich erwischen würde, könnte sie sich doch ohnehin nicht gegen mich durchsetzen. Es gab nichts, das ich zu befürchten hatte.

Die Verlierer - Könige der PlattenbautenWhere stories live. Discover now