28 | Ekstase

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Bei Tarek mitzufahren, bedeutete auch immer, sich gedanklich darauf vorzubereiten, dass man gleich abkratzen könnte. Er hatte immer genug Alk und Drogen intus, dass es echt ein Wunder war, dass wir nie von den Bullen angehalten wurden, und noch dazu hing er die meiste Zeit an seinem Handy, klärte irgendwas mit seinen Kunden.

»Was'n eigentlich passiert zwischen dir und Üzeyir?«, fragte ich, während wir über den Tempelhofer Damm fuhren. Schallschutzwände zogen vorbei, die Graffiti verschwammen zu einem einheitlichen Bunt.

Scheiß Frage, hätte ich nicht stellen sollen. Scheiß Gras, ohne das hätte ich meine Fresse gehalten. Ging mich ja auch überhaupt nichts an, was zwischen den beiden abgegangen war, das gehörte zu den Dingen, die man in unserem Viertel mit Sicherheit nicht wissen wollte. Das machte mir auch Moussas abwertender Blick klar. Obwohl er kaum eine Miene verzogen hatte, war mir klar, dass er innerlich bestimmt über mich herzog. Wie ich diesen Wichser doch hasste.

Ich würde ihn schon noch dazu bringen, auf dem Boden zu kriechen und Befehle von mir entgegen nehmen zu dürfen.

Tarek, der gerade an seinem Handy durch seine Songs scrollte, lachte nur. Obwohl seine Karre scheiße alt war, hatte sie ein neues Autoradio, das zwar nicht perfekt in die dafür vorgesehene Öffnung passte, dafür aber sogar einen Aux-Anschluss hatte.

»Was?«, fragte ich ihn gereizt, als er sich komplett zu mir umdrehte. Ich war bereit, ihm eine weitere Zahnlücke zu verpassen.

»Chill mal. Ich wollt' gerade den großen Geschichtenerzähler spielen.«

Hatte dieser Typ auch mal vor, mal wieder auf die Straße zu gucken oder war das irgendwie keine Option?

»Ey, du musst runter«, mischte Arsenij, der neben mir auf der Rückbank saß, sich ein und Tarek riss ohne runterzubremsen das Lenkrad herum, sodass ich über die halbe Rückbank rutschte, während er die Ausfahrt runterfuhr. Erst als bedrohlich nah vor uns ein Lastwagen auftauchte, kam er auf die Idee, dass Bremsen gar nicht so schlecht wär' und stieg voll in die Eisen.

Alter.

Ich könnte zuhause in meinem Bett liegen und zocken, verdammt.

Dann begann Tarek zu labern. Davon, wie er und Üzeyir gemeinsam mit dem Dealen angefangen hatten. »Verstehste? Wir waren Büder, ey, der war Familie«, erzählte er und dann davon, wie Üzeyir aus dem Geschäft aussteigen wollte und ihn deshalb um einen ganzen Haufen Kohle hintergangen hatte.

Ich hörte aufmerksam zu, während ich aus dem Fenster raussah, die nächtliche Stadt vorbeiziehen sah, aber es war nichts dabei, das ich gegen Aykan verwenden könnte.

»Ey da, seht ihr?«, sagte Tarek bald und deutete aus dem Fenster, wo zwischen einem irgendwie ranzigen Blumenladen und einer verrammelten Pizzeria ein türkischer Friseursalon lag. Das musste also der Laden von Üzeyirs Bruder sein. »Da sitzen die ganzen ach so harten Kerle drin und lassen sich wie Schwuchteln die Bärte machen.« Er lachte gehässig.

»Und drum ficken wir sie wie Schwuchteln in den Arsch«, ergänzte Arsenij.

Ein vorfreudiges Grinsen lag auf Moussas Gesicht, als wir in eine Seitenstraße fuhren und Tarek dort sein Auto parkte. Komplett schief und halb auf'm Bürgersteig, konnte ja fast als Weib durchgehen.

Es war eine Sackgasse, an deren Ende eine hohe Mauer stand. Nicht unbedingt eine gute Möglichkeit, falls wir fliehen mussten. Ich zog mir die Kapuze meines Pullovers über den Kopf, dann stieg ich aus und schlug die Tür von Tareks unauffälligen Kombi hinter mir zu. Der beißende Geruch von Pisse vermischte sich mit dem frischen des Nieselregens.

Grob stieß Moussa mich zur Seite, als er an mir vorbeiging, um den Kofferraum zu öffnen und den Baseballschläger daraus hervorzuholen.

»Für wen hältst du Wichser dich eigentlich?«, zischte ich und spuckte vor ihm auf den Boden. Moussa hob seine rechte Braue nur einen Ticken, ein verdammt provozierender Blick. Im Gegensatz zu uns waren seine Augen nicht rotunterlaufen, er hatte die Bong nicht angerührt. Gesoffen hatte er auch nicht, das tat er nie. Richtige Pussy halt.

Die Verlierer - Könige der PlattenbautenWhere stories live. Discover now