27 | Ballerspiele und Gangsterfilme

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Federico ließ sich von meinem Blick natürlich nicht beirren, sondern begann in aller Seelenruhe damit, meiner Mutter beim Einräumen des Einkaufs zu helfen. Ich biss wütend meine Zähne aufeinander, während meine Alte bei so viel Höflichkeit wahrscheinlich gleich einen Orgasmus bekam.

Ekelhaft.

»Vielen Dank, das ist ja wirklich lieb von dir!«, lächelte sie, als Fede die letzten Joghurtbecher im Kühlschrank verstaute. Waren natürlich die, die schon kurz vor'm Ablaufen waren, weil für was Vernünftiges ja nie genug Geld da war. Hätte die Alte sich halt mal um einen vernünftigen Job gekümmert. »Jonathan, du könntest dir echt mal'n Beispiel nehmen.«

Ich ignorierte sie und stand stattdessen auf. »Komm' jetzt«, schnauzte ich Fede an. »Die Fotze hat's gar nicht verdient, dass man ihr hilft.«

Mir entging der verletzte Blick meiner Mutter nicht, doch sie sagte nichts dazu, wie immer. Ganz im Gegensatz zu Federico, der seine Fresse aufreißen musste. »War das jetzt wirklich nötig?«

»Misch dich nicht ein«, zischte ich und ging vor ihm durch den Flur zu meinem Zimmer. Fede sülzte meine Mutter noch mit irgendwas voll, ich achtete schon gar nicht mehr darauf, dann folgte er mir.

»Boah, was war das für 'ne Nummer grad? Gibst du dir eigentlich Mühe, jedes Vorurteil von 'nem scheiß Streber zu erfüllen?«, fuhr ich ihn an und schmiss meine Zimmertür hinter uns ins Schloss, so schwungvoll, dass das billige Holz im Rahmen wackelte.

»Vielleicht fuck' ich dich ja auch nur gerne ab«, grinste Fede und setzte sich vor meinem Fernseher auf den Boden. »Also, was ist? Wollten wir nicht zocken?«

Ich biss meine Zähne aufeinander. Sein verkacktes Selbstbewusstsein, die Selbstverständlichkeit, mit der er sich in meinem Zimmer bewegte, ging mir schon wieder hart auf den Sack.

Aber ich würde mir nichts anmerken lassen. Ihm nicht das geben, was er wollte.

»Such dir was raus«, meinte ich mit Blick auf die Spielhüllen, die ich neben der Konsole in das Schränkchen gestopft hatte. Eigentlich wollte ich nur sehen, wie er die Sachen wieder weglegte, weil ihm eh alles zu brutal war.

»Ja, krass«, kommentierte Federico, der ein bisschen nach vorne rutschte und damit begann, sich meine Games durchzusehen. »Meine Eltern würden mir nie so viel kaufen.«

»Die meisten sind geklaut«, sagte ich schulterzuckend, auch wenn das überhaupt nicht wahr war. Ich ließ zwar die ganze Zeit Alkohol und Kippen mitgehen, Spiele aber erst das eine Mal mit Leonardo und seinem komischen Kumpel.

Federico ließ sich viel Zeit bei seiner Wahl, zog jede Hülle einzeln raus und las flüchtig die Beschreibungen durch. Ein bisschen überrascht hob ich die Augenbrauen, als er mir F.E.A.R. reichte. Ich hatte eigentlich eher erwartet, dass er sich gar nichts raussuchen würde, mir nur irgendeinen Spruch drücken, von wegen, ich spiel ja eh nur niveaulosen Scheiß.

Ich legte das Game in die Konsole ein und startete es, dann drückte ich ihm den zweiten Controller in die Hand.

Man merkte, dass er keine Erfahrung hatte, wahrscheinlich nicht oft zuvor gezockt hatte, doch er lernte schnell. Schon allein deswegen, weil er verdammt ehrgeizig war und der wahrscheinlich schlechteste Verlierer, dem ich je begegnet war.

»Wir können auch was spielen, das du besser kannst. Mario Kart oder so«, bot ich an, während ich mühelos seinen Charakter mit meinem Sturmgewehr abknallte.

»Cazzo!«, fluchte Fede und drückte auf seinem Controller herum, auch wenn das jetzt natürlich nichts mehr brachte.

»Sieh's einfach ein, dass du scheiße bist«, provozierte ich weiter.

Die Verlierer - Könige der PlattenbautenWhere stories live. Discover now