14 | Von Katzen und Katern

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Auch am nächsten Morgen kotzte ich noch. Oder wieder. Wie auch immer.

Kraftlos legte ich meinen Arm auf der Klobrille ab, ließ meinen Kopf darauf sinken. Der Gestank von Pisse und Erbrochenem, gemischt mit der Chemie des Toilettensteins, stieg mir in die Nase, doch er kümmerte mich kaum. Ich würde einfach für immer hier liegen bleiben.

Doch daraus wurde nichts.

Schrill legte sich das Geräusch der Türklingel über die dumpfe Technomusik, die aus der Wohnung unserer Nachbarn klang. Die Scheiße harmonierte alles andere als gut mit meinen verfickten Kopfschmerzen, ließ mich mein Gesicht gequält verziehen.

»Wie geht's dir, meine Süße?«, erklang Tommys Stimme im Flur, gefolgt von schweren Schritten und dem Zuschlagen der Tür. Na, geil. Diese kitschige Heuchelei hatte mir gerade noch gefehlt.

»Muss, ne?« Dann Stille, wahrscheinlich leckten sie miteinander rum.

Als ich mir sicher war, dass die beiden in der Küche verschwunden waren, zog ich mich am Waschbecken hoch und hielt meinen Mund kurz unter den Wasserhahn, um ihn auszuspülen, auch wenn das kalte Wasser den Geschmack nach Galle nicht verschwinden ließ.

Im Waschbecken aus kackhässlichem rosa Porzellan klebten schwarze Haarstoppeln. Bestimmt hatte die Alte sich für ihren Stecher rasiert. Besser gar nicht darüber nachdenken, ehe ich wieder würgen musste. Ich schleppte mich zurück in mein Zimmer.

Auch wenn es noch immer in meinem Magen grummelte, sich ein stechender Schmerz durch meinen Schädel bohrte, fiel ich bald in einen unruhigen Schlaf. Träumte irgendeinen Bullshit, den ich genauso schnell wieder vergaß.


Als ich das nächste Mal meine Augen öffnete, war Lexie in meinem Zimmer. Gerade zog sie die Tür hinter sich zu und die scheiß Katze sprang auf mein Bett.

»Hey, Jay. Lebst du auch noch?«, grinste meine Schwester und ließ sich im Schneidersitz auf den Teppichboden sinken.

Ich fuhr mir durchs Gesicht und ließ meinen Blick einen Moment lang desorientiert durch mein Zimmer gleiten. Draußen war der Himmel noch weiter ergraut, verfärbte sich langsam dunkelblau. Als ob es einfach schon so spät war und es mir noch immer so dreckig ging.

»Tu mal das scheiß Ding aus meinem Bett, ey«, murmelte ich und erhob mich ein wenig, um die Katze grob zur Seite zu schieben. Fauchend griff sie mich an und noch ehe ich meinen Arm zurückziehen konnte, hatte sie darauf eine blutige Kratzspur hinterlassen. Ich seufzte und legte meinen Kopf auf dem fleckigen Kissen ab.

»Das ist wohl verdiente Rache«, lachte meine Schwester und strich über das schwarzweiße Fell der Katze. »Gut gemacht, Fleckie.«

»Tust du noch was anderes, als mich auszulachen oder was willst hier?« Ich warf ihr einen kurzen Blick zu, dann schloss ich wieder die Augen.

»Wollt' nur wissen, wie's dir geht.«

»Blendend. Siehst du doch«, gab ich mit schwachem Grinsen zurück. Rumheulen würde ich niemals.

»Wie bin ich überhaupt heimgekommen?«, murmelte ich dann und rappelte mich doch wieder auf. Tastete nach dem bereits geöffneten Energy Drink auf dem verstaubten Fenstersims, kippte das abgestanden schmeckende Zeug hinunter.

»So'n Typ hat dich heimgebracht. Hat irgendwann heute Nacht um vier oder so geklingelt«, erklärte Lexie und streifte sich einen der Zopfgummis, die sie um ihr Handgelenk trug, ab.

»Wer?«, fragte ich nach.

Mit konzentrierter Miene teilte sie ein paar Strähnen ihrer dunkelblonden Haare ab und machte sich irgendeine Frisur, die sie nur hässlicher aussehen ließ. »Dieser eine Italiener da.«

Die Verlierer - Könige der PlattenbautenWhere stories live. Discover now