26 | Gemeinsamkeiten

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»Willst du dich jetzt auch über mich lustig machen?«, herrschte ich ihn an und bereute die Worte sofort wieder. Scheiße, wie eingeschnappt konnte man eigentlich klingen? »Verpiss' dich!«

Federico setzte sich trotzdem zu mir und drückte mir ein Kühlpack in die Hand. Skeptisch hob ich die Augenbrauen. Als ob er halt extra zu den Schulsanitätern gegangen war. Und woher wusste er überhaupt davon? Er war doch vorhin gar nicht am Raucherplatz gewesen.

»Du siehst echt beschissen aus«, grinste er.

»Warum hauste nicht einfach ab?« Ich rotzte auf den Boden, Blut hatte sich mit dem Schleim vermischt. Meine Schläfe pochte unaufhörlich. Oktays Schläge waren viel fester gewesen, als ich es diesem Hund überhaupt zugetraut hätte.

»Weißt doch, dass ich nichts auf deine Befehle geb'.« Fede warf mir ein verschmitztes Grinsen zu, seine Beine zog er in den Schneidersitz.

»Nein, ernsthaft, kann dir doch egal sein, wie's mir geht.« Ich kniff die Augen zusammen, während ich das Kühlpack gegen meinen Kopf drückte.

Er sah mich amüsiert an, als hätte ich gerade etwas total Bescheuertes gesagt. »Vielleicht bin ich auch nur hier, um mich über dich lustig zu machen, weil du verloren hast?«

Ich holte aus, um ihm einen festen Schlag gegen den Oberarm zu verpassen, traf aber nicht wirklich. Belustigt hob er seine Augenbrauen. »Du laberst eh nur«, erklärte ich und boxte ihn nochmal. Dieses Mal verfehlte ich mein Ziel zwar nicht, doch wirklich weh schien es ihm nicht zu tun.

»Ich bekomm' schon richtig Angst vor dir«, spottete Fede.

Ich wischte mit einem Zipfel meines Shirts über mein rechtes Auge, einzelne Blutstropfen hingen zwischen den Wimpern und verschleierten meine Sicht. »Woher weißt du überhaupt davon?«

»Maxim hat die Story eben erzählt. Aus seinem Mund klang's 'n bisschen so, als würdest du gerade verbluten oder was in der Art«, meinte Fede und zupfte ein paar Grashalme aus, die er auf den Boden rieseln ließ. Bei ihm wirkte es nicht nervös, viel eher total gelangweilt.

»Dann hast du dir ja doch Sorgen gemacht«, grinste ich triumphierend.

»Jay«, lachte Fede. »Träum' weiter.«

Wie schaffte es dieser Wichser eigentlich die ganze Zeit, mich wie einen absoluten Idioten hinzustellen? Ich ballte meine Faust und drehte den Deckel der Wodkaflasche auf, ehe ich einen tiefen Schluck nahm. Der Alkohol brannte in meinem Rachen.

»Und jetzt verpasst du den Unterricht, um mir auf den Sack zu gehen?«

Er nickte zustimmend und verzog dann die Lippen zu einem Grinsen. »Und bitte, Jay, sag' nicht nochmal, dass ich nicht so bin wie erwartet, das hatten wir schon ein paar Mal.«

»Ne. Eigentlich wollte ich gerade sagen, dass ich schon vergessen hab, wie verdammt anstrengend du bist.«

»Du findest mich anstrengend?«, fragte Fede nach und klang tatsächlich ein wenig überrascht dabei.

»Oh, doch, sowas von. Du musst immer recht haben, jedem deine komische Meinung aufdrücken, deine Witze sind die unlustigsten überhaupt und du machst sowieso nur alles lächerlich, dann musst du ständig jedem beweisen, dass du cooler bist als gedacht-«, zählte ich auf.

»Aber du zweifelst nicht an, dass ich es bin?« Belustigt hob er die Augenbrauen.

»Siehst du! Genau das mein' ich! Das war echt nicht witzig.« Ich streckte meinen Finger aus und zerdrückte einen Käfer, der über meinen Schuh krabbelte.

Die Verlierer - Könige der PlattenbautenWhere stories live. Discover now