23 | Kein Platz für Freundschaft

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Als wir endlich an der Schule hielten und ausstiegen, blieb ich neben Federico stehen und holte meine Zigaretten aus der Tasche. Auch wenn es von außen wohl so aussah, als würde ich mich nur darauf konzentrieren, behielt ich meine gesamte Umgebung im Auge.

Sah, wie Bahar und Zoe ausstiegen und Samu sich gar nicht entscheiden konnte, welcher von beiden er jetzt auf den Arsch glotzen sollte. Maxim, der wieder irgendeinen Bullshit vor sich hinrappte und wirklich glaubte, dass er damit mal irgendwohin kommen würde.

Federicos amüsierten Blick hingegen bemerkte ich erst, als ich aufsah und ihn ebenfalls anschaute.

Wie lange hatte er mich schon beobachtet?

Ich zog an der Kippe und wandte den Blick wieder ab, gerade rechtzeitig um einen Schritt zur Seite zu machen, bevor Samu den Arm um mich legen konnte.

»Jay, Alter, was hängst'n dauernd mit dem Streber rum jetzt?«, lachte er.

»Ja, Digga, schön geschlafen?«, schloss Maxim sich an und unterbrach dafür sogar sein minderwertiges Gerappe.

»Fresse«, gab ich zurück und spuckte zwischen meinen ausgelatschten Turnschuhe auf den Asphaltboden.

»Was denn, konnteste deinen Mittagsschlaf nicht halten und bist jetzt zickig?«, stichelte Samu weiter. Dem Wichser würde ich auch noch auf die Schnauze hauen und dann wär' er wieder ganz still. Wäre Maxim nicht dabei, würde er sich nie trauen etwas zu sagen. Typen wie er waren alleine doch nie stark.

Natürlich kam auch Aykan wieder dazu.

»Ich bin weg, Jungs, bis morgen«, verabschiedete er sich, denn natürlich wollte jeder wissen, wann Aykan kam und ging. Seine Arroganz widerte mich an.

»Bis morgen«, sagte Federico mit einem leichten Lächeln, als ob er sich tatsächlich für Aykan interessierte. Dabei tat das niemand im Viertel, das würde er auch noch verstehen. Was brachte es ihm, immer so scheiße freundlich zu allen zu sein? Freundlichkeit wurde nur ausgenutzt.

»Hau lieber ab, bevor Jay auch noch an deiner Schulter pennt«, unterschrieb Samu sein Todesurteil. Ich schmiss die halbgerauchte Kippe auf die Straße und holte aus. Kraftvoll schlug ich zu, aber dank des Alkohols in meinen Adern traf ich nicht richtig. Ich rutschte ab, erwischte mehr seine Wange, aber egal. Es hatte trotzdem den gewünschten Effekt.

»Fuck, Mann!« Samu stolperte erschrocken zurück und fasste sich ins Gesicht, als könne er nicht glauben, was eben geschehen war. Selbst Schuld bei seinem respektlosen Verhalten.

»Jonathan!«, hörte ich entfernt die Stimme von Jaworski, diesem nervigen Hurensohn.

»Entspann dich«, mischte Aykan sich ein, mit so ruhiger Stimme als wäre er ein elendiger Hippie. Wollte der nicht eigentlich gerade gehen?

»Halt die Fresse«, fuhr ich ihn an. »Halt deine verfickte scheiß Fresse!«

Es juckte mich nicht, dass Federicos Blick auf mir ruhte. Dass er immer noch amüsiert aussah. War eh nur Fassade, in Wahrheit machte der Pisser sich in die Hose.

»Guck nicht so scheiße!«, sagte ich zu ihm, schubste ihn zurück und machte eine Bewegung in Maxims Richtung, der schon von alleine einen Sprung nach hinten machte.

Gut so.

»Jay, ernsthaft«, mischte Aykan sich schon wieder ein.

»Fresse!«, wiederholte ich und auch, wenn ich nicht übel Lust hatte, sie einfach alle zusammenzuschlagen, ließ ich es. Ich hätte noch was sagen können, aber an solche Idioten verschwendete ich meine Zeit nicht. Stattdessen drehte ich mich um und ging, um mich mit Wichtigerem zu befassen. Den Jaworski, der irgendwas davon faselte noch mit mir reden zu wollen, ignorierte ich. Dafür hatte ich nun wirklich keine Zeit, sollte der sich seinen Orgasmus doch woanders holen. Von mir würde er ihn sicher nicht bekommen.

Die Verlierer - Könige der PlattenbautenWhere stories live. Discover now