25 | Unbesiegbar

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Noch bevor mir klar war, was abging, war Tareks Kumpel mit einem Schritt bei Boze und haute ihm die Faust in den Magen. Der war sichtlich überrascht, krümmte sich zusammen, das Gesicht ganz verzerrt vor Schmerzen.

»Du hattest deine Chance, es friedlich zu regeln«, zischte er und packte Boze im Nacken. Bevor einer der Turnanzugtypen auf ihn losgehen konnten, donnerte er den Kopf gegen die Außenwand des Xenons. Sein Opfer stöhnte gequält auf.

»Alter, Moussa«, kam es von Tarek, der wohl genauso wenig wie ich und Boze damit gerechnet hatte. Und doch reagierte er verdammt schnell, packte den einen Kerl am Kragen seiner hässlichen Adidasjacke. Donnerte ihm die Faust in die Fresse, wieder und wieder, schneller, als ich es ihm bei seiner ansonsten so gemächlichen Art zugetraut hätte. Blut tropfte über das Gesicht des Typens, da wurde Tarek schon von dem zweiten Kerl in Trainingsjacke zurückgestoßen. Die beiden begannen miteinander zu kämpfen. Tarek war seinem Gegner schon allein deswegen überlegen, weil's durch seine Körpermasse wahrscheinlich unmöglich war, ihn umzustoßen.

Im selben Moment ging Boze zu Boden, rappelte sich stöhnend auf, doch kassierte einen Tritt von Moussa. Brutal mitten ins Gesicht. Er sackte zur Seite, Moussa trat nochmal zu.

Damit war die Prügelei so schnell wieder vorbei, wie sie begonnen hatte.

Die beiden Kumpel von Boze verpissten sich wie die letzten Ratten. Musste ein verschissenes Gefühl sein, wenn nicht mal die eigenen Handlanger so viel Respekt vor einem hatten. Was ein erbärmliches Opfer.

Moussa kauerte sich in die Hocke und sah zu seinem Gegner hinab. Was er ihm sagte, konnte ich nicht verstehen, doch es mischte sich ein wütender Ausdruck in Bozes ohnehin schon schmerzverzerrte Miene. Blut tropfte aus einer Platzwunde auf seiner Schläfe zu Boden.

»Hast du das verstanden?«, wurde Moussa plötzlich laut.

»Is' okay ... ihr seht uns hier nich' mehr«, presste Boze hervor, dennoch packte ihn Moussa am Haaransatz und donnerte sein Gesicht brutal auf den Asphalt.

Auf Moussas von der Narbe zerteilten Lippen tauchte ein Lächeln auf, als er sich wieder erhob. Diese abgedrehte Zufriedenheit war fast schon gruselig.

»Jetzt, Jay, wird's Zeit zum saufen, findest du nicht?«, lachte Tarek und klopfte mir kräftig auf den Rücken. Abgesehen von den Schweißflecken an seinem Unterhemd war nichts davon anzumerken, dass er sich gerade noch geprügelt hatte. Ich sah kurz zu Boze, der stöhnend in seiner erbärmlichen Position verharrte.

»Bring' deinem Köter lieber bei, dass er uns nicht die ganze Zeit hinterher dackeln soll«, zischte Moussa und warf mir einen drohenden Blick zu, ehe er sich abwandte.

Ich starrte ihm wütend hinterher, erwiderte aber nichts. So eine Kindergartenscheiße hatte ich echt nicht nötig. Es würde sowieso nicht mehr lange gehen und auch Moussa würde tun, was ich sagte.

Dann, wenn dieses Viertel nur einen Anführer kennen wird, auf einen einzigen Typen hören. Und zwar mich.

Weil ich verdammt nochmal unbesiegbar war.


Der Tag danach war die verfickte Hölle. Obwohl ich nicht einmal sonderlich verkatert war, schaffte ich es kaum aus meinem Bett raus. Fühlte sich schon wie die krasseste Herausforderung überhaupt an, zu meiner Konsole zu gehen und Call of Duty zu starten. Ich zockte das Spiel komplett durch, doch es langweilte mich unglaublich. Die Zeit strich ätzend langsam voran, irgendwie wollte es gar nicht mehr dunkel werden.

Gegen Abend kam Lexie in mein Zimmer. Ausnahmsweise war ich darüber ziemlich froh, denn so konnte ich an Chips kommen, ohne mich selbst in die Küche bewegen zu müssen.

Die Verlierer - Könige der PlattenbautenWhere stories live. Discover now