38 | Woran denkst du beim Wichsen?

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In unserer Küche hatten sich tatsächlich zwei so Hurensöhne von der Polizei breitgemacht. Mit Waffen und Schlagstöcken an ihren Hüften und einer hässlichen Uniform. Keine Ahnung, da musste schon grundsätzlich im Leben was schiefgelaufen sein, wenn man sich dem Staat so verschrieb. So unterordnete. Richtig ekelhafte Stiefellecker, die auch weiterlecken würden, würde ihr Chef den Schwanz auspacken und pissen.

Bei ihnen war auch eine Frau mit lila gesträhnter Kurzhaarfrisur, die wohl jugendlich wirken sollte, aber nur zeigte, dass sie mit Sicherheit hart untervögelt war. Keine Ahnung, was die Fotze hier wollte.

»Jonathan Meyer?«, fragte mich der eine Polizist. Er hatte einen rotbraunen Vollbart und irgendwie was Väterliches an sich.

Ich nickte.

»Du brauchst nicht aufgeregt sein, wir wollen nur mit dir reden«, erklärte der Polizist in beruhigendem Tonfall und rückte einen der Stühle vom Tisch ab. »Setz dich hin.«

»Meine Fresse, bild' dir mal nichts ein«, erwiderte ich patzig und ließ mich auf den Stuhl fallen. Die Arme verschränkte ich vor der Brust.

Die würden mich niemals einschüchtern können.

Okay, vielleicht hatte er recht und ich war ein wenig aufgeregter, als ich sollte, aber ich würde mir das nicht anmerken lassen. Niemals. Darauf warteten die doch nur. Dass man anfing, Angst zu haben und deswegen alles tat, was die von einem verlangten.

»Das sind übrigens Herr Freyer ...« Die Olle deutete auf den bärtigen Polizisten und dann auf seinen Kollegen. » ... und Herr Keskin und ich bin Frau Märting«, lächelte sie und hielt mir die Hand hin, an deren Fingern ein goldener Ehering steckte. »Ich bin vom Jugendamt. Wenn Kinder schon so früh straffällig werden, hat das oft auch mit ihren Familienverhältnissen zu tun, darum bin ich dabei.«

Bla, bla, bla. Meinte die ernsthaft, dass das irgendjemanden juckte?

Ich nahm sie nicht entgegen, sondern behielt die Arme vor der Brust verschränkt.

»Mein Gott, Jonathan, kannste eigentlich noch was anderes, als dich lächerlich zu machen?«, sagte Tommy höhnisch, der sich neben der Tür aufgebaut hatte und einen auf großen Boss machte.

»Haben Sie das Sorgerecht?«, fragte der zweite Bulle ihn mit strenger Stimme. Der war Südländer und das war ja wohl noch lächerlicher. Wusste doch jeder, dass die Polizei der größte Rassistenhaufen überhaupt war.

»Nein.«

»Dann raus mit Ihnen. Bei der Vernehmung dürfen Sie nämlich nicht anwesend sein«, erklärte er.

»Jaja«, erwiderte Tommy und verließ dann die Küche.

Ich warf ihm ein überhebliches Grinsen zu. Es war unübersehbar, dass er sich einen drauf abwichsen wollte, wie die Bullen mich verhörten.

Und jetzt durfte der Arme nicht einmal dabei sein. Schon tragisch.

»Es geht um mutmaßliche Körperverletzung und Vandalismus«, erklärte mir Freyer. Er ließ sich mir gegenüber nieder und breitete seine Unterlagen auf dem Tisch aus, der mit ein paar Brotkrümeln und klebrigen Resten von Marmelade bedeckt war.

»Warten Sie! Ich mach' das noch kurz sauber.« Meine Mutter machte eilig einen Putzlappen nass und wischte über die Platte, als der Bulle seine Unterlagen angehoben hatte.

»Nur kein Stress«, lächelte Keskin. Wie ich diese ekelhafte, geheuchelte Freundlichkeit doch hasste.

»So, jetzt aber zu dir«, setzte er an.

Der andere hatte sich mit verschränkten Armen hinter ihm aufgebaut. »Arsenij Sokolow hat gestanden, an dem Überfall auf den Friseursalon in der Geranienallee beteiligt gewesen zu sein und im Rahmen der Vernehmung fiel auch dein Name. Dir wird Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch zur Last gelegt.«

Die Verlierer - Könige der PlattenbautenWhere stories live. Discover now