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Auf dem Weg zur Schule rutschen Julius und ich dann einige Male fast aus, da die Wege wegen vergangener Nacht vereist sind. Ich hasse Winter, das gebe ich offen zu. Ich hasse es wenn es kalt ist und ich mir fast den Arsch abfriere. Ich freue mich wirklich wenn es endlich Sommer ist und es wieder wärmer wird. Wobei, lieber nicht. Dann wird es wieder zu warm.

Bei der Schule angekommen trennen sich schon wieder die Wege meines Bruders und mir. Julius verschwindet zu seiner Clique und ich? Ich stehe allein auf dem Hof. Echt super, wenn jetzt auch noch... „Oh, na wen haben wir denn da?" Mist. Das darf doch nicht jetzt wahr sein.

Ich versuche schnell irgendwohin zu verschwinden, doch da macht mir das Glatteis nen Strich durch die Rechnung. Sobald ich loslaufen will, rutsche ich auf dem Eis aus und liege im nächsten Moment der Länge nach da. Super! Kann es denn noch schlimmer kommen?

Ich versuche aufzustehen, was mir mehrere Male misslingt und werde dann ich hochgezogen. Ich öffne meine Augen und sehe in die der Person, welche ich so sehr hasse, die ich aber auch liebe. Fabian Fischer, der beliebteste Junge meiner Schule und unglücklicher Weise auch mein heimlicher Schwarm seit etwa der 7.Klasse. Seine Augen strahlen so einen unglaublichen Hass aus und jagen mir einen kalten Schauer über den Rücken.

Fabian grinst mich fies an und sagt: „Dachtest du wirklich, dass du mir entkommen kannst? Du bist echt so erbärmlich." Er fängt an zu lachen und mein Herz fängt ungewollt an schneller zu schlagen. Wieso passiert so etwas genau in so einer Situation?

„Sagst du nichts dazu, kleines Opfer?" Fabian packt mich mehr am Kragen und zieht mich dann in irgendeine Ecke. Er drückt mich mit dem Rücken gegen eine Wand und fängt an auf mich einzuschlagen. Nach einiger Zeit tauchen auch noch seine Freunde auf und machen mit. Davon bekomme ich allerdings nicht mehr wirklich viel mit, da ich nach einiger Zeit das Bewusstsein verliere und auf dem Boden zusammenbreche.

Ich komme wieder zu mir, als jemand an meiner Schulter rüttelt. „Wach auf Nico.", sagt die Person zu mir und ich öffne meine Augen. Julius kniet neben mir und sieht mich besorgt an. „Julius? Wo bin ich? Was ist passiert?", frage ich leise. Dabei versuche die aufkommenden Kopfschmerzen zu ignorieren. „Du bist auf dem Hof. Fabian und seine Sklaven haben dich zusammengeschlagen und liegen lassen.", antwortet mein Bruder. Ich nicke. „Deine Lippen sind ganz blau. Du musst sofort von hier weg."

Julius hilft mir hoch und stützt mich beim laufen. Er geht mit mir rein und bringt mich ins Krankenzimmer. Dort kümmert sich die Schulkrankenschwester um meine Verletzungen und legt mir dann eine Decke um meine Schultern, in die ich mich sofort reinkuschle. Während sie das macht fragt sie was überhaupt passiert. Ich erzähle ihr von der Sache auf dem Hof. Julius weicht mir die ganze Zeit über nicht von der Seite. Und wie geht es mir währenddessen? Mir ist kalt, mir tun Stellen weh, wo ich gar nicht wusste das ich dort Stellen habe und mein Kopf fühlt sich an als würde er jeden Moment explodieren.

„Du musst nicht die ganze Zeit hier bleiben Julius. Du musst doch zum Unterricht.", sage ich zu ihm während die Schulkrankenschwester sich um etwas anderes kümmert. Julius schüttelt den Kopf. „Sag so etwas nicht Nico. Du bist im Moment wichtiger." „Aber...", ich möchte etwas dazu sagen, Julius unterbricht mich aber und setzt sich neben mich auf die Liege, auf der ich sitze. „Nicolas, hör mir zu. Denkt du etwa wirklich dass ich dich einfach allein lasse, wenn ich weiß das es dir nicht gut geht?" Ich schüttel den Kopf. „Nein, das nicht Julius. Aber ich möchte nicht das du wegen mir zu spät zum Unterricht kommst oder schwänzt." Ich senke meinen Blick. Julius beobachtet dies und legt dann seine Arme um mich. Ich lege meinen Kopf auf seiner Schulter ab und erwidere die Umarmung.

Wir lösen uns voneinander. Mein Bruder legt seine Hand an meine Wange und lächelt mich sanft an. „Nico, mach dir bitte nicht immer solche Sorgen um andere. Denk doch mal auch mal an dich. Aber bitte fresse nicht deine Probleme dabei immer so in dich rein." „Das sagst du so leicht." Der brünette schüttelt den Kopf. „Nein Nicolas. Du bist mein Bruder. Ich kenne dich besser als wohl keiner anderer. Ich weiß wie du tickst und ich merke es wenn es dir nicht gut geht. Als wir klein waren, nachdem Mutter Vater verlassen hat hast du dich um uns alle gekümmert und dich selbst hinten angestellt. Und das obwohl du erst 8 warst. Du hast deine Probleme immer mit dir selbst ausgemacht und das hat sich bis heute nicht geändert. Das selbe war auch heute bei Fabian." „Was hat Fabian jetzt damit zu tun?", frage ich und sehe Julius misstrauig an.

Julius schüttelt den Kopf und nimmt seine Hand von meiner Wange. „Nicolas ich weiß ganz genau, dass du in Fabian verliebt bist und deswegen leidest. Und ich verstehe nicht warum du in ihn verliebt bist und dich immer von ihm fertig machen lässt."

Ich möchte etwas dazu sagen, jedoch ertönt in dem Moment die Stimme der Schulkrankenschwester. „Tut mir leid das ich euch unterbreche. Aber ich wollte fragen ob jemand bei euch zuhause ist, der Nicolas abholen könnte." Synchron schütteln Julius und ich den Kopf. „Nein, aber unsere Schwester müsste da sein." Sie nickt. „Okay, ich rufe sie an." Ihr fragt euch jetzt bestimmt woher denn die Schulkrankenschwester die Telefonnummer von unserer Schwester hat. Tja, ganz einfach. Das hier ist nicht das erste Mal das ich hier sitze. Ich musste auch schon öfters abgeholt werden und da Mum arbeiten war und nicht weg konnte hat Sonja mich abgeholt. Ja, klingt schlimmer als es wirklich ist.

Nach ein paar Minuten kommt dann die Krankenschwester zurück. „Ich hab sie angerufen. Sie ist unterwegs." Wir nicken und Julius steht auf. „Ich geh dann mal in den Unterricht. Bis später Nicolas." Ich nicke und mein Bruder verlässt das Krankenzimmer.

Ein paar Minuten später ist Sonja da. Auf dem Weg zu ihrem Auto sprechen wir kein Wort miteinander. Erst als wir im Auto sitzen fängt sie an mit mir zu reden. „War es dieser Fabian der dir dies angetan hat?", fragt sie und sieht mich durch den Rückspiegel an. Ich antworte nicht auf ihre Frage und senke meinen Blick. Sonja seufzt, dreht sich um und sieht mich an. „Hör zu Nicolas. Es tut mir leid, dass ich das jetzt sage, aber du musst auch mal anfange dich zu wehren. Das kann nicht auf ewig weitergehen, dass du jeden Tag verprügelt wirst und ich dich fast immer von der Schule abholen muss. Ich habe auch nicht immer Zeit und es bringt dir auch nichts in der Schule." „Wenn du nur wüsstest.", flüstere ich und hoffe das sie es nicht versteht.

Meine Schwester sieht mich an und sagt kein Wort mehr zu mir. Sie dreht sich um, startet den Motor und fährt dann los. Auf dem Weg nach Hause sprechen wir kein Wort mehr miteinander. Während der Fahrt sehe ich aus dem Fenster und denke an das was Julius gesagt hat. Nicolas ich weiß ganz genau das du in Fabian verliebt bist und deswegen leidest. Und ich verstehe nicht warum du in ihn verliebt bist und dich immer von ihm fertig machen lässt."

Diese Frage nach dem warum hat mir Julius schon so oft gestellt und ich habe ihm nie eine Antwort darauf gegeben. Ich weiß auch nicht warum ich ihm nicht erzählen konnte warum das alles so ist. Vielleicht wollte ich ihm nicht mit meinen Problemen nerven, da er mit seinem eigenen Zeug beschäftigt war.

Während ich über das nachdenke was Julius zu mir gesagt hat werden langsam meine Augenlieder schwerer und ich drifte langsam aber sicher in die Traumwelt ab.

Viel schlafen kann ich aber nicht. Mir wird an der Schulter gerüttelt und ich öffne meine Augen. „Komm Nico. Wir müssen rein.", sagt meine Schwester und ich nicke. Ich schnalle mich ab und steige dann aus dem Auto aus. Sonja schließt noch das Auto ab und wir gehen dann rein.

Mein Mobber und ichWhere stories live. Discover now