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Im Haus stelle ich meine Tasche ab und ziehe meine Jacke und Schuhe aus. Danach wende ich meiner Schwester zu. „Sonja, du musst nicht hierbleiben. Ich komme auch alleine klar. Du hast doch bestimmt noch viel zu tun." Sonja, welche gerade dabei ist sich ihrer Sachen zu entledigen, sieht mich an. Sie hängt ihre Jacke an den Kleiderhaken und legt ihre Hände auf meine Schultern. „Nico, mach dir keine Sorgen um mich. Du bist im Moment viel wichtiger. Und jetzt geh ins Bett, du musst dich ausruhen." Habe ich nicht fast das selbe Gespräch mit Julius heute gehabt?

Ich nicke und gebe nach, weil ich überhaupt keinen Bock darauf habe jetzt ewig mit meiner älteren Schwester zu diskutieren. Ich weiß schon was da rauskommt. „Du hast recht." Sonja nickt und wuschelt mir dann durch die Haare. „Meine schöne Frisur.", sage ich und richte meine Haare, worauf sie nur lacht. Ja, sehr sehr witzig.

Ich verdrehe meine Augen und wende mich von Sonja ab. Ich drehe mich um und gehe die Treppen hoch in Richtung meines Zimmers.

Auf dem halben Weg halte ich dann jedoch an und spreche meine Schwester an. „Sonja." Sie sieht zu mir. Auf meinen Lippen bildet sich nun ein Grinsen und ich sage frech: „Weißt du eigentlich wie sehr ich dich doch hasse?" Sie schüttelt den Kopf. „Ich wusste doch dass du nicht einmal etwas gescheites zu mir sagen kannst." Ich zucke mit den Schultern. „Aber ich sage doch nur die Wahrheit." Sonja nickt. „Ja genau Brüderchen. Und jetzt verschwinde, oder soll ich dich ins Bett tragen?" Ich schüttel den Kopf und gehe dann die Treppe hoch in mein Zimmer. Dort ziehe ich mir einen Pulli und ne Jogginghose an und haue mich aufs Ohr.

Ich wache wieder auf, als die Tür zu meinem Zimmer aufgeschlagen wird und gegen meine Kommode knallt. Mein Bruder Julius betritt das Zimmer. „Aufstehen Nico. Ich hab Hausaufgaben für dich.", sagt er mit fröhlicher Stimme und legt die Aufgaben auf meinem Schreibtisch ab.

Ich setze mich auf und reibe mir über meine müden Augen. Mein Blick wandert zu meinem Wecker auf meinem Nachttisch. „Was machst du denn schon hier? Müsstest du nicht noch in der Schule sein und Unterricht haben?"

Julius nickt und lässt sich dann auf meinem Schreibtischstuhl fallen. „Die letzte Stunde ist ausgefallen, weil Herr Engels krank ist." Herr Engels ist Julius Geografielehrer. Und der Junge auf dem Schreibtischstuhl hätte jetzt eigentlich noch bei ihm.

Ich nicke. „Okay, und gibt es sonst noch was das ich wissen sollte?" Ich setze mich an den Rand meines Bettes, mein Blick auf meinen Bruder gerichtet, der auf meinem Schreibtischstuhl sich bequem gemacht hat und damit fröhlich im Kreis dreht. Tolles Spielzeug, was Mutter da so hingestellt hat. Julius sitzt auf dem Teil wesentlich mehr als ich.

Er zuckt nur mit den Schultern. „Eigentlich nicht. Außer das Fabian wieder eine Verwarnung bekommen hat." Ich nicke. „Hat er verdient. Hoffentlich bekommt er bald noch eine und fliegt endlich von der Schule.", antworte ich und glaube ehrlich selbst nicht was ich da von mir gebe.

Julius sieht mich an. Sein Gesichtsausdruck verrät mir das er mir nicht glaubt. Er merkt es wenn ich lüge.

„Meinst du das ernst Nicolas, oder sagst du das gerade nur so?", fragt mein Bruder und steht dann von meinem Schreibtischstuhl auf. Er kommt zu meinem Bett und setzt sich neben mich.

Ich nicke. „Ja, wieso denn auch nicht?" Julius Gesichtsausdruck ändert sich nicht. „Nicolas, hör auf zu lügen. Ich merke das du lügst. Aber du lügst nicht nur mich an, sondern auch dich." Julius nimmt meine Hand. „Sei bitte ehrlich."

„Ich bin doch ehrlich zu dir Julius." Der brünette schüttelt den Kopf. „Nein, bist du nicht. Aber das meine ich nicht." Ich lege den Kopf schief. „Was dann?"

„Du hast mir meine Fragen von heute früh nicht beantwortet. Warum hast du dich in Fabian verliebt und lässt dich von ihm fertig machen?" Julius sieht mich an und wartet auf eine Antwort von mir. Ich senke meinen Blick und entziehe meine Hand seiner. „Du würdest es doch eh nicht verstehen." Julius legt seine Finger an mein Kinn und hebt es. „Dann erklär es mir. Ich höre dir zu."

Ich sehe ihn an und überlege kurz. Schließlich nicke ich und atme tief ein und aus. „Warum ich mich in Fabian verliebt habe willst du wissen?", beginne ich zu erzählen, „Es war in der siebten Klasse. Er kam damals in meine Klasse wie du weißt. Als ich ihn sah fand ich, dass er der hübscheste Junge der ganzen Schule ist. Ich habe mich aber nicht nur in sein Aussehen verliebt. Er war nett, hilfsbereit und freundlich. Er hatte viele Freunde gehabt und ich wollte unbedingt auch mit ihm befreundet sein. Was daraus geworden ist siehst du ja."

Ich beende meine Erzählungen und sehe Julius an, welcher nickt. Er denkt nach und sagt dann: „Du beschreibst Fabian gerade komplett anders als er heute ist." Ich nicke. „Aber, wenn du dich in den Fabian von damals verliebt hast, warum liebst du ihn jetzt noch, obwohl er sich komplett verändert hat und dich fast täglich so verprügelt, dass du das Bewusstsein verlierst?"

Ich zucke mit den Schultern und sehe auf meine Beine. Julius sieht mich an. „Nicolas.." Ich unterbreche ihn. „Können wir bitte jetzt aufhören über Fabian zu reden?" Ich schaue auf und sehe meinen Bruder bittend an. Dieser sieht mich an und nickt dann schließlich. „Okay."

Julius steht vom Bett auf. „Ich gehe dann mal. Ich muss noch Hausaufgaben erledigen." Er wendet sich von mir ab und geht dann aus meinem Zimmer. Ich sehe ihm nach und denke nach. Am liebsten würde ich ihm auf alle seine Fragen eine Antwort geben. Julius ist mein Bruder und macht sich Sorgen um mich. Aber genau das möchte ich nicht. Ich möchte nicht dass er sich Sorgen um mich machen muss und ich möchte ihm auch nicht mit in meine Probleme reinziehen. Das mit Fabian ist meine Sache und ich muss selber einen Weg finden um damit klarzukommen.

Ich bleibe noch einige Zeit auf meinem Bett sitzen, bis ich aufstehe und mich an meinem Schreibtisch zu setzen um die Hausaufgaben zu erledigen, die Julius mitgebracht hat. Mathe, Deutsch, Englisch. Der Lehrer war heute wieder besonders gnädig gewesen. Wobei es auch schlimmer hätte kommen können.

Mein Mobber und ichWhere stories live. Discover now