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Montag

Mein Wecker klingelt und reißt mich aus meinem Schlaf. Aber schlafen konnte man es nicht wirklich nennen. Seit dem Ereignis vom Samstag kann ich nicht mehr richtig schlafen. Ich gehe zeitig ins Bett, liege dann aber noch lange wach. Wenn ich meine Augen schließe sehe ich, wie Nicolas regungslos neben mir liegt und ich nichts tun kann. Und wenn ich irgendwann eingeschlafen bin, ist die Nacht schon vorbei.

Samstag.. Nachdem Fabian abgehauen ist, rief Maik einen Krankenwagen. Dieser kam schnell und Nicolas kam ins Krankenhaus. Fabian hat ihn schlimm und Nicolas fiel ins Koma.

Heute nach der Schule möchte ich ihm im Krankenhaus besuchen, um zu sehen wie es ihm geht. Ich hoffe, dass er bald wieder aufwacht. Ich brauche ihn doch. Er ist doch mein Bruder. Und an all dem ist nur dieser Bastard Schuld. Wenn ich ihn erwische, drehe ich ihm den Hals um. Das schwöre ich.

Ich stehe von meinem Bett auf und nehme mir die Sachen, die über der Lehne meines Schreibtischstuhles hängen. Ein etwas zu großer schwarzer Pullover und eine ebenfalls schwarze Jeans. Nein, ich bin kein Punker oder steh auf dieses Gothic - Zeug. Diese Sachen sind gerade eben da und ich krame definitiv nicht noch ewig in meinem Schrank rum. Bei dem habe ich sowieso eher Angst, dass mir die Anziehsachen, direkt nachdem ich die Tür geöffnet habe, entgegengeflogen kommen. Ja, ich habe eventuell eine etwas blöde Ordnung in meinem Kleiderschrank und schmeiße vielleicht meine Sachen, nachdem Mum sie gewaschen hat und mir gegeben hat, einfach rein.

Das einzige, was ich mir raushole, sind eine Boxershorts und Socken. Mit diesen Sachen in der Hand gehe ich ins Badezimmer und dusche mich. Ich habe jetzt seit zwei Tagen nicht mehr geduscht und meine Haare sind schon ziemlich fettig. Meine Haare werden schnell fettig und ich hasse es. Ich bin viel zu faul um jeden Tag meine Haare zu waschen. Bei der Matte auf meiner Rübe schon erst recht nicht.

Nach dem duschen föhne ich mir meine Haare und versuche sie ein wenig in Form zu bringen. Klappt kämmen? Nein? Mit Haargel richten? Erst recht nicht. Ich habe widerspenstiges Haar. Genauso wie Mum oder Thomas, wobei der nicht mal so lange Haare hat und dadurch jeden Tag aussieht, wie gerade erst aus dem Bett gekommen.

Ich ziehe meine Sachen an und schaue mich, nachdem ich dann noch meine Zähne mit geputzt hab, noch einmal im Spiegel an. Würde ich sagen, dass ich gut aussehe? Nein, definitiv nicht. Ich finde nicht wirklich, dass ich gut aussehe. Bianca sagt es mir zwar immer, aber werten kann man das nicht wirklich. Sie ist meine beste Freundin und sagt dass nur, um mich nicht zu verletzen oder so. Wobei sie mir schon oft ziemliche Ausdrücke an den Kopf gehauen hat. Sie nimmt definitiv kein Blatt vor den Mund.

Aber egal. Ich verlasse das Badezimmer und gehe runter in die Küche. Dort sitzt meine Mutter am gedeckten Tisch. Sie sitzt dort wie Häufel Elend und scheint in ihren Gedanken versunken zu sein. Aber kann man ihr es verübeln? Ihr Sohn liegt im Krankenhaus. Und das nur wegen eines gestörten, der denkt an unschuldigen Personen seine Wut auslassen zu müssen.

„Morgen.", sage ich und setze mich zu ihr. Sie sieht auf und sieht schrecklich aus. Unter ihren sind tiefe, dunkle Augenringe und sie hat ihre Haare nicht gemacht. Sie sind völlig durcheinander und hängen ihr nicht wie sonst glatt über die Schultern, sondern sind notdürftig zu einem Dutt gebunden. Ihre wunderschönen blauen Augen schimmern nicht mehr, sondern wirken matt und leer. Sie hat wieder die ganze Nacht durchgeweint.

„Morgen mein Sohn. Hast du gut geschlafen?", fragt sie und lächelt mich schwach an. Ich schüttel den Kopf. „Nicht wirklich. Du aber anscheinend auch nicht.", antworte ich, worauf sie nur mit einem Nicken antwortet. „Du hast doch heute frei. Hau dich doch nachher noch einmal aufs Ohr und ruh dich richtig aus."

Meine Mutter schüttelt den Kopf, während sie etwas von ihrem Kaffee trinkt. „Ich kann nicht Julius. Ich muss nachher noch ein paar Sachen erledigen." Ich sehe sie unsicher an und sie legt nur ihre Hand an meine Wange. Sie streicht vorsichtig mit ihrem Finger über diese und ich nicke. „Okay."

Nach dem Frühstück ziehe ich mich an und gehe los zur Schule. Und wen entdecke ich, als ich dort ankomme? Nein, nicht Thomas. Der hat heute glaube ich seinen freien Tag. Nein. Es ist Fabian Fischer höchstpersönlich, welcher sich mit gerade mit der Schulschlampe Natalie unterhält und lacht. Warte nur ab Fischer, gleich kriegst du es mit mir zu tun. Dann wirst du nicht mehr lachen können.

In mir kommt die Wut auf. Wütend, und ohne weiter darüber nachzudenken, gehe ich auf ihn zu. Ich packe sein Handgelenk und ziehe ihn mit mir. Er wehrt sich dagegen, doch scheitert kläglich daran.

Ich drücke ihn gegen eine Wand. „Was wird das?", fragt er verwirrt. „Wegen dir Arschloch liegt mein Bruder jetzt im Koma.", schreie ich ihn an und Fabian fängt dann an zu lachen.

Wie kann man nur über so etwas lachen? Der gehört doch eingewiesen und nie wieder an die Öffentlichkeit gelassen.

Ich verstehe nicht, warum sich Nicolas ausgerechnet in ihn verliebt hat. An ihm gibt es doch überhaupt nichts, was man lieben kann.

„Und das soll mich jetzt interessieren? Wäre doch nicht schlimm, wenn er verreckt.", antwortet er gelassen und ich schüttel den Kopf. „Du bist doch gestört." Er nickt. „Ich weiß."

Er grinst mich nur an und ich möchte ihm jetzt so gerne einfach eine in die Fresse schlagen. So, wie er es mit Nico tat. Er hat es verdient.

Gerade als ich ausholen möchte um seine Fresse zu polieren, werde ich am Kragen gepackt und zurückgezogen.

Mein Mobber und ichWhere stories live. Discover now