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Karl zieht ihn zurück. „Du lässt das schön sein. Nicolas hat dir nichts getan." Karl hält Fabian von hinten fest und Maik stellt sich vor ihm. „Was ist dein Problem?", fragt Maik ihn.

Fabian versucht sich aus dem Griff von Karl zu befreien. Dessen Griff ist stärker. „Er hat es doch verdient. Wegen ihm habe ich meine Freunde verloren." Fabian schreit Maik an, wofür er eine Backpfeife kassiert. Seine Wange wird rot. Man sieht Fabian an, dass er am liebsten zurückschlagen würde.

Dadurch Karl ihn aber festhält, kommt es nicht dazu. „Du kapierst echt gar nichts, oder? Nicht Nicolas ist der Grund, sondern du selbst. Eine Zeit lang hat dieses ganze Ärgern vielleicht Spaß gemacht, doch irgendwann ist die Grenze überschritten." Jetzt wird es langsam interessant.

Ich gehe zu meinem Bruder und lege meinen Arm um ihn. Nicolas lehnt seinen Kopf gegen meine Schulter. Wir sehen uns das Geschehnis vor uns gespannt an.

Fabian sieht ihn fragend an. „Ich soll der Grund sein? Wieso?" Maik seufzt hörbar. „Du bist echt schwer vom Begriff. Irgendwann konnten wir das alles nicht mehr mit ansehen. Mit solchen Taten kann man sich strafbar machen, du Volldepp. Doch interessieren tut dich das ja scheinbar wenig. Außerdem machst du von jemanden das Leben zur Hölle, der dafür steht, was er ist, anstatt lieber einzugestehen, wer du wirklich bist. Du bist doch selbst nicht so Hetero, wie du tust." Nicht nur ich bin jetzt sprachlos.

„Was laberst du da? Willst du damit sagen, dass ich eine Schwuchtel bin?" Fabian sieht Maik wütend an. In dem Moment merke ich, wie sich Nicolas an mich klammert.

Maik nickt. „Das meine ich damit. Gib es doch endlich zu. Oder hast du Angst, dass dein Vater aus seinem Grab wieder aufersteht und dich bestraft?" Damit hat Maik anscheinend bei Fabian einen wunden Punkt getroffen. Er wird noch wütender.

„Du lässt meinen Vater aus der Sache heraus.", warnt dieser ihn. „Was sonst? Willst du mir etwa auch gleich eine reinhauen? Denkst du, damit kommst du aus dem hier raus? Kannst es ja mal versuchen." Trotz der Laune von Fabian, bleibt Maik die ganze Zeit über ruhig.

Fabian schüttelt den Kopf. „Das ist mir hier alles zu blöd. Erst soll ich schwul sein und dann bringst du meinen Vater an. Ich soll dich schlagen? Du spinnst doch." Ach. Na sowas.

„Aber bei Nicolas ist es wohl nicht so schlimm. Dich kann man nicht verstehen Fabian.", sagt nun Karl, welcher die ganze Zeit über schwieg. Wobei, der ja ziemlich damit zu tun hatte, Fabian unter Kontrolle zu halten.

„Ihr versteht mich doch sowieso nicht." Fabian sieht auf den Boden, was ich bei ihm noch nie gesehen habe. „Ihr habt nicht das durchgemacht, was ich erlebt habe."

„Wir waren seit Jahren beste Freund gewesen. Karl und ich wissen, was bei dir zuhause abging. Versuch uns nicht als dumm abzustempeln. Dein Verhalten jetzt kann man aber nicht mit einem Drillvater und einem kaputten Elternhaus begründen." Maik packt Fabian am Kragen.

„Du konntest nie jemanden etwas antun. Nicht mal einer Fliege konntest du etwas zu Leide tun. Doch von einem auf den anderen Tag fängt du an einen unschuldigen Jungen das Leben zur Hölle machen. Ihn krankenhausreif zu schlagen. Ihn ins Koma zu prügeln. Und interessieren tut dich das nicht. Nein, im Endeffekt gibst du ihm dennoch die Schuld."

Maik gibt Karl ein Zeichen. Karl nickt und lässt Fabian los. Doch gehen lassen sie ihn nicht. Maik tritt Fabian zwischen die Beine. Fabian sinkt zu Boden. Sein Gesichtsausdruck spricht Bände.

Maik sieht auf den am Boden liegenden Jungen herab und sagt: „Wir wollten schon viel früher das alles beenden. Doch wir wollten diese ganzen Jahre Freundschaft nicht so hinschmeißen."

Karl und Maik lassen ihn am Boden liegen und gehen weg. Ich sehe Nicolas an und folge den beiden. „Wartet kurz.", rufe ich sie. Karl und Maik bleiben stehen und sehen mich an. „Was ist los?", fragt Karl.

„Vielen Dank, dass ihr Nicolas geholfen habt.", bedanke ich mich und lächel sie leicht an. Sie nicken. „Du musst dich nicht dafür bedanken. Irgendwann reicht es auch mal. Das, was Fabian tut, geht einfach nicht mehr so." Ich frage mich, wann sie sich so verändert haben. Zum Glück ins positive.

Ich nicke. „Trotzdem danke." Ich sehe zu Boden. „Um ehrlich zu sein, wüsste ich nicht, was ich getan hätte, wenn ihr nicht gekommen wärt." Ich wäre auf ihn losgegangen, aber das sage ich jetzt erstmal nicht.

„Du würdest alles tun, um deinen Bruder zu beschützen, oder?", fragt Karl mich. „Was ist das für eine Frage? Natürlich. Aber ich bin eh dazu nicht in der Lage." Meine Stimme wird zum Ende des Satzes immer leiser.

Ich sehe wieder auf, als mir jemand die Hand auf den Kopf legt. Maik sieht mich an. „Mach dir keine Sorgen. Solange wir da sind, wird Fabian Nicolas kein Haar krümmen." Das kann ich erst glauben, wenn es wirklich passiert.

Bevor ich noch etwas zu ihnen sagen kann, gehen Karl und Maik. Ich gehe wieder zurück zu Nicolas.

Mein Mobber und ichWhere stories live. Discover now