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Fabian pov.

So ein scheiß Tag. Ich laufe gerade nach Hause und lasse die Ereignisse von heute noch einmal Revue passieren.

Erst möchte mir dieser Bruder von dem Opfer eine verpassen und dann bekomme ich noch eine Standpauke von diesem neuen Lehrer, der mich und diesen Zwerg noch zum Direktor zerrt.

Tja, und jetzt? Ich hab wohl bald ne Anzeige am Hals, weil mich dieser Johannes anzeigen will. Wegen dem, was ich seinem Bruder angetan habe. Wegen Körperverletzung.

So sinnlos. Ich habe dem Kerlchen doch nur das gegeben, was er verdient hat. Was kann ich denn dafür, dass er im Koma liegt? Was interessiert mich das denn bitte? Mir geht es viel beschissener als dem. Ich flieg wahrscheinlich auch noch bald von der Schule.

Und was ich noch super finde, dass John kein Ärger droht. Der wollte mir eine verwinken und bekommt keinen Ärger. Hat wohl doch Vorteile, wenn der ältere Bruder als Lehrer an der Schule arbeitet.

Oh, hab noch etwas vergessen, was mir Nicolas eingebrockt hat. Maik und Karl wollen seit der Sache Samstag nichts mehr mit mir zu tun haben. Sie wollen sich nicht strafbar machen. Als ob die das noch nicht schon längst hätten. Wer hat mir denn, wenn ich Nicolas seine Lektion erteilt habe, den Rücken frei gehalten? Richtig.

Und die beiden haben jetzt auch noch Miteid mit ihm. Die lassen sich auf so ein Niveau herunter. Wie peinlich. Warum habe ich nur solche Leute Freunde gehabt? Die machen wegen so einer kleinen Sache nen Rückzieher. Dem Opfer geht es doch gut. Da braucht man sich doch nicht weiter darum zu kümmern.

Ich zucke mit den Schultern. Ich such mir einfach neue Freunde. Sollte ja nicht so schwer sein neue Lakaien zu finden, die mir helfen und zur Seite stehen. Ich bin doch beliebt. Jeder möchte mit mir befreundet sein.

Nach ein paar Minuten Fußweg komme ich an meinem Elternhaus an. Aber Elternhaus kann ich das eigentlich nicht nennen. Es gehört dem derzeitigen Laufburschen meiner Mutter. Der Kerl ist stinkend reich und daher ist das Haus auch nicht gerade klein. Ich meine, mein Zimmer ist größer als die Zimmer aus der damaligen Wohnung zusammengenommen. Ich hab ein eigenes Bad, einen begehbaren Kleiderschrank und dieser Dummkopf gibt mir jede Woche Haufen Taschengeld. Und damit meine ich nicht nur 25 Euro.

Meine Mutter wohnt mit uns Kindern schon 2 Monate hier. Aber ewig lange hier wohnen werden wir eh nicht. Spätestens wenn diese geldgeile Schnepfe ihren Lover völlig ausgenommen oder er ihr den Geldhahn abgedreht hat, sind wir wieder weg hier. Lieber nicht heimisch werden. Dieses Glück hält nicht ewig an. Vor allem nicht bei so einer Mutter, die nur die Kontozahlen und nicht den Mann selbst liebt. Hoffentlich tritt die Alte irgendwann mal so richtig in die Scheiße.

Zurück aber in die alte Bruchbude will ich net unbedingt. In dieser winzigen Wohnung musste ich mir mit zwei meiner Brüder und einer meiner Schwestern das Zimmer teilen. Ist nicht gerade so geil, wenn ein pubertierendes Mädchen Liebeskummer hat und das Zimmer abspeert, wodurch man, wenn man etwas braucht nicht neikommt.

In der alten Wohnung teilten sich dann noch meine zwei anderen Schwestern ein Zimmer und Mutter schlief auf der Couch. War ehrlich gesagt schon ziemlich geil, wenn die Rückenschmerzen hatte und rumgelatscht ist wie eine alte Oma.

Dies ist aber wenigstens für eine Zeit vorbei. Jeder hat ein eigenes großes Zimmer und es kann sich niemand beschweren. Wobei. Doch nicht jeder. Meine zwei Brüder teilen sich ein Zimmer. Aber auf keine Weise freiwillig. Wir sind alle heilfroh, wenn die sich nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen. Die prügeln sich mehrmals die Woche. Keine Ahnung, von wem die sich das abgeguckt haben.

Ich öffne das Tor und laufe durch den Vorgarten zur Haustür. Aus meiner Tasche fische ich meinen Hausschlüssel und schließe auf. Ich gehe rein und schau mich um. Die Luft ist rein.

„Ich bin zuhause.", rufe ich durch das Haus, bekomme wie zu erwarten keine Antwort. Dafür taucht deren Lover auf. Er kommt aus seinem Büro im Untergeschoss.

„Hallo mein Sohn. Wie war dein Tag?", fragt er und lächelt aufgesetzt. Ich kneife meine Augen zusammen, verschränke meine Arme und sage sauer: „Nenn mich nicht Sohn Hans-Dieter. Du bist und wirst nicht mein Vater. Niemals. Wir sind hier eh bald alle weg, wenn diese geldgeile Schlampe von Mutter dich um deinen letzten Cent gebracht hat."

Sein Lächeln verschwindet nicht. „Ich heiße nicht Hans-Dieter Fabian. Mein Name ist Tobias. Und rede bitte nicht so über deine Mutter." Er kommt mir näher und legt seine Hand auf meine Schulter.

Dieser Typ hat echt die rosarote Brille auf.

Ich schüttel seine Hand ab. „Ich hasse es, wenn es die ganze Zeit auf glückliche Familie gemacht wird. Du tust mir wirklich leid, dass du auf so eine Frau wie meine Mutter hereinfällst. Ich kann dich eigentlich gut leiden."

Ich ziehe meine Sachen aus und gehe einfach an ihm vorbei. Ich gehe die Treppe hoch in mein Zimmer. Die Tür knalle ich mit Absicht zu.

Ich setze mich an meinen Schreibtisch um Hausaufgaben zu machen, was bei mir eine Seltenheit ist.

Ich lerne danach ein bisschen für Mathe, weil diese schrullige Mathetrulla uns morgen eine Arbeit reingeknallt hat. Ich gebs zu. Ich war dran Schuld, weil ich in ihrem Unterricht eingepennt bin. Aber wer kann es mir verübeln. Die Alte macht so einen langweiligen Unterricht. Aber das jetzt jeder deswegen auf mich wütend ist, finde ich nicht so geil.

Nach etwa einer Stunde bin ich fertig oder gebe eher auf. Ich stehe auf und laufe in meinem Zimmer auf und ab.

Was soll ich den restlichen Nachmittag machen. Mit Freunden treffen fällt flach, weil Karl und Maik wegen, ihr weißt schon was, dickschen müssen.

Ich könnte mich eigentlich mit Natalie treffen, aber die hängt mir, seitdem ich mit ihr mal in die Kiste sprang, an mir wie eine Klette. Die ist echt nervig. Aber gut im Bett ist sie. Für eine Affäre taugt sie, aber die große Liebe wird das nie.

Ich seufze und gehe zu meiner Kommode. Auf dieser stehen ein paar Bilder. Einige der Bilder sind schon alt und stammen noch aus meiner frühesten Kindheit. Die meisten Bilder zeigen meine Geschwister und mich. Wenige, wo mein Vater mit drauf ist. Ich vermisse ihn. Ich liebte ihn über alles, auch wenn er nicht immer so gut zu uns war.

Die Kindheit von uns Kindern war nicht immer einfach. Vater erzog uns streng und wir durften viele Sachen nicht. Keine Freund nach Hause mitbringen, weil die uns beim Lernen stören könnten. Wir mussten den ganzen Tag lernen und nur Bestnoten bringen. Er drillte uns schon fast, auch die kleinsten.

Es gab noch ein Tabu. Homosexualität. Mein Vater hasste Schwule. Sein älterer Bruder ist schwul. Sie hatten fast 20 Jahre keinen Kontakt. Bis zu dem Tod meines Vaters. Onkel Rob kam zu Vaters Beerdigung. Er verzieh ihm auch sein Verhalten. Vergessen wird es aber wohl nie.

Ich möchte mir nicht ausmalen, was Vater mit uns angestellt hätte, wenn einer von uns Brüdern schwul und eines der Mädchen lesbisch gewesen wäre.

Weiter Gedanken machen kann ich mir nicht machen. Meine Zimmertür öffnet sich und mein kleiner Bruder Fridolin kommt herein.

Ich stelle das Bild, welcher ich in der Hand gehalten habe, ab und gehe auf ihn zu. Ich knie mich vor den 8-jährigen. Er weint.

„Was ist passiert Frido?", frage ich ihn und sehe mir seine Beule am Kopf an. „Sean hat mir ein Bein gestellt und ich bin hingefallen.", antwortet er und hält sich seine Hände vors Gesicht.

Ich nehme den kleineren in den Arm. Er schlingt seine Arme um mich und weint weiter. Ich lege meine Hand an seinen Hinterkopf und flüstere: „Pscht. Nicht weinen."

Fridolin drückt sich weiter an mich. Ich schiebe ihn aber ein wenig weg.

„Du sollst dich nicht immer mit deinem Bruder streiten. Du siehst doch, was dabei rauskommt.", sage ich zu ihm und komme mir gerade ein bisschen blöd vor. Ich bin doch genau das, was ich ihnen predige nicht zu sein.

Er wischt sich mit dem Ärmel seines Pullovers die Tränen weg. „Ich habe nicht angefangen."

Ich nicke und fahre ich durch seine Haare. „Das glaube ich dir ja. Aber Sean stellt dir nicht ohne Grund ein Bein. Hast du ihn provoziert?"

Fridolin verschränkt die Arme hinter seinem Rücken und malt auf dem Boden Muster. Oh je...







Mein Mobber und ichDonde viven las historias. Descúbrelo ahora