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Ich reiße die Augen weit auf. Was ist denn jetzt wieder los? Warum küsst er mich? Was hat das zu bedeuten?

Fabian löst sich von mir und sieht mich an. Sein Blick ist im ersten Moment weich, doch dieser ändert sich schlagartig wieder. „Was für ein Opfer. Nicht mal zum küssen taugst du." Fabian sieht mich wütend an und schlägt dann wieder auf mich ein. Solange bis ich wieder zu Boden senke.

Ohne mir noch Beachtung zu schenken öffnet Fabian die Tür und verlässt die Abstellkammer. Zwischen irgendwelchen Putzsachen und was weiß ich bleibe ich sitzen.

Ich stehe unter Schmerzen auf und schleppe mich aus dem Raum. Draußen auf dem Flur treffe ich auf Julius. Er sieht mich und kommt zu mir.

„Nico. Was ist passiert und wo bitte kommst du gerade her?", fragt er besorgt und stützt mich, da ich sonst gleich wieder zusammenbreche. Mir ist so schlecht und schwindelig.

„Fabian....Er hat mich in die Abstellkammer verschleppt und geküsst. Und danach hat er mich wieder ohne Grund zusammengeschlagen.", sage ich oder versuche es halbwegs verständlich.

Julius sieht mich geschockt an. „Er...Er hat was getan? Geküsst?" Ich nicke. Wir gehen ein Stück und ich lehne mich dann gegen eine Wand. Der Schwindel lässt langsam wieder nach, doch mir der Bauch weh. Wieso muss der immer wieder mir in den Bauch schlagen? Ist das seine Lieblingsstelle?

„Was suchst du eigentlich hier?", frage ich und versuche kurz mal vom Thema abzulenken. „Ethan ist zu mir gekommen und hat mich gefragt ob ich weiß wo du seist. Er ist wohl von der Toilette gekommen und du warst spurlos verschwunden. Das ich dich aber so schnell finden konnte, ist wirklich Glück gewesen.", sagt er und atmet erleichtert auf.

„Vielen Dank Julius, dass du mich gesucht hast.", antworte ich und versuche zu lächeln. Julius schüttelt mit dem Kopf. „Lass dein Bedanke. Wie geht es dir? Möchtest du, dass ich dich bei der Krankenschwester ablade?" Ich schüttel den Kopf. „Nein, wird schon gehen. Sind ja nur noch zwei Stunden."

...

Nach dem Kuss ließ mich Fabian wieder in Ruhe. Naja, jedenfalls bis dahin als er plötzlich von dem einen auf den anderen Tag verschwand. Niemand wusste etwas, aber sonderlich interessiert hat es wohl keinen. Und das bei seiner Beliebtheit... Wobei dies wohl lange nicht mehr so war, wie er es behauptet hatte.

Auf der einen Seite habe ich ihn vermisst, doch dies wandelte sich irgendwann nur noch in puren Hass um. Warum sollte ich jemanden wie ihn vermissen? Scheiß auf die Liebe, das was er mir angetan hat, war deutlich schlimmer und er verdient etwas wie Liebe nicht. Von niemanden.

Mit der Zeit habe ich mich damit abgefunden, dass er weg war und hoffentlich nie wieder zurück kommt und habe mich auf meine Beziehung zu Ethan konzentriert. Ich muss ja nach vorne sehen und nicht an der Vergangenheit hängen bleiben.

In dem vergangenen Jahr habe ich angefangen langsam Gefühle für Ethan zu entwickeln. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen. Viele Dates und ihr wisst schon was.

Komplett konnte ich bisher Fabian nicht vergessen, doch ich weine ihm nicht mehr nach. Für mich gibt es im Moment nur Ethan, meine Familie und die Schule. Was denn? Ich will ja auch gute Noten haben. Nächstes Jahr mache ich immerhin mein Abitur. Und danach möchte ich studieren. Entweder Psychologie oder Lehramt. Oder vielleicht doch etwas komplett anderes.

Meine Schultage sind auch viel schöner geworden nachdem Fabian plötzlich weg war. Wieso auch nicht? Keine Prügeleien mehr und ich musste keine Angst mehr haben vor der Schule. Mit Karl und Maik verstehe ich mich immer besser seit damals und missen möchte ich sie auch nicht mehr in meinem Leben. Auch wenn ich mir ihre Bettgeschichten nicht antun will. Ich bin zwar schwul und in einer Beziehung, aber was hinter verschlossenen Türen passiert, bleibt auch dort. Ich erzähle den beiden immerhin auch nicht, wie gut es zwischen mir und Ethan läuft. Das ist ja auch unsere Sache.

Wenn Fabian doch irgendwann wieder auftauchen würde... Ich habe keine Angst mehr vor ihm. Vor etwa einem halben Jahr habe ich mit Kampfsport angefangen und kann mich mittlerweile sehr gut verteidigen. Auch wenn ich selbst nicht dran glaube, für den Fall bin ich vorbereitet. 

Mein Mobber und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt