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Fabian pov.

„Fabian, wenn du nicht sofort deinen Arsch aus dem Bett schwingst komme ich hoch und es setzt was!" Heute weckt mich nicht mein Wecker, sondern die liebliche Stimme meiner Tante. Okay, Spaß beiseite. So sehr ich diese Frau auch liebe, so viel Angst habe ich auch vor ihr. Und wenn ich jetzt nicht sofort aufstehe dann kann ich mich heute auf einen schrecklichen Tag freuen.

„Ich steh ja schon auf.", rufe ich zurück und stehe auf. Ich schnappe mir die Sachen die über meinem Schreibtischstuhl hängen und gehe ins Bad um mich fertig zu machen.

In der Küche unten angekommen werde ich von meiner Tante begrüßt, die gerade eine Bratpfanne in der Hand hält. Und sehr lieb guckt sie mich auch nicht an. Kennt ihr die Szene, wo Rapunzel im Film Flynn Rider mit der Bratpfanne eine verdängelt, als dieser in den Turm kommt? Ja, so in der Art wurde ich auch hier begrüßt, als ich vor einem Jahr hierherkam. Nur war das keine Selbstverteidigung wie bei Rapunzel. Elli oder wie sie eigentlich heißt Elisabeth hatte als letzte von allen erfahren, dass ich hier für einige Zeit wohnen könnte. Warum das? Weil die Kommunikation deswegen damals nur über meine Mutter und dem mittlerweile Ex-Mann meiner Tante lief. Warum das so lief kann ich euch aber auch nicht sagen.

Tja und von daher war sie sauer und statt ihre Wut an ihrem Mann auszulassen habe ich damals einen Schlag auf den Hinterkopf mit einer Bratpfanne kassiert. Zum Glück habe ich damals keine Verletzungen oder sonstiges davongetragen, dennoch spüre ich bis heute einen stechenden Schmerz an der Stelle, wenn sie eine Pfanne in der Hand hält und diese offensichtlich nicht zum Essen zubereiten benutzen möchte. 

Und bevor hier irgendeine Frage aufkommt wieso ich Rapunzel geschaut habe. Ich bin nicht das jüngste Kind zuhause.

„Du hast aber ziemlich lange gebraucht mein lieber Fabian. Hast du etwa vergessen, dass du trotz deinem Aufenthalt hier trotzdem in die Schule gehen musst?" Ich schüttel mit dem Kopf und nehme ihr die Pfanne aus der Hand. Nur zur Sicherheit. „Elli..." Sie unterbricht mich und ihr Blick wird ernst. „Wie hast du mich gerade genannt?" Toll, wieder in ein Fettnäpfchen getreten. „Tante Elisabeth. Ich habe es nicht vergessen. Ich habe aber heute später Unterricht."

Sie scheint es mir nicht ganz zu glauben, sagt aber nichts weiter dazu. „Frühstück steht auf dem Tisch. Für die Schule machst du dir selber was fertig. Ich muss gleich zur Arbeit." Ich nicke. „Das weiß ich schon. Ich wünsche dir einen schönen Tag."

Elli geht aus der Küche und ich setze mich auf einen der Stühle beim Tisch, der in der Küche steht. Seit einem Jahr lebe ich schon hier in Österreich. Warum ich damals von zuhause weg bin? Alles wegen diesem kleinen Scheißer Nicolas Klein. Mein Image an der Schule war wegen ihm voll im Eimer. Ich war nur noch für alle eine Schwuchtel und diejenigen, die ich meine Freunde nannte, hielten lieber zu ihm, als zu mir...

Ach, was erzähle ich denn da nur. Der eigentliche Grund wieso ich weg bin waren doch meine seltsamen Gefühle. Dieser Kuss damals. In den letzten Monaten habe ich sehr viel darüber nachgedacht. Mir hat der Kuss damals gefallen, auch wenn ich nicht verstehe warum. Das einzige, was ich weiß, dass Karl und Maik damals recht hatten. Ich bin nicht Hetero. Und das was ich damals gefühlt habe hatte nichts mit Hass zutun. Aber was dann? 

Doch diese Erkenntnis kommt viel zu spät und ich kann nicht mehr so einfach zurück. An der Schule hasst mich jeder und Freunde habe ich auch keine mehr dort. Und Nicolas... Die ganze Zeit habe ich ihn geschlagen und bis aufs übelste fertig gemacht. Und warum eigentlich? Hat es mir Spaß gemacht ihn blutend in einer Ecke liegen zu sehen? Ich war voller Hass und Wut damals, doch warum eigentlich? Weil er schwul ist? Nein. Diese seltsamen Gefühle waren es doch eigentlich. Und die waren doch eigentlich nicht erst seit dem Kuss da. Dann wäre es nicht so weit gekommen und ich hätte ihn nicht geküsst. 

Auch wenn ich nicht so leicht wieder dorthin zurück kann, muss ich es. Und das nächste Woche schon. Und das nicht freiwillig. Tantchen hat die schnauze voll von mir und will mich so schnell wie es geht jetzt los haben. Mit einem Jahr war sie einverstanden, doch länger will sie mich hier nicht ertragen. Und das hat die mir vor nicht mal allzu langer Zeit an den Kopf gehauen und mir das Zugticket in die Hand gedrückt.

Ich werde wieder auf diese Schule gehen und alle wiedersehen. Doch was wird passieren wenn ich wieder zurückkomme? Und vorallem: Was passiert wenn ich Nicolas wiedersehe? 


Mein Mobber und ichWhere stories live. Discover now