-9- ✔

4.1K 145 13
                                    

Nicolas pov.

Thomas bleibt, hingegen dem eigentlichen Willen von Julius, noch bis Abend. Nach dem Gespräch kamen Mum und Sonja nach Hause und Mum bestand so darauf, dass Thomas noch mit später zu Abend isst, dass keiner was dagegen sagen konnte oder besser gesagt durfte.

Während des Essens fühlte es sich tatsächlich ein wenig an wie damals. Naja, nur das kein gewalttätiger Vater mit am Esstisch saß.

Irgendwann verabschiedet sich Thomas schließlich von uns und macht sich auf den Weg nach Hause. Julius und ich gehen auf mein Zimmer und unterhalten uns noch ein wenig miteinander.

„Wie viel von dem, was er erzählte, hat er dir schon vorher gesagt?", fragt Julius neugierig, während er es sich auf meinem Bett gemütlich macht.

„Ehrlich gesagt hab ich mir mit dir die Sachen zum ersten Mal angehört. Er wollte erst alles erzählen, wenn du dabei bist.", antworte ich ehrlich und setze mich an den Bettrand.

„Aber wirklich viel neues gab es da eigentlich nicht. Den Großteil von früher erzählte Mum uns schon eher." Julius nimmt sein Handy raus und spielt darauf rum.

Ich nicke. „Aber auch wenn, es tut einem schon ziemlich erschrecken, egal wie oft man das hört." Ich nehme Julius sein Handy aus der Hand, damit er sich auf mich und nicht auf das Handy konzentriert. Es passt ihm zwar nicht so, das ist mir aber egal.

„Hast du ihm schon verziehen?" Er wechselt das Thema und sieht mich an.

Ich lasse mich nach hinten aufs Bett fallen. „Weißt du was Julius.", beginne ich zu erzählen. „Es gibt einen Unterschied zwischen dem Verzeihen und dem Vergessen, was mal passiert ist."

Julius nickt. „Ich weiß."

Ich spreche weiter. „Ich möchte es ihm nicht ewig vorhalten, dass er damals plötzlich weg war und wir ihm scheinbar egal waren. Vergessen, was passiert ist vorher und seitdem er abgehauen ist, werde ich nicht. Aber ich verzeihe ihn, was er tat. Er ist ja auch jetzt wieder da und das ist auch gut so."

Der brünette hört mir aufmerksam zu und fragt: „Bist du dir sicher?"

Ich nicke. „Er ist unser großer Bruder. Er kann nichts dafür, was unser Vater uns antat. Er litt sogar viel mehr darunter, auch wenn er es vielleicht nicht zugibt. Ich möchte einfach auch mit dem Thema abschließen, Julius. Im Moment habe ich mit viel mehr zu kämpfen und ich möchte auch irgendwann nach vorne sehen können." Ich setze mich auf und lege meine Hand auf seinen Oberschenkel. „Und ich hoffe, dass du das auch bald kannst. Du darfst nicht vergessen, was einmal war. Aber verzeihen kannst du. Irgendwann ist es vielleicht zu spät."

Julius senkt seinen Blick. „Würdest du das selbe sagen, wenn es um unseren Vater oder Fabian gehen würde?"

„Man kann die beiden nicht miteinander vergleichen, Kleiner. Wenn unser Vater plötzlich auf der Matte stehen würde und sich entschuldigt, dann nein. Nicht sofort. Aber vielleicht irgendwann, weil er unser Vater ist und bleibt."

„Und bei Fabian? Was ist, wenn er plötzlich sich für alles, was er tat, entschuldigen würde und mit dir eine Beziehung wollen würde?" Der hat echte Vorstellungen der Junge.

„Ich weiß es nicht Julius. Aber ich weiß auch nicht, ob das jemals passieren würde." Ich schaue mich in meinem Zimmer um. „Ich glaube dennoch, dass ich es nicht machen würde. Da wären die Sachen, die passierten doch viel zu schlimm."

„Aber was ist eigentlich schlimmer? Die Gewalt, die von Vater ausging. Oder die Gewalt Fabians gegenüber dir?"

„Das ist nicht miteinander vergleichbar..." Ich werde unterbrochen.

„Doch ist es. Du liebst Fabian und Dad hast du trotz der Umstände auch geliebt." Jetzt vergleicht er zwei unterschiedliche Sachen miteinander.

„Es ist nicht so einfach wie du es darstellst, Julius. Ich möchte auch gerade nicht darüber nachdenken. Können wir nicht einfach über etwas anderes reden?" Ich sehe ihn an und Julius stimmt schließlich zu.

„Gut. Ich möchte mich jetzt auch nicht anfangen zu streiten. Es gibt wichtigeres im Moment."

Ich nicke und umarme ihn dann kurz. „Danke."

...

Drei Wochen später

Die Wochen streichen dahin und es ist schon Samstag. Julius hatte Anfang der Woche die glorreiche Idee gehabt, dass wir doch mal gemeinsam Samstag ins Kino gehen könnten. Zu zweit irgendeinen Film klotzen und sich danach noch einen schönen Männerabend machen. Heute ist unsere Mutter arbeiten und da sind nur wir zwei zuhause.

Von Anfang an war ich nicht wirklich mit dieser Idee von ihm einverstanden. Aber nach dem Mist der letzten Wochen mit Thomas oder Fabian waren ein bisschen zu viel und einen Tag mal an was anderes denken hilft wohl am besten im Moment.

„Kommst du Nico?" Ich sitze am Rand meines Bettes, als Julius mich von unten ruft. „Ich komme sofort.", antworte ich und stecke noch mein Handy in meine Hosentasche, bevor ich runter zu Julius gehe.

Bei der Haustür wartet mein bereits fertig angezogener Bruder. „Wir können auch etwas anderes machen. Ins Kino müssen wir nicht unbedingt gehen, wenn du nicht willst."

Ich schüttel den Kopf. „Nein, nein, es geht schon. Außerdem tut es auch mal wenigstens für ein paar Stunden an was anderes zu denken." Ich ziehe meine Schuhe und Winterjacke an, während Julius mich misstrauisch beäugt.

Nachdem ich mich fertig angezogen habe gehen wir los. Die Wege sind vereist, wodurch wir auf dem Weg selbst damit zu kämpfen haben, nicht gleich den Boden unter den Füßen zu verlieren.

„Warum muss es überall auf den Fußwegen vereist sein? Kenn die nicht so etwas, was sich Streusalz kennt?", beschwert sich der jüngere und rutscht im nächsten Moment schon aus.

„Was erwartest du, Juli?", frage ich und reiche ihm die Hand. Er greift meine Hand und ich helfe ihm auszustehen, ohne dabei nicht selbst nach hinten wegzufallen und auf dem Hintern zu landen.

Julius bedankt sich und wir laufen weiter durch den Park, bis plötzlich jemand gegen mich läuft, wodurch ich und wegen des Eisen das Gleichgewicht verliere und hinfalle. Ich sehe auf und dort steht der Ursprung dessen.

Fabian.

------------
Hey ein neues Kapitel geschafft. Wie findet ihr es? Schreibt es in die Kommentare.

Das Cover dieser Story stammt von @FaithRosae. Schaut doch mal bei ihr vorbei und lasst bei ihrer Story vielleicht eine kleine Bewertung da. Danke.

Aber auch einen großen Dank an dich Faith. Ich habe mich unglaublich über das Cover gefreut und finde es echt super.

LG Sarah

Mein Mobber und ichWhere stories live. Discover now