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"Was ist passiert Magnus?" frage ich leise. Seine traurigen Augen wechseln zu Wut. Er sieht mich an, ballt seine Hände zu Fäusten und kommt schnell auf mich zu. Mit ein paar Schritten Abstand bleibt er stehen und funkelt mich wütend an. Ich sehe die Tränen aus seinen Augen laufen. Eine feuchtglänzende Spur auf bronzefarbener Haut. Magnus schließt kurz seine Augen, ich will die Tränen verjagen, lasse meine Hand aber wieder sinken als ich seine nächsten Worte höre.

"Du fragst mich was passiert ist? Das sollte ich dich fragen. Dark Angel." Verachtung, Zorn und Enttäuschung liegt in seiner Stimme. Er kennt meinen Namen. Er weiß das ich Dark Angel bin. Eigentlich sollte es mich nicht überraschen. Trotzdem bin ich auf diese Konfrontation gerade nicht eingestellt. Irgendetwas tief in mir flüstert leise. Und dieses Flüstern kommt immer wenn ich an Magnus denke und an meine Aufgabe in der Familie. Dann frage ich mich, was Magnus von dem Ganzen halten mag. Ist er zufrieden mit sich und seinem Leben? Fühlt er sich wohl in seiner Aufgabe in diesem Spiel aus Macht, Treue, Loyalität und Gewalt?

Aber die Frage, die mich immer wieder beschäftigt, meine Gedanken trübt und mich zweifeln lässt ist eine ganz andere. Was denkt Magnus über mich? Was denkt er über Dark Angel?

"Wovon redest du?" frage ich ihn. Magnus schnaubt und zeigt mir ein Bild auf seinem Telefon. Ich schließe meine Augen und wünschte ich hätte nicht gefragt. Oder noch besser, ich wäre nicht zu ihm, in sein Zimmer gegangen.
"Es war ein Auftrag." sage ich und könnte mich gerade selber ohrfeigen. Natürlich war es ein Auftrag. Was auch sonst. Ich habe das Bedürfnis mich zu erklären, ich möchte ihm erklären das es nichts persönliches ist. Das ich einfach einen Auftrag ausgeführt habe.

"Mein Vater wollte Informationen. Er dachte Simon verrät Geheimnisse an deinen Vater." Magnus lacht höhnisch.
"Das ist Schwachsinn. Simon ist mein ältester Freund. Aber das weißt du ja mittlerweile." sagt er und ich sehe die Ader an seinem Hals pochen. Mir wird heiß.
"Ja das weiß ich." krächze ich, nicht mehr in der Lage meine Stimme zu kontrollieren.
"Und deshalb musstet ihr ihn gleich zusammen schlagen?" schreit er mich jetzt an. Mit seiner Selbstbeherrschung ist es vorbei. Das Telefon fällt krachend zu Boden, ich höre Glas splittern, seine Faust sucht sich ihren Weg in mein Gesicht. Gerade noch rechtzeitig bekomme ich sein Handgelenk zu fassen. Magnus sieht mich überrascht an, seine Augen geweitet, der Mund leicht geöffnet.

Ich spüre die Wärme, fühle die Weichheit, versinke in seinen Augen und werfe alle Vorsätze über Bord. Sanft ziehe ich Magnus an mich, löse den Griff von seinem Handgelenk, lege meine Hand auf seine Hüfte. Er sieht mich noch immer an, aber ich spüre seine Hand auf meinem Hintern, ganz leicht, ganz sanft. Meine andere Hand lege ich auf die Brust an die Stelle wo sein Herz wohnt. Ich will es spüren, will erleben das es schlägt. Kräftig, schnell hämmert es in seiner Brust, sucht einen Weg in die Außenwelt. Ich will es in meinen Händen halten, beschützen und umsorgen. Nie wieder ein anderes Geräusch hören wenn ich einschlafe und mit dem ruhigen Takt geweckt werden.

"Magnus. Schalte den Kopf ab. Hör auf dein Herz." sage ich. Meine Hand wandert von seinem Herzen hoch über die Brust, die Fingerspitzen zeichnen die Konturen seiner Muskeln nach, sanft legt sich meine Hand in seinen Nacken. Er beißt sich auf die Unterlippe, ich sehe die Kraft hinter dieser Geste. Seine Haut fühlt sich unfassbar heiß an, eine leichte Röte liegt auf seinen Wangen und ich liebe es. Ich liebe die Art wie er mich gerade ansieht. Seine Augen liegen dunkel in den Höhlen, schreien nach mehr.
"Bitte lass das Magnus." hauche ich an seine Lippen, mein Gesicht ist seinem ganz nah, ich fühle seinen warmen Atem auf meinen Lippen. Es kribbelt und ich möchte ihn so gerne küssen.
"Das macht mich verrückt wenn du dir auf die Unterlippe beißt."

Ein letzter Blick in seine Augen, ich vereinige unsere Lippen, hauchzart liegen sie aufeinander. Die Anziehungskraft zwischen uns ist so groß. Es zieht mich zu ihm, zu seinen Lippen. Wie kleine Energiestöße, tanzende Funken und leuchtende Blitze fühlt es sich an. In meinem Kopf explodiert etwas als ich das Verlangen in Magnus Augen sehe. Ich küsse ihn zärtlich, unsere Blicke miteinander verharkt. Eine Träne löst sich aus seinem mit grünen Sprenkeln durchzogenem Auge, läuft über die bereits getrocknete Spur vergangener Tränen und zerplatzt auf unseren Körpern. Als ich den Kuß löse seufzt Magnus leise. Meine Lippen wandern zu seinen Wangen, schmecken die salzige Spur seiner Tränen. Ein Kuß, nur leicht und das Aroma von Magnus Haut und seinen Tränen vermischt sich auf meinen Lippen.

Seine Hände wandern über meinen Rücken, sein Mund an meinem Ohr, warmer Atem und leises keuchen. Meine Zunge die über seinen Kiefer fährt, meine Lippen die den Hals küssen. Leicht sauge ich an der Haut, ein Moment der Unsicherheit überfällt mich. Was wenn er das nicht möchte? Dann wird er es sagen, hoffe ich. Denn ich möchte nichts machen ohne das Magnus damit einverstanden ist. So bin ich nicht und gerade bei ihm ist es mir wichtig. Seine Hände gleiten unter den Saum meines Shirts, ich zucke leicht unter der Berührung zusammen. Seit Wochen habe ich hiervon geträumt, habe mir so oft vorgestellt wie es sich anfühlt Magnus so nah zu sein. Und jetzt wo es wirklich passiert, ist es so anders als in meiner Vorstellung.

Es ist so viel besser als in meiner Vorstellung. Magnus versteift sich leicht als er mein Zucken spürt. Ich drücke mich fest an seinen Körper, greife den Saum seines Shirts und ziehe es mit einer fließenden Bewegung über seinen Kopf. Es landet lautlos auf dem Boden, meine Hände legen sich an seinen Hals, warme Haut und schnelle Atmung. "Alexander." sagt er leise und ich schnappe nach seinen Lippen. Dieser Kuss ist verlangender als der erste und ich will so viel mehr. Ruckartig löst Magnus sich von mir, zieht mich weiter in das Zimmer hinein. Er stoppt vor einem großen sehr gemütlich aussehenden Sessel. "Hinsetzen." sagt er und ich mache was er sagt. Warum ich dem folge weiß ich nicht. Ich weiß nur das mein Hirn bereits seit unserem ersten Kuß im Urlaub ist.

Bloody soulsWhere stories live. Discover now