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"Niemand ist wie du Alec."
"Öffnen." sage ich zu dem Wärter aber dieser bewegt sich nicht einen Millimeter. Was habe ich erwartet? Wir sind hier alleine und ich bin mir ziemlich sicher, dass der Wärter in Roberts heiligem Buch steht.
"Du bist der beste für die Nachfolge. Du bist skrupellos."

"Ich bin so, weil ihr mich dazu gemacht habt." schreie ich ihm entgegen. Er sitzt noch immer auf dem Stuhl an diesem Tisch und hat sich nicht bewegt.
"Nein. Du bist so, weil es tief in dir steckt. Und noch so viel mehr. Wir haben nur das Tier in dir erweckt. Mit der richtigen Frau an deiner Seite, dem richtigen Verbündeten könntest du so viel erreichen."
"Aber das will ich nicht." schreie ich Luke entgegen und raufe mir die Haare. Es ist das erste Mal das ich es laut ausspreche.
"Ich will es nicht." sage ich ruhiger. Aber meine Stimme bebt und Luke sieht das Feuer in meinen Augen lodern.

Ich zwinge mich ruhig zu bleiben. Auch wenn tief in mir ein Vulkan brodelt und droht jeden Moment auszubrechen. Die heiße Lava läuft bereits durch meine Adern und heizt meinen Zorn noch weiter an.
"Luke. Ich habe keinen Bock auf diese ganze Scheiße. Jahrelang habe ich das getan was von mir verlangt wurde. Ohne Fragen zu stellen. Loyalität war immer oberstes Gebot. Und daran habe ich mich gehalten. Ich habe mein Leben akzeptiert so wie es war. Und dann traf ich Magnus. Er veränderte einfach alles. Zum ersten Mal in meinem Leben gab es jemanden der mich liebte. Der mich so sah wie ich wirklich bin. Bei dem ich nicht stark und kalt, skrupellos und gefährlich sein muss. Magnus weckt eine andere Seite an mir. Eine sanfte."

"Und genau das ist der Grund warum Robert ihn so hasst. Das bist nicht du Alec." Ich bin fassungslos über seine Worte. Damit hätte ich im Leben nicht gerechnet.
"Was ist mit Robert? Warum ist er so?" frage ich. Wenn er mich schon nicht gehen lässt, dann kann ich auch ein paar Fragen stellen.
"Du bist in unserer Welt aufgewachsen. Du weißt wie wichtig es ist stark zu sein. Ehre, Stärke und Loyalität sind die wichtigsten Grundpfeiler. Dein Großvater lehrte Robert früh was es heißt einen Clan zu führen. Ein Erbe gehört dazu, Liebe ist fehl am Platz. Sie macht schwach. Und schwach bedeutet immer Tod. Du bist stark, jung, erbarmungslos und schön. Du bist der ideale Nachfolger."

"Wenn es um einen Erben geht, dann fragt Jace."
"Versteh doch. Robert will dich. Nur dich. Und wenn du dich ihm widersetzt, dann wird er dich enterben. Das hier ist sein Angebot. Oder eigentlich ist es eine Forderung. Du verlässt Magnus. Heiratest Natascha. Nach der Hochzeit bekommst du die Geschäfte übertragen. Robert tritt zurück. Er ist krank. Ich werde mich um ihn kümmern. Du übernimmst die Führung. Du allein. Jace ist raus. Er ist keine Option. Du kannst dich weiterhin mit Männern treffen. Das ist okay. Wir leben auch versteckt zusammen. Dann kannst du das auch. Such dir einen netten Jungen der dich liebt. Dann kannst du dir holen was du brauchst."

"Nein. Verpiss dich. Mehr habe ich nicht zu sagen." Seine Worte machen mich so wütend.
"Dann kann ich euch nicht helfen." sagt Luke und Mitleid schwingt in seinen Worten mit.
"Dann ist es so. Ich bleibe bei Magnus. Solange es eben geht. Ich liebe ihn. Und nach dem was ich heute erfahren habe, solltest gerade du am besten wissen was es bedeutet bedingungslos zu lieben." antworte ich.
"Ich wünsch euch viel Glück Alec. Ihr werdet es brauchen." Ich erkenne eine Drohung wenn ich sie erhalte. Und diese hier, ist nicht gerade gut versteckt.

"Ich werde Magnus mit meinem Leben schützen. Jetzt und immer. Egal wo, egal wann. Ich bin wachsam. Ich werde da sein." sage ich mit schneidend kalter Stimme. Meine blauen Augen bohren sich in seine, wilde Entschlossenheit und Luke schafft es nicht meinen Blick zu halten. Er schaut zu dem Wärter und nickt. Dieser kommt auf mich zu und öffnet die Tür. Wütend, zornig und mit einer Spur Unsicherheit gehe ich zurück in meine Zelle. Magnus liegt auf dem Bett und springt sofort auf als er mich sieht.

"Was ist passiert? Warum bist du so wütend?" Besorgt nimmt Magnus mein Gesicht zwischen seine Hände und haucht einen Kuss auf meine Lippen. Seine Daumen streichen über meine Wangen. Ich lege meine Hände auf seine Hüften, zieh ihn nah an mich und vergrabe meinen Kopf in seiner Halsbeuge.
Gierig atme ich seinen Geruch ein, Zitrone und Bergamotte. Ich hasse es. Ich vermisse Sandelholz. Denn das ist der Geruch den ich mit Magnus verbinde.

"Lass uns abhauen wenn das hier vorbei ist." nuschele ich an seinen Hals. Er streicht mir beruhigend über den Rücken. Es funktioniert nicht. Das Geständnis von Luke hat mich komplett aus der Bahn geworfen. Ich mache mir Gedanken über die Zukunft und meine Sorge um Magnus wächst.
"Rede mit mir." sagt Magnus leise. Seine Hand fährt sanft durch meine Haare und ich beruhige mich.
Er zieht mich zu seinem Bett, setzt mich mit dem Rücken an die Wand gelehnt hin und bleibt vor mir stehen.

"Okay. Ich erzähle es dir. Komme her." Magnus setzt sich auf meinen Schoß und legt seine Hände auf meine Brust. Ich spüre den leichten Druck und die Kraft die er mir schenkt. Tief einatmen und einfach frei heraus. Das ist wohl die beste Lösung. Also beginne ich zu erzählen und Magnus hört gespannt zu. Er sagt nicht ein Wort, nickt manchmal oder verdreht die Augen.

In dieser Nacht schlafe ich schlecht. Eigentlich sollte man meinen, das ich mit Magnus an meiner Seite schlafe wie ein Stein. Aber dem ist nicht so. Meine Gedanken laufen Amok, wägen jedes Wort, jede Bewegung der anderen Insassen ab. Vater hat mir gedroht. Und ich lasse zu, dass er meine Gedanken mit seinem Hass vernebelt. Mal wieder.

Eine Berührung an der Schulter holt mich komplett aus meiner Traumwelt. Vor mir kniet ein Wärter.
"Jamie. Was ist denn los?" frage ich schlaftrunken. Magnus hinter mir rührt sich nicht. Ich spüre seinen warmen Atem in meinem Nacken, spüre einen leichten Kuss und ich weiß, das er nicht mehr schläft.
"Du musst mitkommen." flüstert Jamie.
"Warum?"

"Ich bringe dich hier raus. Frag bitte nicht weiter. Es geht nur jetzt."
"Nein." sage ich.
"Bitte Alec. Du musst mitkommen. Dein Vater wird dich töten lassen wenn du dich ihm widersetzt." Lange habe ich nicht mehr solche Besorgnis gehört. Eigentlich kenne ich das nur von Magnus.
"Nein Jamie. Du riskierst deinen Job und dein Leben. Und ohne Magnus geh ich nirgendwohin."

"Er kann nicht mitkommen. Die Vereinbarung gilt nur für dich. Panama ist sicher." Ich schüttele meinen Kopf und drehe mich auf die andere Seite. Weg von Jamie und in Magnus Arme. Er verstärkt seinen Griff um mich und flüstert ein leises danke.
Jamie serviert mir ein neues Leben auf dem Silbertablett. Nur einen Fingerbreit ist es von mir entfernt. Ich wäre frei. Aber ich wäre alleine.

"Sie sollten gehen Mr Rosales." sagt Magnus mit fester Stimme.
"Ich geh nicht ohne Alec. Es ist eine einmalige Gelegenheit. Auf ein Leben in Freiheit. Bitte Mr Bane. Denken Sie an Alec und seine Zukunft." Jamie fleht Magnus an mich weg zu schicken.
"Ich denke an nichts anderes. Gute Nacht Mr Rosales." antwortet Magnus. Er legt einen Kuss auf meine Lippen der mir zeigt wie sehr Magnus mich liebt. Seine Hände wandern in meine Haare und ich seufze.
Sich entfernende Schritte, ein klicken des Schlosses und ein Schlüssel der uns hier zurück lässt.

Bloody soulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt