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Fuck was ist hier gerade passiert? Schwer atmend blicke ich zu Magnus, wir lassen die letzten Wellen unseres Höhepunktes verstreichen, niemand sagt ein Wort. Ich kann seinen Blick nicht deuten. Eine Mischung aus Befriedigung, Erleichterung aber auch Scham und Unsicherheit.

Magnus beugt sich zu mir, haucht einen Kuss auf meine Lippen, verharrt in dieser Position. Ich spüre seinen Atem an meinen Lippen, öffne leicht meinen Mund. Langsam lasse ich meine Zungenspitze nach vorne gleiten, stupse gegen seinen Mund. "Das war schön." sage ich leise. "Das war heiß." antwortet er ebenso leise. Ich lächele und nicke stumm.

Magnus steht auf, mein erschlaffter Penis prallt gegen meinen Bauch und ich fühle mich gerade etwas unwohl. Magnus verlässt den Raum, lässt mich alleine. Ohne ein Wort, ohne einen Blick zu mir.
Bewegungsunfähig sitze ich in diesem wirklich gemütlichen Sessel. Meine Beine zittern. Wenn ich jetzt aufstehe werde ich vermutlich fallen.

Ich höre das Rauschen des Wassers. Magnus steht unter der Dusche. Auch wenn ich ihn nicht sehe, kann ich ihn mir vorstellen.
"Alexander?" höre ich Magnus meinen Namen rufen. Ich antworte nur mit einem ja.
"Kommst du?" fragt er mich.
"Schon wieder?" höre ich mich sagen und trete mir innerlich gegen das Schienbein. So eine seltendämliche Antwort.
"Das sehen wir dann. Jetzt schwing deinen heißen Arsch hierher."

Schwerfällig stehe ich auf und bin überrascht, dass meine Beine mich tatsächlich tragen. Erst jetzt fällt mir auf, wie groß das Zimmer ist. Es ist ein Wohnbereich. Meine Augen scannen den Raum, es ist sehr schön und gemütlich. Drei Türen gehen von diesem Bereich ab, hinter einer wird sich das Schlafzimmer verbergen. Aber die Tür links neben mir gehört zum Bad. Die warme Dusche ruft mich und Magnus der ungeduldig unter dem Wasserstrahl steht und auf mich wartet. Nebenschwaden umhüllen seinen Körper. Die Haut glänzend feucht, Wassertropfen die aus seinen Haaren perlen und über seinen muskulösen Körper laufen. Sein Anblick ist so schön und rein. Ich bin ihm komplett verfallen.

Nach der Dusche liege ich in seinem Bett, in seinen Armen. Die Finger seiner sonst beringten Hand gleiten langsam durch meine Haare. Dicht geschmiegt an seinen Körper höre ich das schlagen seines Herzens und fühle mich so geborgen wie schon lange nicht mehr. Es ist ein atemberaubendes Gefühl, es schnürt mir die Luft ab und verringert die Sauerstoffzufuhr zu meinem Hirn. Nichts anderes als Magnus und seine Nähe nehme ich wahr. Nichts anderes ist für mich wichtig.

Magnus säuberte meinen Körper, schweigend, sanft. Er nahm mich an die Hand, trocknete unsere Körper, zog mich in sein Schlafzimmer. Schweigend. Wir legten uns ins Bett und ich sah eine stille Zustimmung. Mit meinem Kopf auf seiner Brust, einem Arm um seinen Bauch liegen wir hier und genießen die Stille der Nacht. Lange liege ich wach und lausche dem Klang von Magnus Herzen. Er ist ganz ruhig, atmet regelmäßig und leise. Seine Hände zittern nicht mehr.

"Stehst du auf Männer?" flüstert er in die Dunkelheit des Zimmers hinein. "Ja." antworte ich ihm und schließe meine Augen. Seine Hand streichelt über meinen Arm und eine Gänsehaut bildet sich an der Stelle wo seine Finger mich berühren. Ich drücke mich fester an seine Brust und seufze leise.
"Es tut mir leid." sage ich.
"Was meinst du? Bereust du es?" Magnus versteift sich, sein Herz schlägt schneller. "Nein. Wie könnte ich. Ich war dir noch nie so nah. Und es fühlte sich so gut an." Das kraulen meiner Haare stoppt, er legt sich seitlich zu mir, umfasst mein Gesicht mit seinen Händen.
"Ich habe Angst." flüstert er und ich verstehe was er meint. "Das mußt du nicht." sage ich und schließe meine Augen.

Wir sind zwei Männer. Wir sind Erben. Wir sind nur solange Freunde, wie unsere Väter sich miteinander vertragen. Dieser Gedanke lässt mich einfach nicht los. Und Magnus auch nicht.

Die Schatten der Nacht legen sich über uns. Zarte Küsse und sanfte Berührungen begleiten uns, aber nicht unseren Schlaf. Wir schlafen in dieser Nacht nur kurz. Es ist unsere erste Nacht die wir gemeinsam verbringen. Beide genießen wir einfach nur die Nähe des anderen. Wir reden leise miteinander, lassen unsere Leben und Geschichten miteinander verschmelzen. Ich erfahre viel über die Beziehung zu seinen Eltern. Immer distanziert, kühl und erwartungsvoll. Hohe Erwartungen, wenig Verständnis. Eine strenge Ausbildung in Japan, stundenlanges Schwertkampftraining, noch längeres Nahkampftraining. Gute Umgangsformen und ein souveränes Auftreten durch einen englischen Butler als Lehrmeister. Eine Kindheit geprägt vom Lernen und konservativem Denken, von klaren Strukturen und einem strengen Vater. Ähnlich wie bei mir.

Zum Ausgleich eine liebevolle Mutter, Gute-Nacht-Geschichten und einen Kuß, heißer Kakao und Kekse an Tagen wenn die Dunkelheit drohte alles zu verschlingen.
"Wie bist du so geworden?" fragt Magnus. Das gleiche frage ich mich auch. Wie wurde aus dem verträumten Büchernarr der harte Kerl mit den eisblauen Augen? Wie wurde aus Alexander Dark Angel? "Ich bekam mit zwölf Jahren meine erste Waffe und Schießtraining. Luke erkannte mein Potential und berichtete meinem Vater davon. Ab diesem Tag gab es für mich kein zurück mehr. Nur noch ein voran. Jeden Tag Schießtraining. Und ich bekam einen Privatlehrer, der mir den Umgang mit Messern und anderen Gegenständen zeigte. Er lehrte mich zu töten." Mehr muss er nicht wissen. Mehr sollte er nicht wissen.

"Machst du das gerne?"
"Ich bin meinem Clan gegenüber loyal. Meinem Vater gegenüber loyal." antworte ich.
"Das war nicht meine Frage." Zorn liegt in seiner Stimme.
"Ich bin kein Serienmörder Magnus. Ich erledige meinen Auftrag, mir geht dabei keiner ab wenn ich einen Menschen töte. Und ich töte nicht jeden Tag."
Wir schweigen wieder.

"Hälst du mich für einen eiskalten gewissenlosen Killer?" frage ich traurig. Die Antwort möchte ich eigentlich nicht hören. Ich setze mich auf, die Decke rutscht von meinem Körper, die Kälte der Nacht empfängt mich, prallt erbarmungslos gegen meinen erhitzten Körper.
"Ich weiß es nicht. Du hast eine Waffe auf Simon gerichtet." sagt er.
"Ja. Das gehörte dazu. Ich brauchte Informationen."
"Es ist besser wenn ich jetzt gehe." sage ich enttäuscht und steige aus dem Bett. Kurz stehe ich in Magnus Schlafzimmer und horche in mich hinein. Ich will nicht gehen. Denn ich will bei Magnus bleiben. Für immer. Aber seine Verachtung mir gegenüber, meinem Handeln war deutlich zu hören.

"Bitte bleib." flüstert er als ich bereits an der Tür seines Schlafzimmers angekommen bin.
"Warum?" frage ich und erwarte keine ehrliche Antwort.
"Ich mag dich. Sehr sogar." antwortet er mir. Ein Blick über die Schulter zeigt mir, dass Magnus es ehrlich meint. Er sitzt in seinem Bett, die Decke fällt leicht über seine Beine und die Körpermitte. Das sanfte Mondlicht fällt auf die nackte Brust und sein schönes Gesicht. Das funkeln seiner Augen erinnert mich an Sterne. Magnus ist der schönste Mann der Welt. Wir beide müssen dringend reden und gewisse Dinge klären. Erst dann werden wir wissen, ob wir es schaffen können, dass das zwischen uns funktioniert.

Bloody soulsWhere stories live. Discover now