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"Alec, wir müssen über Valentine reden." flüstert Jace.
"Ich weiß. Nicht jetzt. Lass uns das morgen besprechen. Heute Nacht wird nichts passieren. Rosales hat Aufsicht." flüstere ich und Magnus bekommt es zum Glück nicht mit. Er spricht mit Raphael und ich bin froh, das die beiden sich verstehen. Raphael Santiago ist hier innen ein wichtiger und starker Verbündeter. Und wer weiß, vielleicht auch draußen. Ich hoffe es.

Loyale Verbündete sind wertvoll wie Silber. Und Raphael hat in den letzten Jahren des öfteren bewiesen, das er loyal ist und zu seinem Wort steht. Ebenso ein gewisser Wärter mit gewissen Neigungen. Jamie Rosales war eine der wenigen Überraschungen hier in Sing Sing. Ich kenne ihn schon lange. Früher wollte er immer so sein wie ich. Aber nach dem Tod seines Bruders änderte sich das. Trotzdem blieben wir in Kontakt. Und Jamie überbrachte mir auch die Origamitiere und den Brief von Magnus. Er ist mein kleines Vögelchen.

"Hast du vor es ihm zu sagen?" fragt Jace leise. Ich habe eine Vermutung was er meint, hoffe allerdings, dass ich falsch liege.
"Was meinst du?"
"Du und der Morgensternjunge?"
Energisch schüttele ich den Kopf. Ich habe nicht vor Magnus von Sebastian Morgenstern zu erzählen. Er würde es nicht verstehen.
"Wehe du redest darüber. Damit muss ich Magnus nicht belasten. Ich will ihn nicht damit belasten."

"Du kennst meine Meinung. Ich bin nach wie vor der Ansicht das Valentin dahinter steckt. Er hat Magnus verraten. Oder einer seiner Leute. Warum sonst sollten die Bullen ihn verhaftet haben? Er war in Japan sicher."
Während der letzten acht Wochen habe ich viel darüber nachgedacht. Ich hatte noch keine Gelegenheit mit Magnus über diese ganze Scheiße zu reden. Es gibt viele Dinge die wir besprechen und klären müssen.

Am zweiten Tag meines unfreiwilligen Urlaubes im Loch bekam ich mit meinem Essen auch einen Origamikolibri. Darin enthalten eine Botschaft von Jace. Nur ein paar Worte.
Magnus sicher. Japan korrupt. Stern.
Über die vielen Jahre hinweg verstanden Jace und ich uns fast blind. Daher wusste ich genau was er mir sagen wollte. Das er auf Magnus Acht gibt und ich mir keine Sorgen machen muss. Das den Behörden in Japan Informationen zugespielt wurden die zur Ergreifung von Magnus führten. Das Jace Valentin Morgenstern verdächtigte.

Zwischen dem Abendessen und dem Einschluss, der damit eintretenden Nachtruhe, reden Magnus und ich nicht miteinander. Eigentlich haben wir seit unserer Ankunft hier geschwiegen. Noch immer schweigend liege ich auf der Pritsche welche mein Bett darstellt und beobachte Magnus. Er liegt auf dem Bauch, die Beine angewinkelt und vor ihm ein Stück Papier. Seine schlanken schönen Finger zeichnen feine Linien.

"Wem schreibst du?" frage ich.
"Meiner Mum. Ich schreib ihr einmal die Woche. Sie antwortet immer sofort. Und sie lässt dich grüßen." kommt seine Antwort und schweigend verbringen wir die nächsten Minuten.
"Baby?"
"Hmhm."
"Warum bist du hier?" Fragend sehe ich zu Magnus. Er antwortet nicht, zieht weiter Linien über das Papier.
"Ich schreibe Mum immer auf japanisch. So verlerne ich es nicht."
"Das war nicht meine Frage." sage ich.

"Freust du dich nicht das ich da bin?" Ruhig schreibt Magnus weiter und ich frage mich gerade was hier wohl los ist. Er tut so als wäre es das normalste der Welt das wir hier auf diesen Pritschen liegen, in einem Bundesgefängnis und darauf warten, das die Wärter zum Einschluss rufen und das Licht ausgeht.
"Ich freue mich sehr Baby. Seit vier Jahren warte ich auf diesen Moment. Oft habe ich mir vorgestellt wie es sein wird."

Ich drehe mich auf den Rücken, die Arme hinter den Kopf verschränkt und starre an die Decke.
"Ich habe mir vorgestellt das ich dich ins Kino ausführe. Mit Popcorn und Gummibärchen. Einem kitschigen Liebesfilm den wir nicht verfolgen. Stattdessen sitzen wir in der hintersten Reihe und knutschen wie hormongeschwängerte Teenager. Ich wollte mit dir Eis essen gehen. Den größten Eisbecher den es gibt, mit Schokosoße und allen Sorten die du liebst. Dabei deine Hand halten und tief und fest in deine wunderschönen Augen schauen. Den Sonnenuntergang und die Stadt hätte ich dir zu Füßen gelegt. Den Heiratsantrag für Magnus, nicht Jem, vom höchsten Haus der Stadt gerufen. Damit es jeder weiß. Das ich, Alexander Gideon Lightwood einen Mann liebe. Und dieser Mann heißt Magnus Bane."

"Ich habe zwei Wochen lang jede Nacht an deinem Bett gesessen. Deine Hand war so kalt und deine Haare fielen immer wieder in die Stirn. Schweißgebadet und schwer atmend lagst du da. Blass und doch so wunderschön. Jeden Abend küsste ich deine Lippen, hielt deine Hand und sprach leise mit dir. Aber du hast mir nie geantwortet." Ich schlucke schwer. Jia hat Magnus jede Nacht in mein Zimmer geschmuggelt. Sie hat es mir damals erzählt und ich weinte.

"Jede Nacht habe ich gebetet das du aufwachst und lebst. Ich hatte solche Angst dich zu verlieren. Und das habe ich noch."
"Das geht mir genauso. Ich wollte dich immer beschützen. Und das will ich noch immer. Also Magnus. Warum bist du hier? Und warum hast du eine Platzwunde am Auge?" Die Verfärbung in seinem Gesicht war mir gleich aufgefallen. Und auch der Strip um die Wunde zusammen zu halten ist nicht zu übersehen.

Magnus schnaubt und rollt mit den Augen. "Eine Geschichte über einen Kerl der einen anderen Kerl fickt. Einen Vater der seinen Sohn gerade so vor dem Sturz von einer Brücke bewahren kann. Ein Kerl mit gebrochenem Herzen und Liebeskummer."
Er redet von Sebastian. Deshalb ist Valentine so wütend auf mich.

"Alexander. Ich weiß, das bevor du mich kennen lerntest, dich hast von Sebastian Morgenstern ficken lassen. Und wenn dieser keine Zeit oder Lust hatte, bist du bei Ben gelandet. Und ich weiß auch, dass du für keinen von beiden auch nur annähernd das gefühlt hast was du für mich fühlst." Magnus kommt langsam auf mich zu, anmutig und grazil. Seine Augen leuchten und er leckt sich über die Lippen. Ich setze mich auf die Kante meines Bettes. Zwei Finger legt er unter mein Kinn und zwingt mich ihn von unten herauf anzusehen.

"Und ich weiß auch, dass du es mir nicht sagen wolltest. Du hast Geheimnisse vor mir Liebling. Und das kann ich nicht akzeptieren."
"Es tut mir leid Magnus. Sebastian ist Vergangenheit. Genauso wie Ben. Aber du bist meine Zukunft." sage ich.
"Es ist mir egal. Sollen sie sich an ihren Erinnerungen laben und ihre verkümmerten Schwänze rubbeln bis sie umfallen. Ich habe dich. Du gehörst mir. Nur mir."

"Sag Alexander. Warst du mir treu? Hier drin?"
"Nein." hauche ich.
"Ist das so?" sagt Magnus zornig und seine Augen feuern kleine Blitze auf mich ab. Seine andere Hand fährt in meine Haare und er zieht an den Spitzen.
"Ja. Das ist so." antworte ich ihm.
"Und wem muss ich die Nase brechen? Dafür das er den Hintern meines Mannes berührt hat?"
"Mir." Etwas verwirrt sieht Magnus mich an. Dann plötzlich kommt die Erkenntnis und ein erneutes Funkeln legt sich auf seine Augen. Und das dreckige Grinsen was sein Gesicht ziert zeigt mir, dass das Spiel begonnen hat.

"Was hast du getan?"
"Ich habe mich angefasst. Unter der Dusche."
"Und dann? Hast du deinen Samen einfach in den Abfluss gespritzt? Oder in den Hals eines Anderen?"
"Abfluss. Und dabei habe ich die ganze Zeit an dich gedacht."
Magnus Lippen sind leicht gespalten, er schiebt seine pinkfarbene Zunge hindurch und mir entkommt ein Seufzen. Noch bevor ich reagieren kann, wird es plötzlich dunkel.

Bloody soulsWhere stories live. Discover now