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"Magnus. Scheiße Mann du bist es wirklich." ruft Jace laut über den gesamten Hof und ist schon schnellen Schrittes auf dem Weg zu ihm. Er zieht meinen Mann in eine feste Umarmung und sofort blicken alle Umstehenden zu den beiden. Ich stehe noch immer an der gleichen Stelle, ich habe mich nicht bewegt. Zu groß ist meine Überraschung und der Schock über seine Anwesenheit. Was macht er hier? Warum trägt er Gefangenenkleidung? Warum um alles in dieser verfickten Scheißwelt ist er nicht in Japan? Warum?

In Japan war Magnus in Sicherheit. All die Jahre lang. Warum ist er hier? Heiße Wut steigt in mir auf. Meine Hände ballen sich zu Fäusten und mein Kopf wird warm. Es ist ein heißer Sommertag und ich bin bereits mächtig am schwitzen. Aber jetzt kocht die Wut heiß in mir. Warum ist er hier? Er hat hier nichts zu suchen.

Entschlossen gehe ich auf die beiden zu. Jace drückt noch immer Magnus fest an sich, dieser ist sichtlich irritiert. Auch wenn Jace immer unser Verbündeter war, die beiden sind nie enge Freunde gewesen. Daher überrascht mich seine Reaktion sehr. "Alec ist das nicht toll? Magnus ist hier. Dann bist du nicht alleine wenn ich entlasse werde."
Daher weht also der Wind. Jace macht sich Sorgen was mit mir passiert wenn er entlassen wird. Ich weiß es, denn er sprach vor nicht allzu langer Zeit mit mir darüber. In sechs Monaten wird Jace entlassen. Fünfundzwanzig Jahre später werde ich ihm folgen.

"Alexander." sagt Magnus und kommt langsam auf mich zu. Seine Augen glänzen feucht von den aufsteigenden Tränen. Ich spüre die Blicke der anderen Männer auf uns. Die meisten von ihnen sitzen schon länger als ich hier drinnen fest. Und sie werden bald alle wissen wer der Neuzugang ist. Angst erfasst mich, Zweifel und Wut. Solange haben Ragnor und ich versucht Magnus zu beschützen. Solange haben wir alles dafür getan um sein Leben zu bewahren. Aber hier drin hat er nur mich. Dark Angel. Ich bezweifle das es reichen wird.

"Oh Baby." Meine Mauer ist in dem Moment gefallen als er diesen Hof betrat. Zaghaft bette ich meine Hände an seine Wangen, er schließt die Augen und Tränen fallen aus seinen Wimpern. Sie glitzern im Schein der heißen Sommersonne. Er ist noch genauso schön wie vor vier Jahren. Seine pinkfarbenen Lippen öffnen sich einen Spalt und ich höre ein leises schluchzen aus seinem Mund. Magnus Lippen auf meinen zu spüren ist alles was ich mir jetzt wünsche. Ich überbrücke den letzten Abstand, stoppe Millimeter vor dieser süßen Sünde, fühle die Wärme seines Atems und bin Zuhause. Nach so langer Zeit berühren sich unsere Lippen wieder und ich könnte nicht glücklicher sein. Magnus zieht mich an der Hüfte enger an seinen Körper, ich schiebe meine Hände in seine Haare und meine Zunge zwischen seine gespaltenen Lippen.

Wir stöhnen beide leise als sich unsere Zungenspitzen berühren. Ein elektrisierender Schlag geht durch unsere Körper, zieht das Band zwischen uns wieder fester und verschließt es mit einem unzerstörbarem Schloss. Magnus Küsse schmecken noch immer so lieblich wie früher. Nach Orange und Magnus und mehr. Nach so viel mehr. Eng aneinander gepresst stehen wir da, lassen unsere Lippen immer wieder aufeinander prallen und die Zungen kämpfen. Alles um uns herum blenden wir aus. Es gibt nur Magnus und mich und unsere Welt.

Den Tumult um uns herum bekomme ich nur am Rande mit. Ich höre die Pfiffe und lauten Stimmen der Wärter, Getrampel von schweren Stiefeln und Schläge auf meinen Körper. Zurück katapultiert in die Gegenwart versuche ich Magnus mit meinem Körper zu schützen aber es ist bereits zu spät. Die Wärter zerren an unseren Körpern, krampfhaft versuche ich Magnus bei mir zu behalten. Er ruft meinen Namen und ich sehe sein schmerzverzerrtes Gesicht, als der Schlag eines Wärters ihn hart auf das Schlüsselbein trifft. Er schreit vor Schmerz und die Tränen der Freude vermischen sich mit den Tränen des Schmerzes.

"Alexander." ruft er mich und mit letzter Kraft kann ich mich aus den Griffen der Wärter befreien. Meine Faust landet im Gesicht des Wärters der Magnus verletzt hat. Ein gezielter Fußtritt trifft den Mann links von mir im Magen, er stürzt zu Boden und ich zu Magnus. Er hält sich jammernd das gebrochene Schlüsselbein, es ist die gleiche Seite wie vor so vielen Jahren. Magnus sitzt auf dem staubigen Boden des Gefängnishofes. Meine Arme umschlingen seinen Körper, mit leichtem Druck um ihn zu zeigen das ich hier bin.
"Es wird alles gut Baby." flüstere ich, den Kopf in seine Halsbeuge vergraben. Eine kleine Gruppe hält die Wärter von uns fern. Zumindest für einen Augenblick. Ich kann mir denken, das Jace und Raphael dafür verantwortlich sind. Und ich bin ihnen gerade soviel schuldig.

"Sie werden mich gleich wegbringen. Du kommst auf die Krankenstation und wir werden uns eine Weile nicht sehen. Jace passt auf dich auf. Ich liebe dich." flüstere ich mit kratziger Stimme in sein Ohr und ich spüre das Magnus nickt. Schweren Herzens löse ich mich von Magnus und stehe auf. Mit hinter dem Kopf verschränkten Händen ergebe ich mich meiner Bestrafung. Ich möchte Magnus den Anblick meines zerschlagenen Körpers ersparen. Hoffentlich warten die Wärter um ihrer Wut freien Lauf zu lassen bis ich im Loch sitze.

"Ich liebe dich Alexander." schreit Magnus das alle im Hof und in den Mauern von Sing Sing es hören können. Er setzt ein Statement vor allen Anwesenden und wie ein Lauffeuer wird sich diese Aktion verbreiten. "Ich liebe dich auch." rufe ich laut hinterher und im nächsten Moment packen mich vier paar Arme und zerren mich in das Innere des Gebäudes.

Als sich die Tür hinter mir schließt, ich alleine in diesem dunklen engen Verließ sitze, lächele ich. Magnus ist hier. Nach vier langen schmerzvollen Jahren konnte ich ihn wieder in meine Arme schließen und ihn küssen. Alleine das war es mir wert die nächsten Wochen hier zu verbringen. Solch enger Körperkontakt außerhalb der Zellen ist strengstens verboten. Aber das war mir in diesem Moment des Augenblicks sowas von egal. Jace und Raphael werden auf Magnus acht geben. Dessen bin ich mir zu hundert Prozent sicher.

Bloody soulsWhere stories live. Discover now