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Ich habe sowas von überhaupt keine Lust auf dieses Treffen. Die letzten zwei Tage haben nicht annähernd das aufgeholt was uns verloren gegangen ist. Magnus und ich hatten nicht nur Sex. Wir redeten auch miteinander. Und stritten. Über eine Entscheidung die er in der Klinik traf und die sich nach seinem Zusammentreffen mit Ben festigte.

Er hat seinen Eltern gesagt das er verliebt ist. In einen Mann mit schwarzen Haaren. Und das er alles für ihn tun würde, dass er sein Leben ist. Magnus erwähnte nicht meinen Namen. Aber er ist sich sicher, dass seine Mutter eine Vermutung hat.
Mein Herz raste und ich konnte ihn nur mit großen Augen anschauen. Es ist viel zu gefährlich, dass irgendjemand von uns erfährt. Es genügt schon, dass Ben hinter mein Geheimnis gekommen ist.

Ich war enttäuscht, dass Magnus diese Entscheidung einfach ohne mich traf. Das war auch der Grund warum er sich verspätete. Ragnor fuhr ihn nicht direkt in unsere Wohnung, sondern in das Haus seiner Eltern.
Magnus Entscheidung stand fest. Er wollte nicht mehr lügen. Zumindest einen Teil der Wahrheit wollte er Preis geben.

Asmodeus war zunächst skeptisch, aber er hat immer akzeptiert, dass Magnus eines Tages einen Mann an seiner Seite hat. Und mit diesem Mann zusammen die Organisation leiten wird. Natürlich wollten sie alles über ihren potenziellen Schwiegersohn wissen. Daraufhin wurde Magnus verschlossen und redete nicht mehr weiter. Denn plötzlich überkam ihn das schlechte Gewissen so wie er mir sagte. Denn er konnte seinen Eltern nicht sagen, dass ich der Mann an seiner Seite bin.

Also begann das Karussell aus Lügen sich weiter zu drehen. Komplette Ehrlichkeit und Transparenz ist eben in unserem Leben nicht möglich. Magnus erzählte seinen Eltern, dass er den Mann seines Lebens in der Klinik kennen lernte. Seine Mutter war ganz aus dem Häuschen und bald darauf setzte ihre Skepsis ein. Sie hinterfragte jedes Wort von Magnus. Und beim Abschied war er sich sicher, Mrs Bane weiß wer der Mann seines Lebens ist.

"Ich hoffe für euch, dass ein Engel mit schwarzen Flügeln kommt und euch rettet. Das ihr ein gutes Leben zusammen führen könnt." flüsterte sie in Magnus Ohr als er sich mit einer festen Umarmung von ihr verabschiedete. In seinen Augen glänzten verräterische Tränen und Magnus wußte, dass der Engel eine Anspielung auf mich war. Dark Angel.

Es machte mich traurig, dass Magnus wieder lügen musste. Da er das doch eigentlich nicht mehr wollte. Und es machte mich traurig, dass er nicht mit mir darüber sprach. Das er einfach so unser aller Leben aufs Spiel setzte und riskierte, das wir entdeckt werden.
Ich kann uns beschützen, dass ist meine Aufgabe. Die Familie zu beschützen gegen unsere Feinde. Und Magnus ist soviel mehr als Familie. Er ist mein Leben, meine Welt. Ohne ihn ist es dunkel und leer, kalt und einsam. Magnus zu verlieren ist mein größter Albtraum.

Jede Sekunde unseres Wiedersehens kosteten wir aus. Es war trotzdem nicht genug Zeit. Das ist es nie.
Nachdem die Wogen sich wieder glätteten, sprachen wir auch über unser Vorhaben. Ich wußte genau an welchem Ort ich mit Magnus in Zukunft Leben möchte. Ein kleines Fischerdorf in Südengland. Mit weißem Strand und blauem Meer. Möwen und einem Häuschen am Strand. Was Magnus nicht wußte, ich besaß dieses Haus bereits. Oder besser gesagt, William Herondale.

Vor einer Weile hatte ich ein Meeting mit einem Kunden meines Vaters. Er schuldete unserer Familie viel Geld, ich sollte mich um neue Zahlungsmodalitäten kümmern. Das ist Vaters Wort für meinen Job. Es stellte sich heraus, dass er Immobilienmarkler ist. Und Luxusimmobilien sind sein Spezialgebiet. Leider führte er immer ein Leben über seinen Verhältnissen und die eine oder andere verlorene Pferderennenwette machte es nicht besser.

Ich machte ihm einen Vorschlag. Sein Leben gegen ein Haus am Meer. Ich erzählte ihm von einem Freund der ein Haus für sich und seinen Mann suchte. Ein weißes Haus mit roten Fensterläden und direktem Zugang zum Strand. Einer Garage groß genug für zwei Motorräder und zwei Autos. Keine störenden oder nervigen Nachbarn.

Und ich bekam dieses Haus. Mein absolutes Traumhaus. Als Magnus die Bilder sah, war es um ihn geschehen. Gedanklich hatte er das Haus bereits neu eingerichtet und wir genossen kalten Wodka aus Kristallgläsern auf der Veranda während wir der Sonne dabei zusehen wie sie im Meer verschwindet.

Der Gedanke lässt mich schmunzeln und das Bild das ich im Spiegel betrachte ebenso. Ich bin im Haus meiner Familie, erfülle meine Pflicht und werde dann gemeinsam mit Magnus dieses Leben hinter mir lassen. Ein letztes Mal Dark Angel. Ein letztes Mal meine Geschwister umarmen und ihnen sagen wie sehr ich sie liebe. Aber Magnus ist mein Leben, sie werden es verstehen.
Vater zwingt mich einen Anzug zu tragen. Ich hasse es. Aber Magnus liebt es. Also trage ich diesen Anzug nicht um meinem Vater zu gefallen und sein Wohlwollen zu haben. Ich trage ihn für Magnus. In der Hoffnung, dass er ihn mir noch in dieser Nacht vom Körper reißt.

Das allmonatliche Treffen findet im Haus des alten Italieners statt. Er ist wirklich sehr alt. Sehr weise. Sehr kalt. Gefürchtet und niemand mit dem man sich freiwillig anlegen möchte. Aber ich mag ihn. Und er mag mich. Nach reichlich Alkohol fängt er an alte Geschichten zu erzählen. Die meisten enden mit Blut und Tod. Als er noch jung und nicht das Oberhaupt der Italos war, hatte er den gleichen Job wie ich. Ich erinnere ihn an den Mann der er einst war.

Vater ist extrem nervös. Auch Luke. Und das verunsichert mich.
Asmodeus ist schon vor einer Weile gekommen. Zusammen mit Ragnor, aber ohne Magnus. Das verwundert mich. Magnus sagte das er auch da sein wird. Wo ist er? Leichte Angst breitet sich in meiner Brust aus, schwere und verstörende Gedanken ziehen durch meinen Verstand. Irgendetwas stimmt hier nicht. Vater verhält sich seltsam. Ständig schaut er auf die Uhr. Dann auf sein Telefon. Dann tuschelt er mit Luke.

Der offizielle Teil hat noch nicht begonnen. Alle stehen noch in kleinen Grüppchen zusammen, reden, trinken, machen Zugeständnisse und Kompromisse. Ich kann mich nicht darauf konzentrieren meine Aufgabe zu übernehmen. Beobachten, handeln, beschützen. Meine Gedanken sind nicht hier, sie sind bei Magnus. Ich mache mir wirklich Sorgen. Bevor ich komplett den Verstand verliere, muss ich wissen wo Magnus steckt. Ob alles in Ordnung ist.

"Vater. Ich bin kurz telefonieren." flüstere ich in sein Ohr um das Gespräch nicht zu unterbrechen in das er gerade vertieft ist. Er dreht sich zu mir und ich blicke in seine kalten Augen. Fuck. Mein Herz setzt ein paar Schläge aus als ich das Feuer in ihnen lodern sehe.
"Mit wem?" Seine Stimme ist so kalt und könnte glatt das Getränk in seiner Hand gefrieren lassen.
"Ben." antworte ich und hoffe, dass er meine Lüge nicht durchschaut. Ben ist nicht hier, also wird es schon gut gehen.

"Ben? Hm... Ich bin davon ausgegangen, dass du Jem anrufst."
Sämtliche Farbe entweicht meinem Gesicht und ich schlucke schwer.
"Ist es nicht so? Wolltest du nicht gerade Jem Carstairs anrufen? Und ihm sagen das er dich hier vor allen Leuten ficken soll? Damit jeder weiß, dass sich Alec Lightwood von Magnus Bane ficken lässt? Und damit seinen Vater hintergeht. Oder soll ich dich lieber William Herondale nennen?"

"Was hast du getan?" frage ich geschockt. Alle möglichen Szenarien laufen wie wild durch meinen Kopf. Er weiß es. Er weiß es. Woher?
Robert lehnt sich dicht zu mir, legt seinen Mund nah an mein Ohr und flüstert.
"Lauf Dark Angel. Vielleicht kannst du ihn noch retten."
Nur langsam kommen seine Worte bei mir an, hallen laut durch meinen Kopf.
"Magnus." rufe ich laut und bin bereits auf dem Weg nach draußen als ich noch die Stimme von Ragnor höre die mich ruft.

Bloody soulsWhere stories live. Discover now