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Mit einem Grinsen im Gesicht und funkelnden Augen streicht Magnus sanft durch meine Haare. Meine Augen liegen auf seinen Lippen und ich will ihn so gerne küssen.
"Du musst gehen." sagt er und zieht mich am Kragen meiner Jacke zu sich. Wir vereinigen unsere Lippen und ich genieße diesen Kuss, koste soviel wie möglich davon aus als wäre es unser letzter. Denn wir wissen nie wann wir die Zeit finden um uns zu treffen.

Ich löse den Kuss und will gerade gehen, aber ich kann nicht. Hastig drehe ich mich zu ihm und vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Ich atme diesen betörenden Duft nach Sandelholz ein, meine Knie werden weich, Magnus verteilt Küsse an meinem Hals. Er saugt an der Haut und leckt über diese Stelle. Mein Körper bebt und das Herz wird mir schwer. Es fühlt sich so nach Abschied an, dabei werden wir uns bald wieder sehen. Heute Abend werde ich Ragnor schreiben und dieser öffnet mir den Weg zu meinem Freund.

Natürlich haben wir noch über uns geredet. Nach diesem Liebesgeständnis, was nicht schöner hätte sein können, waren wir uns einig, das wir nicht ohne einander können. Das wir uns lieben und soviel Zeit miteinander wie möglich verbringen wollen. Und das wichtigste, wir wollen keine versteckte Beziehung führen. Nie im Leben werde ich zulassen das Magnus sich heimlich in unser Haus, in mein Zimmer schleicht. Und nie im Leben werde ich zulassen, dass er sich am nächsten Morgen heimlich aus meinem Zimmer, aus unserem Haus schleichen muss.

Und das erschleichen von Informationen wird es nicht geben. Unsere Liebe wird nicht in Verbindung mit den Geschäften unserer Väter stehen. Dieses Gespräch mit meinem Vater wird nicht einfach werden. Aber es ist mehr als überfällig. Ich hoffe das er es versteht. Aber ein letzter Funken Zweifel bleibt.
"Ich muss jetzt wirklich gehen." sage ich gegen Magnus Lippen und er nickt nur mit dem Kopf.
"Ich liebe dich Baby." Ich hauche ihm einen Kuss auf seine Lippen und streichele über seine Wange.
"Ich liebe dich so sehr."

Schweren Herzens löse ich mich von Magnus und er sieht mir mit Tränen in den Augen nach.
"Ich liebe dich." formt er lautlos mit seinen Lippen und ich schlucke trocken. Es regnet und meine Kleidung ist bereits feucht. Der Regen sammelt sich in meinen Haaren und vereinzelte Strähnen fallen in mein Gesicht. Der Weg in mein zuhause ist lang, aber ich genieße diesen Gang durch die Straßen von New York.

Der Tag bricht herein und geschäftiges Treiben herrscht um mich herum. Diese ganzen Menschen gehen alle ihrem gewöhnlichen Ablauf nach. Ich denke an vergangene Nacht und den heutigen Morgen. Alles begann so schön und ich hoffe, dass das Gespräch mit meinem Vater gut verläuft.

Hektisches Treiben empfängt mich als ich unser Haus betrete. Irgendetwas stimmt hier nicht. Der große Spiegel in der Eingangshalle ist zerstört. Die Scherben liegen verteilt auf dem Boden und einer der Lakaien meines Vaters kümmert sich gerade um das Chaos. Ich sehe ihn stirnrunzelnd an, er erwidert meinen Blick kurz, erledigt stumm seine Aufgabe.

Auf direktem Weg gehe ich in das Büro meines Vaters. Ich höre ihn durch die geschlossene Tür fluchen und schreien. Luke der beruhigend auf ihn einredet und eine mir bekannte Stimme. Bevor ich die Tür öffnen kann wird sie auch schon aufgerissen. Ich schaue in grüne Augen und mir bleibt vor Schreck fast das Herz stehen. Fuck was macht er hier?

"Ben." hauche ich. Meine Hände zittern und das Herz rast. Es ist länger her das ich ihn das letzte Mal sah. Vater weiß nicht in welcher Beziehung wir zueinander stehen. Außer vom Training abgesehen. "Hallo Alec." begrüßt er mich. "Schön dich zu sehen." sagt er und seine Augen scannen meinen Körper.
Meine Kleidung ist komplett durchnässt und schwere Tropfen fallen aus meinen Haaren. Ich kann ihm nicht antworten, zu überraschend ist sein plötzliches auftauchen.

"Alec. Wie siehst du denn aus? Wo kommst du her?" Ich erwache aus meiner Starre und sehe meinen Vater wütend hinter seinem Schreibtisch sitzen. Ein altbekanntes Bild, vertraut und gerade weckt es so viele Erinnerungen in mir. Diese drei Männer mit mir in diesem Büro und einer Aufgabe, die meine Zukunft veränderte.

"Wir müssen reden." sage ich.
"Vater, ich muss dir etwas sag-" weiter komme ich nicht, denn er schneidet mir das Wort ab.
"Nicht jetzt. Zieh dich um und dann komme wieder her. Und bringe Jace mit." Damit entlässt er mich mit seiner typischen Handbewegung. Ich frage mich was hier los ist und was Ben mit der ganzen Sache zu tun hat.

Nach einer schnellen warmen Dusche und neu eingekleidet sitze ich mit Jace im Büro unseres Vaters. Es fühlt sich an als würden wir die Standpauke unseres Lebens bekommen. Luke und Ben sitzen auf dem Sofa rechts von mir und Vater hinter dem Schreibtisch. Sein Gesicht rot vor Wut. Er hält uns gerade einen Vortrag über Ehre und Loyalität, Vertrauen und Betrug. Ich ahne schlimmes und bei seinen nächsten Worten entweicht jegliche Farbe aus meinem Gesicht.

"Asmodeus hat mich hintergangen. Er hat uns hintergangen. Und ich akzeptiere das nicht. Das lasse ich nicht auf mir sitzen. Daher habe ich beschlossen die Geschäftsbeziehung mit der Familie Bane einzustellen." Fuck.
"Alle Mitglieder des Bane-Clanes sind zum Abschuß freigegeben sollten sie unseren Geschäften in die Quere kommen." Ich kann kaum glauben was er sagt und vergrabe meine Finger in das kalte Leder des Sessels auf dem ich sitze. Jace neben mir rührt sich nicht, sagt auch nicht ein Wort. Mit seinen eiskalten Augen schaut Vater mich an. Sein Blick durchbohrt mich, aber ich halte ihm stand.

"Und das betrifft auch deine Liaison mit Magnus." Er weiß es. Woher weiß er das?
"Schau mich nicht so überrascht an. Hast du geglaubt ich wüßte nicht das er dich fickt?" Zähneknirschend werfe ich einen Seitenblick auf Luke. Er sieht auf seine Hände und ich weiß genau das er die Quelle von Vaters Informationen ist. Aber woher weiß Luke davon? Ben grinst hämisch und ein weiterer Gedanke macht sich breit. Hat er mich beschattet?

"Aber wir lieben uns." sage ich und Vater schlägt mit seiner flachen Hand auf die Tischplatte.
"Liebe." Er lacht höhnisch und ich würde ihn so gerne schlagen.
"Liebe ist in unserem Geschäft fehl am Platz. Es macht dich weich. Und du bist nicht weich. Du bist eine Maschine. Du bist Dark Angel." schreit er.

Das Gespräch ist beendet. Er setzt sich wieder hin und blättert in einem Stapel Papiere. Ben steht plötzlich neben mir und drückt meine Schulter. "Komme Alec. Lass uns gehen." höre ich ihn sagen. Bevor ich die Fassung verliere, verlasse ich das Büro und stürme aus dem Haus. Ich muss zu Magnus. Das ist eine Katastrophe.

Bloody soulsWhere stories live. Discover now