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Leise fällt der Schnee vom Himmel, bedeckt meinen Körper mit der kalten glitzernden Masse. Das Blut aus meinem Körper färbt den Boden rot. Mir ist kalt, aber Magnus wärmt mich. Seine Arme halten mich fest, sein Körper wiegt den meinen, seine Tränen benetzen meine Haut.
Röchelnd geht meine Atmung, kleine Dampfwölkchen verlassen meinen Mund. Es erinnert mich an unser Treffen im Park. Es kommt mir vor, als wäre es gestern. Dabei ist es eine halbe Ewigkeit her.

"Alexander. Bitte verlass mich nicht." schluchzt Magnus unter Tränen. Mein Körper fühlt sich so schwer an. Es kostet mich alle Kraft meinen Kopf zu drehen. Ich will in Magnus Augen blicken, ihn ein letztes Mal küssen.
"Bitte." flüstere ich. Seine Hand streichelt über meine Wange, die andere hält meine Hand. "Bitte." wiederhole ich. Magnus versteht und senkt seinen Kopf, legt zaghaft seine Lippen auf meine.

Bilder von uns schießen wie Blitze durch meinen Kopf. Ich sehe uns am Tag seiner Rückkehr, unsere erste Begegnung, sein liebevolles Lachen mit den funkelnden Augen. Ich sehe uns im Trainingsraum, verschwitzte Körper und küssende Lippen. Ich sehe Magnus in Ekstase, stöhnend und erregt. Ich sehe ihn am Tag unserer Hochzeit, so wunderschön in blau und gold.

Ich spüre Magnus Lippen, schmecke Orange und Magnus. Seine Hand drückt die meine. Meine Tränen vermischen sich mit den Tränen von Magnus. Ich fühle mich frei und leicht. Die Schwere weicht aus meinem Körper, die Wärme wird abgelöst von der Kälte.
"Magnus." hauche ich. "Ich liebe dich."

Leise dringt das Geräusch der Sirenen auf den Dächern der Streifenwagen zu uns herüber. Sie werden bald hier sein und mich finden. Das ansteigende, immer lauter werdende Geräusch schmerzt in meinen Ohren.
Sie werden sehen wie mein lebloser Körper in den Armen von Magnus liegt. Es ist seine Waffe die mich traf, aber nicht sein Finger der den Abzug drückte.

"Magnus. Geh."
Er schüttelt den Kopf, die Schneeflocken fallen aus seinen Haaren. "Ich lass dich nicht alleine."
"Sie werden dich verhaften. Es war deine Waffe. Magnus komm mit. Ich bring dich hier weg." sagt Ragnor in einem ruhigen Ton. Jace kniet neben mir und drückt Magnus Schulter.
"Ich werde bei ihm bleiben. Bis zum Schluß. Ich verspreche es dir."
"Bitte verlass mich nicht. Ich liebe dich."

"Ich liebe dich auch. Aber ich will das du jetzt gehst." sage ich mit fester Stimme. So fest und stark es eben geht. Meine Kraft schwindet und auch meine Angst.
Jace zieht meinen Körper aus Magnus Armen, die Leere ist erdrückend. In Jace Armen zu liegen ist nicht das gleiche wie in den Armen von Magnus. Jace Körper ist hart und muskulös, schwer und kantig. Er passt sich nicht an den meinen an. Nicht so wie Magnus.

Ragnor zieht Magnus auf die Beine, dieser hält noch immer meine Hand und wimmert. Er ruft meinen Namen und weint. Schreit und weint. Schlägt wild um sich und weint als Ragnor ihn packt und von mir fort bringt. Nur unsere Fingerspitzen berühren sich noch als die Dunkelheit des Todes mich packt und mit sich reißt.

Bloody soulsWhere stories live. Discover now