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Die Entscheidung für eine Beziehung mit Magnus fällt mir nicht schwer. Ich wollte ihn vom ersten Augenblick an. Magnus geht es ähnlich, aber Magnus hatte Zweifel an meiner Sexualität. Er ging stark davon aus das ich hetero bin. Genau so wie es überall bekannt ist. Alec Lightwood ist ein heterosexueller Kerl und wird eine Frau heiraten, Kinder haben und somit die Nachfolge seines Vaters antreten. Das ich das aber gar nicht möchte, steht auf einem anderen Blatt.

Die Nacht vergeht und der Morgen bricht über uns herein. Ich bin geblieben und schlief in Magnus Armen, sicher und geborgen.
"Guten Morgen." höre ich und spüre seine Lippen auf meinen.
"Guten Morgen." meine Stimme ist noch ganz rau und ich mag es nicht. Aber Magnus sieht das anders. Seine Augen glänzen und ein süffisantes Lächeln umspielt seinen Mund.
"Du hörst dich sexy an." sagt er und knabbert an meinem Ohrläppchen. "Was denken deine Eltern wohl wenn ich direkt aus deinem Schlafzimmer komme und zum Frühstück erscheine?" sage ich und kichere bei dem Gedanken daran, dass Asmodeus vor Schreck sein Essen fallen lässt.

"Keine Ahnung. Lass uns erstmal nichts sagen okay?" Irritiert schaue ich ihn an. "Warum?"
"Wir wissen doch noch gar nicht in welche Richtung sich das mit uns entwickelt. Ich will dich besser kennen lernen, auf ein Date gehen. Was man eben so macht wenn man jemanden attraktiv findet." antwortet Magnus. Seine Worte leuchten mir ein. Es macht Sinn das Ganze erstmal langsam anzugehen. Auch wenn wir den Schritt kein-Sex-vor-dem-dritten-Date bereits übersprungen haben. Aber was soll's. Es war geil und heiß. Überaus befriedigend und Magnus kann ich nicht widerstehen.

"Dann machen wir das. Lass uns diesen ganzen kitschigen Teenie-Date-Kram machen. Aber du solltest wissen, das ich noch nie auf einem richtigen Date war." Mit geweiteten Augen sieht Magnus mich an.
"Echt jetzt? Kein Kino, kein Eis essen und Händchen halten? Keine verliebten Blicke beim Sonnenuntergang auf den Hügeln hoch über der Stadt? Kein 'Ich liebe dich' vom höchsten Haus New Yorks brüllen?" Mit einem Lächeln auf den Lippen schüttele ich den Kopf. Diese Vorstellung lässt meine Haut kribbeln. Das wäre so schön.

Es stimmt, ich hatte nie richtige Dates. Meine ersten Erfahrungen sammelte ich mit Ben, meinem Ausbilder. Danach traf ich meine Liebschaften in Clubs oder auf Partys. Aber es blieb meistens bei einmaligen Treffen. Ich bin nicht stolz darauf, dass die Männer am nächsten Morgen leise durch den Hintereingang verschwinden mussten. Aber offiziell bin ich hetero. Dieser Schatten auf meiner Seele begleitet mich schon eine ganze Weile. Und je näher ich Magnus komme, je mehr Gefühle ich zulasse, umso dunkler wird es um mich herum.

"Alexander? Woran denkst du?" fragt Magnus und ich erwache aus meinen Gedanken.
"Nichts wichtiges." höre ich mich sagen und habe innerlich wieder mein Schienbein am Tisch. Wenn ich möchte, dass das mit Magnus und mir funktioniert, dann muss ich ehrlich sein. Zu ihm. Und auch zu mir.
"Es ist komisch dieses Gespräch zu führen wenn wir beide nackt in deinem Bett liegen. Aber ich will ehrlich sein."

"Das finde ich gut. Ehrlichkeit ist wichtig. Und ich habe das Gefühl, dass das was du mir sagen willst, uns weiter bringen wird." Beruhigend legt Magnus seine Hand an meine Wange. "Was weißt du über mich?" frage ich. "Was mein Vater mir erzählte. Aber ich hatte das Gefühl, es war nicht die ganze Wahrheit. Daher habe ich mit Ragnor gesprochen. Gestern. Und er erzählte mir, dass dein Vater auf Brautschau ist. Für dich." Mir entweicht sämtliche Farbe, mein Herz schlägt schnell.
"Das wüsste ich. Ja er will das ich heirate. Aber ich wüßte es wenn er es ernsthaft angeht." Ich kann mir ein höhnisches Lachen nicht verkneifen. Aber Magnus lacht nicht.
"Dann frage ihn. Und dann komme zu mir und sage mir was du gehört hast. Dann reden wir über die Sinnhaftigkeit einer Beziehung."

Magnus will aufstehen, aber ich drücke ihn zurück in die Laken. Mein Gesicht ist dem seinen ganz nah. "Aber ich will nicht heiraten." hauche ich an seine Lippen. "Ich will dich." Sein Seufzen erfüllt den Raum als meine Lippen die seinen streifen.  "Rede mit deinem Vater. Und dann geh mit mir auf ein Date."

Und so ging ich ohne Frühstück direkt zu meinem Vater. Wutentbrannt das ich die Nacht nicht zu Hause verbrachte brüllte er mich an. Ich blieb nach außen hin ruhig, innen sah es ganz anders aus. Tief in mir drin hatte ich ihm bereits meinen gesamten Ärger und Frust vor die Füße geworfen.
Frustriert stiefelte ich in sein Büro und schmiss die Tür hinter mir zu. Ein lautes Brüllen aus meiner Kehle und einen Tritt gegen den Schreibtisch später sitze ich am Fenster und warte auf Vater. So wie früher. Als sich meine Welt noch in der Magie der Worte verlor und alles um mich herum unschuldig und rein war.

Irgendwann betritt er das Büro, sein Gesicht ausdruckslos und leer. Kein Muskel regt sich als er mich sieht.
"Ist es wahr?" frage ich. Er bleibt vor seinem Schreibtisch stehen und sieht mich an. Noch immer ist seine Miene ausdruckslos.
"Wovon redest du?" fragt er.
"Du suchst eine Frau für mich?" Die Empörung in meiner Stimme ist klar und deutlich heraus zu hören.

Eine Antwort bekomme ich nicht. Dafür einen strafenden Blick.
"Wo warst du?" Ich hasse es wenn mein Gegenüber mit einer Gegenfrage antwortet.
"Bei Magnus." Die Worte verlassen viel zu schnell meinen Mund.
"Warum?" Ich fühle mich leicht unwohl. Wird das hier ein Verhör?
"Wir haben uns angefreundet. Beim Schießtraining. Hast du ein Problem damit?"

"Nein. Im Gegenteil. Man sollte immer über seine Gegner Bescheid wissen. Vielleicht kann uns diese Freundschaft von Nutzen sein." Ich lasse meinen Kopf nach hinten fallen, verdrehe meine Augen. Das war so klar. Es geht immer nur um das Geschäft.
"Asmodeus und ich hatten eine kleine Auseinandersetzung. Es kann nicht schaden wenn du dich bei seinem Sohn einschleimst." Ich will etwas sagen, aber kein Laut kommt aus meinem Mund. Das Letzte was ich möchte ist, dass meine Beziehung zu Magnus über unsere Familien definiert wird.

"Vielleicht will ich einfach nur mit ihm befreundet sein?" sage ich empört und Vater schaut mich ungläubig an.
"Kannst du dir das vorstellen? Das Magnus ein Freund ist? Das es jemand anderen als Jace oder Izzy in meinem Leben gibt?" Mit den letzten Worten werde ich immer lauter.

"In Ordnung. Bekomme ein paar Informationen über den nächsten Transfer heraus. Dann unterrichte mich über die Details." sagt er und setzt sich einfach an den Schreibtisch. Er liest in einem Stapel Papiere und ich weiß, dass dieses Gespräch nun beendet ist.
"Einen scheiß werde ich." fluche ich leise und verlasse das Büro meines Vaters.

Bloody soulsWhere stories live. Discover now