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"Magnus warte." rufe ich ihm laut hinterher. Ben schiebe ich zur Seite, er hält mich am Handgelenk fest. Ich reiß mich los, er taumelt leicht und knallt mit dem Rücken gegen die Duschamatur. Fluchend sackt er auf dem feuchten Boden zusammen, es ist mir so egal.

Tropfnass und nackt wie Gott mich schuf stürme ich aus dem Bad und Magnus hinterher.
"Baby."
"Magnus." Gerade noch rechtzeitig kann ich mich ducken. Ein Glas fliegt haarscharf an mir vorbei, zersplittert an der Wand neben dem Bad. Ein zweites Glas folgt und dann ein Teller.

"Alec." Zwei Arme legen sich um mich, wollen mich vor den Wurfgeschossen schützen. Es ist Ben und er ist der Letzte den ich jetzt sehen möchte. Geschweige denn das er mich anfasst.
"Verpiss dich." schreie ich ihn an, löse seinen Griff um meinen Körper.
"Wie kommst du hier rein? Woher weißt du von der Wohnung?" Ich werde immer lauter, meine Stimme immer quietschiger. Ich bin kurz vorm durchdrehen.

So viele Bilder ziehen vor meinen Augen vorbei. Magnus bei unserer ersten Begegnung. Magnus beim Training mit harten Muskeln und Schweiß auf dem Körper. Magnus im Club, tanzend die Hüften kreisend. Magnus nackt in unserem Bett, stöhnend unter mir. Magnus am Tag unserer Hochzeit, so wunderschön.

Ich kann die Tränen nicht länger zurück halten als ich Magnus sehe. Er zittert und sein ganzer Körper bebt. Die Arme umschlingen seinen Körper, suchen halt in dieser verqueren Situation.
"Magnus." schluchze ich.
"Alexander." antwortet er mir und seine Stimme klingt so gebrochen. Das letzte Mal als ich es vernahm, war nach seinem gescheiterten Entzug unter meiner Aufsicht.

"Baby bitte hör mir zu." Ich gehe langsam auf ihn zu. Magnus bewegt sich nicht. Er steht einfach da und sieht auf den Boden.
"Ich habe auf dich gewartet. Ich wußte nicht wann du kommst. Ich habe mir Sorgen gemacht. Dein Telefon war aus und bei Ragnor ging niemand ran." Magnus Augen sind geschlossen, er schüttelt leicht den Kopf.

"Alec. Lass ihn." höre ich Ben sagen. Ich ignoriere ihn. Konzentriere mich nur auf Magnus.
"Ich war wütend weil du zu spät warst. Du hast mir nicht gesagt das du zu spät kommst oder warum du dich verspätest. Aus Wut habe ich gegen den Tisch getreten. Die Flasche fiel um und der Wein landete auf meinen Sachen. Ich zog mich aus und ging unter die Dusche."
Meine Hände legen sich an seine Wangen, zwingen ihn mich anzusehen. Aber er hält seine Augen geschlossen. Die Tränen haben das Make-up verwischt. Aber er sieht noch immer wunderschön aus. So sollte das alles nicht laufen.

"Ich dachte das du es bist. Ich habe es nicht sofort bemerkt. Es tut mir leid." Sanft lege ich meine Lippen auf seine, spüre die Wärme und Weichheit, schmecke das leichte Aroma von Orange. Magnus. Heimat. Wie konnte ich das nur nicht bemerken. Meine Tränen vermischen sich mit seinen. Ich seufze als Magnus meinen Kuss erwidert.

Er legt seine Hände auf meine Hüften und sofort breitet sich das elektrisierende Kribbeln in meinem Körper aus. Warum habe ich es nicht bemerkt? War mein Hirn so benebelt?
"Ich liebe dich." hauche ich gegen seine Lippen.
"Ich weiß." antwortet er mir. Magnus erwidert meine Worte nicht, es schmerzt. Aber ich verstehe es. Er kommt nach Hause, nach einer langen und schweren Zeit. Er freut sich auf mich, um dann zu sehen, wie ein anderer Mann meinen Penis in der Hand hält und ich genüsslich stöhne. Er muß den Schock seines Lebens bekommen haben. Ich bin solch ein Idiot. Es tut mir so leid.

"Zieh dir etwas an. Du tropfst den ganzen Boden voll." sagt Magnus mit herrischer Stimme. Er weiß genau wie sehr mir das gefällt.
"Setzen Sie sich doch." sagt er dann an Ben gewandt. Dieser sieht mich irritiert an. Ich nicke und Ben setzt sich auf das Sofa. Magnus geht in die Küche und ich höre das Klirren von Glas und das öffnen der Tür vom Kühlfach.

Ben ist angezogen und ich frage mich, wann er das gemacht hat. Ich trage nichts weiter als meine Haut, Ben scannt meinen Körper und Magnus räuspert sich. Keinen Millimeter habe ich mich bewegt, stehe noch immer an der gleichen Stelle. Magnus zieht eine Augenbrauen hoch und deutet auf die Tür zum Schlafzimmer. Das ist mir gerade so peinlich.

Schnell verschwinde ich, trockne mich notdürftig ab und ziehe mir etwas an. Als ich zurück in das Zimmer komme, bietet sich mir ein einzigartiges Schauspiel. Der kalte Blick von Ben bohrt sich in die vor Eifersucht funkelnden Augen von Magnus. Er weiß genau wer und vorallem was Ben ist. Mein Mentor, mein Ex. Der erste Mann in meinem Leben. Wut paart sich mit Eifersucht, ich sehe es deutlich in Magnus Augen.

Magnus hält ein Glas Wodka in der Hand. Die Beine überschlagen, er nimmt einen Schluck von der kalten klaren Flüssigkeit, der Ring an seinem Finger blitzt und in Ben wächst die Erkenntnis.
"Ihr seid verheiratet." sagt er mehr zu sich als zu uns. Magnus sieht ihn zornig an. Seine Kiefer mahlen und die Zähne knirschen.

Ich setze mich auf den Boden zwischen Magnus Beine, schmiege meinen Kopf an seinen Schenkel. Sein vertrauter Duft begrüßt mich. Wie sehr habe ich das vermisst. Ohne darüber nachzudenken was Ben davon hält, lasse ich mich fallen. Es könnte mir gerade nicht egaler sein ob er sieht das ich schwach bin. Oder wie sehr ich meinem Mann verfallen bin. Es geht ihn auch nichts an. Das ist eine Angelegenheit zwischen Magnus und mir.

Seine wunderbaren Hände vergraben sich in meinen Haaren, ziehen leicht an den Spitzen und ich schließe die Augen. Eine leichte Müdigkeit überkommt mich.
"Liebling nicht einschlafen." flüstert Magnus und gibt mir einen Kuß auf die Haare. Er weiß das ich das Gefühl von seinen Händen in meinen Haaren liebe.

"Also Mr Lovelace." sagt Magnus neutral. Aber ich weiß, dass es in ihm drin gewaltig brodelt.
"Was führt sie zu uns?"
"Alec. Ich habe ihn gesucht. Er war seit drei Tagen nicht zuhause."
"Oh das war er. Alexander war hier. In unserem Zuhause."
"Robert wird nicht erfreut sein wenn er davon erfährt." sagt Ben und Panik macht sich in mir breit. Ich schlucke schwer.
"Das darf er nicht." sage ich leise. "Er darf es nie erfahren."

Bloody soulsWhere stories live. Discover now