Kapitel 18.

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Kim hält eine Kamera in der Hand. Sie muss das Videotagebuch drehen. Ich hätte es wissen müssen! Sie hat die ganze Zeit nichts gesagt...

Jetzt drückt sie einen Knopf auf der Oberseite auf der Kamera und setzt sich zu uns. Die Kamera legt sie neben sich auf den Boden.

Lange Zeit sagt niemand etwas. Nur sehr selten hört man ein Auto von der Straße und ich schrecke bei jedem einzelnen auf. Heather liegt auf dem Rücken auf dem Boden und lässt sich Sonne ins Gesicht scheinen. Kim hat eine Miene aufgesetzt, die ich wirklich nicht genau deuten kann. Es ist eine Mischung aus Frustration und Langeweile. Sie hat die meiste Zeit die Kamera in der Hand, aber filmen tut sie nicht. Wahrscheinlich hält sie die Kamera nur bereit, damit sie alles aufnimmt, wenn das Handy endlich klingelt... Avery spielt mit den Blättern und Nadeln, die auf dem Boden liegen, in den Händen. Wir alle warten auf den Anruf von den Jungs, damit wir weiterfahren können.

Ich frage mich, was mit ihnen passiert ist. Sie könnten einen Unfall gehabt haben. Oder irgendetwas anderes, das ich mir gerade nicht ausmalen möchte. Und außerdem nagen die Gedanken daran, was Dad sagte, bevor der Startschuss gefallen ist, an mir. Was hat er gemeint? Wieso soll ich niemandem vertrauen? Frustriert runzele ich die Stirn und lasse meinen Blick immer wieder über die Gegend schweifen. Von hier aus sieht man den Fluss sehr gut.

Gerade als ich ein vertrocknetes Blatt auseinander rupfe, passiert das, worauf ich seit einer gefühlten Ewigkeit warte. Heather sitzt im Bruchteil einer Sekunde wieder aufrecht und selbst Kim schaut mit einer überraschten Miene auf. Averys Handy klingelt und vibriert wie verrückt. Kaum hat sie auf den Knopf mit dem grünen Telefon gedrückt, schreit sie ins Mikrofon: „Wo seid ihr?!“

Ich höre, das ihr jemand antwortet, aber ich kann nicht genau verstehen, was er sagt. Aber Avery sieht aus, als würde sie gespannt zuhören. Ihre Miene wechselt von Unverständnis zu aufmerksam und konzentriert. Langsam dreht sie sich von uns weg und hält sich das freie Ohr mit einem Finger zu, damit sie ihn besser verstehen kann, was eigentlich keinen Sinn macht, weil es hier sowieso nicht sehr laut ist. Sie geht ein paar Schritte von uns weg, sodass wir sie nicht mehr gut hören können. Noch dazu redet sie so leise, dass ich sie nicht wirklich verstehen kann. Hat sie etwas vor uns zu verstecken? Ich kann nur Bruchstücke wie: „Klettern … Anhöhe … Handy ...“ Ich werfe einen unsicheren Blick zu Heather, als würde sie mehr wissen als ich, aber sie schaut nicht zu mir. Sie sieht nur genauso verständnislos und aufgeregt aus.

Und dann erlöst uns Avery.

WoodkissWhere stories live. Discover now