Kapitel 22.

84 6 2
                                    

Gleich nach dem Frühstück erhalten wir einen Anruf von Daisy und Andrew. Zuerst spricht Andrew: „Jayden. Du bist heute dran mit dem Videotagebuch. Vergiss nicht, auch ein paar Aufnahmen von der Landschaft zu machen. Das hat im letzten Video ein bisschen gefehlt. Das gilt auch für die anderen.“ Seine Stimme klingt streng. „Ihr könnt auch Bilder mitschicken“, fügt er noch hinzu. Dann hören wir plötzlich Daisys Stimme aus Averys Handy sprechen: „Ein paar Anweisungen zur Strecke, die wir heute fahren werden: Wir fahren nach Pembroke. Damit ihr den Weg aus der Stadt leicht findet, werden wir euch zu dem Platz, auf dem ihr gerade steht, abholen. Ihr folgt uns dann einfach bis aus der Stadt heraus, dann seid ihr wieder auf euch allein gestellt. Ihr folgt einfach der Straße, die am Fluss entlangführt. Aber ihr seht das alles ja noch auf dem Navigationsgerät. Eigentlich ist Pembroke ja nur als Orientierung für die Zuschauer – und natürlich ein Stück weit auch für euch – gedacht. Ihr werdet ungefähr 30 Kilometer von der Stadt entfernt anhalten. Der Sinn der Sendung ist natürlich immer noch, dass ihr allein in der Wildnis überleben sollt!“, erinnert sie uns. „Ab heute geht es richtig los. Die ersten Tage waren eigentlich nur zur Gewöhnung gedacht.“ Andrew fügt noch hinzu: Ich sollte euch noch sagen, was ihr heute filmen werdet. Jayden, nimm auf jeden Fall auch etwas von der Fahrt auf. Und es dürfen durchaus auch lustige Szenen dabei sein, zum Beispiel wenn jemand eine Witz macht. Das ist natürlich nicht leicht zu drehen, weil es so unvorhersehbar ist, aber versucht es einfach. Ihr müsst auch nicht die ganze Zeit die Kamera laufen haben, das wäre auch für uns zu viel zum Bearbeiten, aber bemüht euch.“ Er macht eine kurze Pause, dann spricht er weiter: „Ich und Daisy hatten die Idee, dass ich euch Anweisungen für die Regie auch über SMS schicken könnte. Das werde ich ab heute auch tun. Also Jayden, halte den Handy immer bereit!“

Damit verabschieden sie sich von uns und lassen uns noch in Ruhe für die Abfahrt vorbereiten, bevor sie kommen und uns abholen.

- - -

Wir sind zwei Stunden mit dem Bus unterwegs, bis wir endlich an dem von Daisy besagten Stellplatz ankommen. Er ist nicht viel anders als der in Ottawa. Wahrscheinlich auch ein Platz zum Lagern von Holz. Avery hat gesagt, dass wir in der Nähe des Lac Cranson stehen, ein See auf einer kleinen Insel auf einem Fluss. Es ist derselbe Fluss, wie der, dem wir auch in Ottawa begegnet sind. Wir sind nicht sehr weit weg von aller Zivilisation, aber trotzdem ist es für mich genug weit weg. Als ich aussteige, rieche ich zuerst den würzigen Geruch von nassem Holz. An kleinen Pfützen um uns herum sehe ich, dass es hier vor nicht allzu langer Zeit geregnet haben muss. Außerdem ist es kühler als in Ottawa und der Himmel ist leicht bewölkt. Vielleicht wird es heute noch einmal regnen.

Gegen Nachmittag beschließen wir, Beeren sammeln zu gehen, weil wir dringend irgendetwas Frisches brauchen. Am Schluss sind wir mit fünf Körben und einer Videokamera bewaffnet auf dem Weg in den Wald. Kim und Logan sind die Einzigen, die nicht mit uns kommen.

„Ich möchte heute unbedingt noch zu diesem See“, erzählt Avery fröhlich. „Es ist so warm!“

„Aber ich glaube, es könnte heute noch regnen“, meint Carter. „Wir sollten uns beeilen.“

Auf der Suche nach den Beeren, versuchen Carter und Heather für Jayden „lustiges Filmmaterial“ zu produzieren. Es scheint, als würden die zwei sich gut verstehen.

Wir finden mehrere Sträucher, die so viele Früchte tragen, dass sie kaum alle in unsere Körbe passen. Nachdem wir genügend Beeren haben, möchte Avery trotzdem immer noch zu diesem See. Ich bin nicht sehr begeistert davon, weil ich langsam echt genug vom vielen Laufen habe, und Carter befürchtet, dass der Regen uns einholen könnte.

„Bis dahin sind wir wieder zurück!“, meint Avery gelassen. Und so bringt sie uns dazu, einen der größten Fehler unseres Lebens zu machen...

WoodkissWhere stories live. Discover now