Kapitel 56.

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Und zeitgleich mit den anderen fällt die Videokamera zu Boden. Das scheppernde Geräusch vermischt sich mit dem Platschen. Doch es ist immer noch laut genug, damit Jackson darauf aufmerksam wird.

„Du da!“, brüllt er mich an. „Pass auf die Kamera auf! Wenn du etwas kaputt machst, musst du dafür aufkommen.“ Ich beachte ihn einfach gar nicht, sondern hebe sie nur wortlos vom Boden auf und hoffe, dass nichts passiert ist. Entsetzt entdecke ich die Furche im Boden. Auf jeden Fall ist der Bildschirm schwarz. Nervös drücke ich auf dem Knopf, der für das Anmachen der Kamera ist, herum. Ich beobachte das schwarz-weiße Flackern, das auftaucht. Ob ich es will oder nicht – die ist nicht mehr brauchbar. Leise fluche ich vor mich her und schiebe unauffällig den einen Schuh über die Delle im Holzboden der Floßes. Schlimm genug, dass ich Ärger von Jackson bekomme, weil ich die Kamera kaputt gemacht habe. Aber für den Schaden auf einem seiner Boote möchte ich nicht verantwortlich sein. Er kommt mit großen Schritten näher und ich tue so, als würde ich mich weiterhin mit der Kamera beschäftigen. Als er nah genug an mir ist, entreißt er sie mir so schnell, dass ich kaum noch aufschauen kann. Er untersucht sie kurz, dann drückt er sie mir zurück in die Hände und meint: „Ich sage den Veranstaltern Bescheid, dass du die Rechnung bezahlst und ihnen eine schriftliche Entschuldigung zukommen lässt!“ Ich beiße meine Zähne so fest zusammen, dass es weh tut. Wortlos lasse ich meine Hand mit der Kamera sinken und mache mich auf eine fette Rechnung von der Firma gefasst. Ich weiß, dass es eine sehr hochwertige Kamera gewesen war, weshalb sie bestimmt nicht billig war. Ich weiß, dass mein Dad nicht einsehen wird, dass er es zahlt. Dafür werde ich selbst aufkommen müssen.

Seufzend wende ich mich wieder den anderen zu, die jetzt bibbernd und zitternd aus dem Wasser steigen. Ich hoffe für sie, dass Avery sie komplett aufgenommen hat. Jackson stellt ihr genau diese Frage.

Sie drückt ein paar Knöpfe auf ihrer Kamera, dann ruft sie zurück: „Es tut mir Leid, ich habe die Landung nicht komplett drauf!“ Ein Stöhnen geht durch die gesamte Gruppe. Die Landung im Wasser war nämlich meine Aufgabe gewesen.

Schlotternd geht Daniel über den nassen Holzboden und schaut mich vernichtend an. Es ist klar, dass er mich dafür verantwortlich macht.

Jackson gibt ein weiteres Mal das Kommando und ich sehe an ihren Gesichtern, die eine Mischung aus Wut, Verzweiflung und ein verzerrtes Lächeln zeigen, dass sie sich anstrengen, es jetzt perfekt zu machen. Denn wir wissen alle, dass Jackson uns erst aufhören lässt, wenn sie Aufnahme perfekt ist. Ich bin mir nicht sicher, warum Jackson so streng mit uns ist. Entweder er hasst uns oder er hat irgendein anderes Problem, das wir jetzt ausbaden müssen.

Ich setze mich auf einen Stuhl, der an der Hütte lehnt und sehe den anderen zu. Heather strengt sich an, zu lachen, doch es hört sich unecht und verkrampft an. Carter versucht, einen Salto ins Wasser hinein zu machen, doch er rutscht auf dem nassen Holz aus. Seine Füße werden weggezogen. Er fliegt nicht genug hoch, um einen perfekten Salto zu machen. Wie in Zeitlupe fällt er vom höchsten Punkt wieder zu Boden und ich sehe schon fast, wie sein Kopf auf dem harten Holz aufschlägt. Ich muss den Blick abwenden. Meine Ohren stellen sich schon das Geräusch vor und eine Schauer läuft über meinen Rücken.

Doch es bleibt aus! Alles was ich höre, ist ein lautes Platschen und danach ein Stöhnen, das fast genauso laut ist. Ich höre Heather, Kim und Avery heraus, die laut schreien, vor Schreck. Langsam drehe ich meinen Kopf in die Richtung, aus der das platschende Geräusch gekommen ist und sehe mit Erleichterung, dass Carters Kopf das Holz verfehlt hat. Alle stöhnen erleichtert auf. Außer einer. Jackson. Der hat nichts besseres zu tun, als uns weiter herumzukommandieren: „Alles auf Anfang! Und strengt euch bitte mehr an!“ Er verdreht die Augen und verschränkt die Arme genervt.

WoodkissWhere stories live. Discover now