Kapitel 24.

72 6 2
                                    

Jayden legt auf.

„Es scheint, als würden sie uns bald retten können“, sagt er und ein Grinsen stiehlt sich auf sein Gesicht. „Logan ruft Mike und Bill, die beiden Ärzte, an, damit sie versuchen, uns mit dem GPS-Sender in dem Handy zu finden.“ Er deutet auf das Handy in seiner Hand, die immer auf und ab zuckt, weil er so zittert.

„Welcher Sender?“, frage ich völlig verwirrt.

„Weist du das nicht?“, er scheint überrascht. Ich schüttle den Kopf. „In jedem Handy, das sie uns ausgeteilt haben, steckt ein Sender, damit man uns leichter finden kann, falls wir uns mal, wie jetzt, verlaufen sollten.“ Als er meinen immer noch ahnungslosen Blick sieht, fügt er hinzu: „Das stand in der Bedienungsanleitung.“ Er grinst. „Die Betreuer haben auf ihrem Computer ein Programm, mit dem sie uns orten können.“

Ooohh... Die Bedienungsanleitung habe ich nicht einmal angefasst, geschweige denn gelesen! Als ich bemerke, dass er mich immer noch anschaut und grinst, kann ich nicht anders, ich muss lächeln!

Avery unterbricht unseren Blickkontakt leicht genervt: „Wie lange wird es dauern, bis sie kommen?“ Schnell steht sie wieder auf und muss prompt niesen.

„Das weiß ich auch nicht. Er muss ja erst sehen wo wir sind“, erklärt Jayden ihr. „Uns bleibt nichts anderes übrig, als hier zu bleiben.“

Er hat Recht. Wir würden Logans Suche nur stören, wenn wir uns bewegen würden. Ich werfe einen Blick nach oben in die Baumkronen, die im Wind schwanken und all die Tropfen auf uns herabregnen lassen. Ich spüre, wie dicke Tropfen auf mein Gesicht fallen. Meine Haare sind bereits klatschnass und – kaum zu glauben aber wahr – meine Klamotten haben sich nach dem Bad im See noch mehr mit Wasser vollgesogen! Außerdem habe ich am ganzen Körper eine Gänsehaut, die nicht mehr von mir weichen will. Meine Zähne schlagen in jeder Sekunde gefühlte tausend Mal aufeinander, sodass es weh tut.

Heather zeigt mit dem Finger auf etwas außerhalb des Weges – es ist ein Busch, der sich ein bisschen aufwölbt, sodass darunter mindestens drei Leute sitzen könnten. Dann schaut sie fragend zu mir. Meint sie, ich soll mich da drunter setzen? Der Busch sieht auf jeden Fall aus, als würde er genug Wasser abhalten, denn er hat große Blätter, dass der größte Teil außen abfließen würde. Ich nicke und gehe darauf zu. Als ich einen Blick zurück werfe, sehe ich, dass alle anderen mir gefolgt sind.

Kaum einen Augenblick später hocken wir alle bibbernd darunter. Wir haben einen Kreis gebildet, in dem jeder mit dem Rücken zum anderen sitzt und sich an dem anderen anlehnen kann. Das wärmt uns wenigstens ein bisschen. Der Busch hält zwar auch nicht alles an Wasser ab, aber auf jeden Fall ist er besser als unter den großen Bäumen. Und wir passen auch nicht alle 100%-ig darunter, weshalb Carter sich murrend opfert an dem Teil zu sitzen, der nicht ganz „überdacht“ ist. Jayden stellt die Kamera ein paar Meter vor den Busch, a´damit sie alles aufnimmt.

Wir sitzen eine halbe Stunde so verkrampft herum und ich habe ein dringendes Bedürfnis, mich zu bewegen, aber ich will mich auch nicht aus der Gruppe lösen, weil es auch mich etwas wärmt. Der Regen will einfach nicht nachlassen – im Gegenteil – er wird sogar stärker! Die Temperatur sinkt stetig ab und es ist immer noch nichts von Logan zu sehen. Haben wir uns etwa so weit vom Bus entfernt, dass er und die Betreuer so lange brauchen, um uns zu finden?

„Kann irgendjemand mal eine Horrorgeschichte oder so erzählen?“, fragt Carter plötzlich. „Ich brauche unbedingt Ablenkung!“

Einen Moment sagt niemand was, dann meint Avery: „Na gut. Ich kenne zwar keine guten Horrorgeschichten, aber das müsste dich auch zum Gruseln bringen: Kennt ihr Hypothermie? Das ist Unterkühlung. So etwas kann man sich holen, wenn man zum Beispiel in den Bergen von einer Lawine verschüttet wird oder – am Beispiel von uns – noch nass in einen kühlen Regen gerät.“ Ihre Zähne klappern bei jedem einzelnen Wort.

WoodkissWhere stories live. Discover now