Kapitel 87. (Lauras Sicht)

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So schnell es geht rappele ich mich aus dem Sitz im Flugzeug auf und wäre fast wieder zurückgesunken, als ich den stechenden Schmerz in meinem rechten Unterarm spüre. Aber ich schaffe es dennoch, aufrecht stehen zu bleiben. Auch wenn ich dazu die Zähne zusammenbeißen muss. Ich stehe im Gang des Flugzeug. Noch immer weiß ich nicht, wie ich überhaupt hier rein gekommen bin. Die letzte Erinnerung, die ich habe, ist, wie ich auf der Treppe zusammenbreche. Ich renne den Gang entlang und ignoriere dabei die Blicke der anderen Passagiere.

Ich habe nur noch eins im Kopf: Dad. Ich bin mir sicher, dass er es war, der da unten, von Polizisten umzingelt, steht. Aber was macht er hier?

Ich haste aus dem Flugzeug und achte darauf, nicht die Treppe hinunterzustürzen. Hinter mir schreit jemand: „Laura!“ Wahrscheinlich war es Jayden. Ich höre Schritte, als würde mir jemand folgen.

Auf der vorletzten Treppenstufe bleibe ich stehen und zögere kurz. Die Polizisten gehen jetzt auf verschiedene Männer zu, packen ihre Arme, drehen sie auf den Rücken und drängen sie in ihre Autos. Nur ein Mann steht noch in der Mitte. Neben einem Gepäckwagen. Dad.

Und jetzt renne ich auf ihn zu. „Dad!“, schluchze ich halb. Er breitet seine Arme aus und ich falle direkt hinein. Schluchzend liege ich ihm in den Armen.

Er streicht mir sanft über den Rücken und beruhigt mich ein wenig. „Schschsch...“

Als ich einmal leicht den Kopf hebe, sehe ich, wie ein Polizist Daniel abführt. Gerade als er kurz davor ist, in den Wagen einzusteigen, dreht er den Kopf ein letztes Mal zu mir. Und schaut mir böse und rachsüchtig in die Augen.

Dad ist der Einzige, der nicht abgeführt wird. Als auch der letzte Polizist in seinen Wagen einsteigt, verabschiedet er sich sogar von Dad! Völlig verwirrt löse ich mich aus unserer Umarmung und frage: „Was tust du hier?“

Er seufzt. „Das ist eine lange Geschichte...“ An der Weise, wie er es sagt, weiß ich, dass jetzt lieber nicht nachhaken sollte. Er fährt fort: „Aber jetzt sollten wir uns auf den Weg machen... Das Flugzeug wartet schon auf uns!“ Ich stelle keine weiteren Fragen, obwohl ich immer noch verwirrt bin. Ich lasse mich einfach von ihm zum Flugzeug führen und als wir die Treppe besteigen, sehe ich gerade noch, wie das letzte Polizeiauto hinter dem Flugzeug verschwindet.

Jayden steht am oberen Ende der Treppe und wartet auf meinen Dad und mich. Als wir den ersten Fuß ins Flugzeug setzen, dreht er sich zum Passagierraum um und wir setzen uns wieder auf den Platz ganz hinten.

Erst als ich sitze, kommt meine Flugangst wieder zum Vorschein. Für ein paar Augenblicke habe ich sie tatsächlich vergessen. Genauso wie der Schmerz in meinem Unterarm, der jetzt wieder neu entflammt. Ich sitze zwischen Jayden und meinem Dad und klammere mich wie beim letzten Mal an Jaydens Oberschenkel fest. Er greift sanft nach meiner Hand und hält sie. Ich spüre leicht, wie sie zittert. Ich erwische meinen Dad ab und zu, wie er zu mir und Jayden hinüber schaut. Aber er sagt nichts dazu.

Ich beobachte aus dem Fenster, wie der Gepäckwagen weiter rollt und schließlich jemand das Gepäck einlädt. All das verzögert den Start noch um einiges. Die Passagiere werden langsam ungeduldig und meine Angst flaut wieder eine wenig ab.

„Dad?“, frage ich, ohne meinen Blick vom Fenster abzuwenden. Ich möchte schließlich darauf vorbereitet sein, wenn das Flugzeug startet. „Wieso bist du hier?“

Er seufzt kurz, und dann beginnt er zu erzählen: „Erinnerst du dich an meine Warnung, bevor die Tour gestartet ist?“

Ich nicke. „Ich habe die gesamte Tour darüber gerätselt, was du meintest.“

WoodkissWhere stories live. Discover now