Kapitel 25.

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Ich spüre, wie wieder Gefühl in meine Arme und Beine kommt. Ich möchte sie bewegen, aber es geht nicht. Etwas hindert mich dran. Aber ich weiß nicht was. Ich habe meine Augen immer noch geschlossen. Ich achte nur auf die Geräusche. Aber da ist nichts. Kein Laut dringt an mein Ohr. Irgendein Gefühl sagt mir, dass hier etwas nicht stimmt. Wo bin ich? Wo komme ich her?

Schlagartig öffne ich die Augen. Kaum sind sie offen, ziehe ich sie auch wieder zusammen. Etwas blendet mich...

Nachdem sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt haben, kann ich sehen wo ich bin: Von der Decke aus scheinen hellweiße Strahler auf mich hinab. Ich befinde mich in einem Raum. Kein Bus, kein Auto. Alle Wände hier sind weiß gestrichen. Ich sehe keine Türe und kein Fenster. Ich liege auf einem Bett. Es fühlt sich so weich an! Ich sinke in die Matratze ein und mein Kopf ist in ein weißes Kopfkissen gebettet.

Wieder frage ich mich: Wo bin ich? Was mache ich hier? Wie bin ich hier hergekommen? Verzweifelt versuche ich, einen klaren Gedanken zu fassen, aber es will mir einfach nicht gelingen. Träume ich? Oder bin ich gar … tot? Nein, das glaube ich nicht. Das kann nichtsein! So habe ich mir den Himmel nie richtig vorgestellt. Aber eher als leuchtender Himmel mit wunderschönen, watteähnlichen Wolken, die mich umgeben. Immerhin ist es hier warm... Aber das hier – ist bloß ein Raum. Einer ohne Tageslicht. Ohne Ausgang. In dem mich die hellen Lichter von der Decke blenden, sodass ich kaum die Augen offen halten kann. Nein, ich bin nicht tot.

Als ob ich das beweisen will, versuche ich, meine Gliedmaßen zu bewegen, sie zu strecken. Aber es funktioniert nicht! Meine Augen suchen nach der Ursache. Und erst jetzt fällt mir auf, dass ich von einem golden schimmernden Tuch umgeben bin. Jemand hat mich darin eingewickelt. Irgendwo habe ich so etwas schon einmal gesehen... Aber ich komme einfach nicht darauf!

Jetzt sehe ich, dass jemand neben mir sitzt. Auf einem Stuhl. Es ist ein Junge. Seine Haare sind dunkelblond und er hat seinen Kopf auf deine Unterarme, welche auf meinem Bett liegen, gelegt und schläft. Ich betrachte ihn eine ganze Weile so.

Bis sich irgendetwas in meinem Kopf zusammensetzt. Dunkelblond? Das habe ich schon einmal gesehen... Ich zerbreche mir den Kopf darüber, bis es mir wieder einfällt: Liam? Liam … Und dann kommt mit einer Wucht, die ich nicht erwartet hätte, der Schmerz zurück. Ich spüre alles gleichzeitig: Der Schmerz, als er mich geschlagen hat, der Schmerz, als ich ihn mit Annabelle gesehen habe, der Schmerz, als er mich alles erzählt hat und der Schmerz über die Wahrheit. Dass er mich wahrscheinlich nie geliebt hat. Und dann kommt auch noch der körperliche Schmerz von jetzt dazu. Kopfschmerzen. Als würde mein Gehirn gleich in tausend Stücke bersten. Auch das Gefühl hatte ich schon einmal. Vor langer Zeit...

Aber was macht er hier? Ich dachte, er hätte mich verlassen? Ich sehe seine blauen Augen vor mir, immer wenn er gelächelt hat, sind sie aufgeblitzt. Einen Moment lang flammt in mir Hoffnung auf, bis zu dem Punkt, als der Junge vor mir aufwacht.

WoodkissWhere stories live. Discover now