Kapitel 26.

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„Laura?“, fragt er verschlafen. Und jetzt sehe ich seine Augen: Dunkelbraun, mit einem Schwarzstich. Nicht blau. Kurz werde ich von der Enttäuschung heruntergezogen, aber dann freue ich mich auch irgendwie, dass Jayden vor mir sitzt.

„Wie geht es dir?“ Er schaut mich besorgt an.

Aber ich beachte die Frage gar nicht. Ich bin zu sehr mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt. Er erinnert mich an etwas. Etwas Wichtiges. Etwas, das ich nicht hätte vergessen sollen. Ich versuche mich zu konzentrieren, herauszufinden, warum ich hier bin. Aber dabei werden die Kopfschmerzen nur noch stärker. Trotzdem habe ich kurz bevor Jayden mich unterbricht ein Bild vor Augen. In einem Wald. Umgeben von Bäumen...

„Laura?“ Jayden schaut mich sorgenvoll an. „Soll ich die Ärztin holen?“

Welche Ärztin? Und wo verdammt nochmal sind wir überhaupt? Ich versuche, etwas zu sagen. Es fühlt sich an, als wären meine Stimmbänder eingerostet. Mein Blick schweift über den Raum. Wieder fällt mir auf, das es keine Türe gibt. „Wie sind wir hier reingekommen?“

Jayden lacht. Irgendwie klingt es fern, als wäre das Geräusch meinen Ohren unbekannt. „Wie wir hier rein gekommen sind? Da ist eine Tür.“ Er zeigt auf die Wand hinter meinem Bett. Ich muss mich halb verrenken, um sie sehen zu können. Und tatsächlich. Da ist eine Tür. Nicht sehr breit und aus Metall. Ich Dummkopf! Wie konnte ich bloß so blöd sein und denken, hier gäbe es keine Tür?! Ich spüre, wie ich automatisch rot anlaufe.

Jayden sieht es und meint: „Du bist eben noch ziemlich verwirrt! Kein Wunder...“ Ich weiß nicht, was er damit meint und ich will fragen, aber eine andere Frage drängt sich vor ihr an die Luft: „Jayden? Wo sind wir?“

„Im Krankenhaus“, antwortet er, als hätte ich das schon längst wissen müssen. Wie zur Bestätigung öffnet sich plötzlich die Tür hinter uns und den Raum durchzieht eine kühle Brise. Das erinnert mich auch an etwas. Etwas Kaltes. Kälte. Zittern. Frieren.Ich möchte nie wieder frieren! Automatisch versuche ich, das goldene Tuch weiter hoch zu ziehen.

„Nein, nein! Zieh das nicht weg!“, ruft jemand hinter mir laut. Erschrocken lasse ich das Tuch fallen und drehe mich um, um zu sehen, wer das gesagt hat. Es ist eine Frau in einem weißen Kittel, die mit ausgestreckter Hand auf mich zu kommt. Sie greift nach meiner Hand und schüttelt sie. „Ich bin Doktor Cole.“ Dann richtet sie sich an Jayden: „Schön, dass sie aufgewacht ist. Du darfst jetzt gehen.“

„Nein, ich bleibe lieber hier“, erklärt Jayden ihr.

Dann stellt sie mir die gleiche Frage wie Jayden vorher: „Wie geht es dir?“

Ich erzähle ihr, dass ich starke Kopfschmerzen habe. „Das ist normal“, meint sie und zieht plötzlich ein Fieberthermometer aus ihrer Jackentasche. Sie steckt es mir in den Mund und wir warten. Ich zucke zusammen, als es piepst. Die Ärztin nimmt es mir aus dem Mund und sagt mehr zu sich selbst als zu mir und Jayden: „36,5°C. Das ist gut.“ Sie holt einen Stift und einen Block aus ihrer Tasche und schreibt etwas auf.

Ich schaue sie fragend an. Ich möchte endlich wissen, was hier los ist. Außer, dass wir im Krankenhaus sind, weiß ich gar nichts. Jayden hat mir immer noch nicht gesagt, wie wir hier hergekommen sind und was passiert ist. Es dauert eine Weile, bis sie meinen Blick bemerkt. „Was ist?“, fragt sie lächelnd.

„Wieso bin ich hier?“ Ich komme mir total blöd vor, weil ich jeden fragen muss, um ein bisschen Informationen zu bekommen. Ich habe nämlich wirklich keine Lust noch mehr Kopfweh zu bekommen, wenn ich mich beim Nachdenken so arg anstrenge.

„Hat er es dir noch nicht erzählt?“ Sie wirft Jayden einen tadelnden Blick zu.

„Sie ist erst gerade eben aufgewacht“, erklärt Jayden ihr verteidigend.

WoodkissWhere stories live. Discover now