~21. Machtlos~

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Durchschlafen konnte ich leider nicht, da mich Albträume den Großteil der Nacht wach hielten.

Etwas müde stolperte ich in die Küche, um mir einen Kaffee und ein Müsli zu machen. Eigentlich trank ich keinen Kaffee, weil er mir nicht schmeckte und ich Engery Drinks bevorzugte, doch heute brauchte ich etwas Stärkeres, als 250 ml Zucker mit irgendwelchen anderen komischen Stoffen, dessen Namen man nicht einmal aussprechen kann. Mit meiner Micky Maus Tasse und einer Schale Froot Loops setzte ich mich an den Tisch und begann müde, mein Essen in mich hinein zu schaufeln. Den Kaffee konnte ich auch hinunter würgen und somit tapste ich in mein Bad, machte mich frisch und zog mir erneut meine Reitklamotten an, bevor ich hinunter zum Bus ging und zum Stall fuhr.

Ein schwarzer Van mit einem riesigen Pferdeanhänger stand in der Einfahrt. Es wunderte mich, da keiner unserer Reiter so ein großes Auto, geschweige denn, einen so großen Pferdeanhänger hatte. 

Hier stimmt doch etwas nicht? -Akito!

Ich rannte zu seiner Box, doch diese war leer. 

Wo kann er bitte sein? Der Hänger war doch noch gar nicht beladen. 

Ich nahm einen tiefen Atemzug und schrie laut seinen Namen. Ein wiehern. Es klang verzweifelt. Ich wusste, woher es kam und rannte zu den kleineren Boxen am Ende des Stalls. In der hintersten Box sah ich seinen Kopf und rannte zu ihm. Diese Boxen bedeuteten für niemanden etwas Gutes, denn entweder kam der Tierarzt, der Hufschmied, oder man wurde abgeholt und sonst wo hingebracht. Ich versuchte die Box zu öffnen, doch sie war verschlossen. Ich rüttelte so fest ich konnte an dem Schloss, doch es wollte sich nicht öffnen. Irgendwann kristallisierten sich zwei Stimmen aus den anderen Geräuschen des Stalles heraus und kamen auf uns zu. Zwei Schatten kamen um die Ecke und ich blieb wie angewurzelt stehen. Mein Vater und eine skandinavische Frau, wie es mir schien, sahen mich perplex an. 

„Was machen Sie mit meinem Pferd?!", rief die Dame empört. 

Ihr russischer Akzent, war dabei nicht zu überhören. 

„Kara, verschwinde sofort, oder ich rufe die Polizei.", schrie mein Vater. 

Ich wusste, dass ich machtlos war und wollte nicht schon wieder Schläge einkassieren, also tat ich was er sagte, nachdem ich Akito einen Kuss auf die Nasenspitze gegeben hatte. Tränen stiegen mir in die Augen. Erfolglos versuchte ich diese wegzublinzeln. Ich hielt es hier auf keinen Fall länger aus. Auf den Bus wollte ich ebenfalls nicht warten, also rannte ich so schnell ich konnte nach Hause.

Immer schneller rannte ich durch die Siedlungen, bis zu meinem Wohnblock, kramte meine Schlüssel aus meiner Tasche und stürmte in meine Wohnung hinauf. Ich nahm mir mein Kissen und ließ meinen Tränen freien Lauf. 

Es vergingen gefühlt mehrere Stunden, in denen ich mein Kissen mit Tränen überflutete, als mein Telefon klingelte.

„Ja?" Ich versuchte meine Stimme möglichst normal klingen zu lassen, doch scheinbar klang sie trotzdem gebrochen.
„Hey, Kara, was ist los?"
„Nichts...alles gut."
„Komm schon, man hört, dass du geheult hast, also bitte sag mir, was los ist."
„Akito...der Arsch hat es wirklich getan."
„Ich glaub's nicht. Hey. Bitte hör auf zu weinen. Weißt du was. Ich hole dich ab und wir fahren an einen ruhigen Ort. Dort kannst du mir alles erzählen. Okay?" 

Ich nickte, obwohl ich wusste, dass er meine Geste durch das Telefon nicht sehen kann. Ich gab einen Laut von mir, welcher eine Mischung aus brummen und weinen war.
„Gut. Ich bin in 20 Minuten bei dir."
Mühsam quälte ich mich ins Bad und nahm eine schnelle Dusche, um nicht zu verheult auszusehen und nach Pferd zu riechen. Ich verwendete lieber kein Make-up, um mir die Blöße eines mit Mascara verschmierten Gesichts zu ersparen. 

Kaum hatte ich mich zusammen gerissen, klingelte es an der Tür. Ich öffnete diese und fiel Rin gleich in die Arme. Zaghaft legte er ebenfalls seine Arme um meinen schwachen Körper. Ich spürte seine Wärme und roch seinen Geruch viel intensiver als je zuvor. Ich klammerte mich mit letzter Kraft an diese Person. Rin war mein Fels in der Brandung, welchen ich gerade so sehr brauchte. Wir lösten uns und er sah mir tief in meine noch etwas geschwollenen Augen. Ohne, dass er etwas sagen musste verstand ich. Gemeinsam gingen wir hinunter zu seinem Auto. Er öffnete mir die Autotür und ich ließ mich erschöpft in den Sitz sinken.

Wir fuhren eine Ewigkeit auf einer Landstraße als aus dem Radio plötzlich eine Durchsage ertönte.

„Auf der B 88 in Richtung Norden ereignete sich ein Unfall mit einem LKW und einem PKW samt Anhänger. Der Stau reicht schon 3km zurück und Sie verlieren über 2 Stunden, da die Bergung aufgrund der verkeilten Fahrzeuge länger dauern wird. Die Straße wird so schnell wie möglich geräumt. Soeben hat uns die Meldung erreicht, dass ein weiteres Fahrzeug am Stauende einen Unfall verursacht hat und die Bergung noch länger dauern wird."

Genervt stöhnte Rin auf und legte seinen Kopf in den Nacken. Ich öffnete mein Fenster und sah nach draußen. Tatsächlich konnte man den Unfall sehen. 

Rin Matsuoka x OCWhere stories live. Discover now