~101. Urlaub~

127 4 3
                                    

Die nächsten zwei Tage waren für uns beide vollgepackt mit Terminen für die Presse.

Nach den olympischen Spielen flogen wir beide wieder in unsere Heimat zurück.

Ich war gerade in meiner Wohnung, als plötzlich mein Telefon klingelte.

„Ja Schatz, was gibt's?"
„Bist du zu Hause?"
„Jap. Ich mach mir gerade etwas zu essen."
„Mhm lecker. Kann ich dich kurz per Videoanruf anrufen?"
„Na klar."

Ich stellte mein Handy ab und nahm den Videoanruf an.

„Oh. Wo bist du denn gerade?"

Die hohe Decke von dem Gebäude, in dem Rin sich gerade befand, kam mir irgendwie bekannt vor.

„Ich besuche gerade eine sehr wichtige Person."

Rin blieb stehen und zeigte mir, wie er auf einen weißen Schalter drückte. Zeitgleich klingelte es durch das Telefon und in meiner Wohnung und da realisierte ich es erst. Ich rannte zur Tür und riss diese auf.

„Rin!", ich schmiss mich ihm in die Arme und klammerte mich an ihm fest.
„Was machst du hier?", fragte ich ihn.
„Nun ja. Ich habe in Australien einiges geklärt und auch hier in Japan. Ich schwimme ab jetzt offiziell beim japanischen Nationalteam und das heißt, ich wohne ab jetzt hier in Japan."

Mir blieb der Mund offen stehen.

„Dein Ernst jetzt?!"

Rin kratzte sich verlegen im Nacken und nickte.

„Das ist...ich kann es kaum glauben. Das ist wunderbar und noch mehr. Komm erstmal rein."

Ich tischte schließlich schnell auf und wir aßen das Essen und klärten einiges. Rin wird bei mir wohnen und wir werden uns nach einer größeren Wohnung umsehen müssen. Zwar ist meine momentane Wohnung nicht zu klein, aber nachdem wir zu zweit sind und uns mehr leisten können, werden wir das auch nutzen. Schon am selben Abend begannen wir mir der Suche.

Nach einigen Wochen suchen hatten wir auch etwas Passendes gefunden. Wir sahen uns die Wohnung an und entschieden uns dafür. Wir konnten in vier Wochen einziehen. Die Wohnung war zweistöckig, lag näher am Zentrum und näher an den Wohnungen unserer Freunde. Sie war hell und einladend und trotz der Größe wirkte sie nicht wie eine Halle, sondern eher gemütlich. Somit begann für Rin und mich der Umzugsstress. Wir verpackten alles in Kartons, suchten Möbel aus, bauten diese in der neuen Wohnung auf und räumten die Kartons ein. Wir hatten uns außerdem spontan dazu entschieden einen Urlaub zu machen und dann gleich in die neue Wohnung zu ziehen. Wir hatten noch Yuno und Sousuke gefragt, ob sie auch mitkommen wollen und die beiden hatten natürlich zugestimmt.

Am Tag der Abreise packten wir unsere Koffer, oder besser gesagt ich, denn Rin wollte noch etwas besorgen gehen. Die Koffer stellte ich in den Flur und schlenderte nochmals durch die leere Wohnung. Hier hatte ich so viele Erinnerungen geschaffen. Mit meinen Freunden, oder mit Rin. Irgendwie war ich traurig, dass ich diese Wohnung jetzt verlassen musste, aber ich freute mich gemeinsam mit meinem Freund in eine neue Wohnung zu ziehen. Ich hatte geplant heute nochmal zum Friedhof zu fahren und meinen Bruder zu besuchen, aber das wollte ich zusammen mit Rin erledigen. Dieser kam gerade nach Hause und somit fuhren wir auch gleich los.

Am Friedhof erzählte ich meinem kleinen Bruder einiges. Egal ob vom Umzug, nochmals von den olympischen Spielen, oder einfach so etwas. Als wir fahren wollten blieb Rin etwas hinter mir und schien nochmal etwas mit ihm zu reden. Ich verstand aber nicht alles. Aber etwas das ich verstand war: „Nachdem sie keinen wirklichen Vater hat, frage ich dich." Ich hielt es nicht weiter für wichtig und ging schonmal zum Auto. Der kühle Winterwind blies durch die kahlen Äste über mir. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter und ich zog meinen Mantel etwas weiter zu. Rin kam neben mich gejoggt und nahm meine Hand.

„Was hast du noch zu Liam gesagt?", murmelte ich in meine Jacke hinein.
„Nichts wichtiges."

Rin sah nach oben in die dunklen Wolken, die darauf deuteten, dass bald Schnee fallen würde.

Als wir vor meiner noch Wohnung ankamen, warteten bereits die neuen Besitzer auf mich.

„Guten Tag Frau Nakamura.", begrüßte mich die Dame.
„Guten Tag. Ich hoffe Sie hatten eine angenehme Anreise."
„Die hatte ich. Vielen Dank."
„Also, wie besprochen. Sollte etwas mit der Wohnung sein, oder sollten Sie Fragen haben. Ich bin jederzeit erreichbar."

Ohne meinen Blick abzuwenden, schloss ich die Tür auf und trat in den Flur ein. Rin kam als letzter herein. Hinter ihm schloss ich die Tür.

„Könntest du mir bitte schnell alles aus der Küche holen?"

Mein Freund nickte. Kurze Zeit später kam er mit den Unterlagen zurück.

„Gut Frau und Herr Takahaschi. Sie müssten beide bitte hier untern unterschreiben. Das ist die Bestätigung, dass die Wohnung offizielle Ihnen gehört."

Die beiden nickten und unterschrieben den Zettel.

„Sehr gut. Vielen Dank. Hier sind die drei Schlüssel."

Ich übergab Frau Takahaschi den Schlüsselbund, drückte Rin die Unterlagen in die Hand und verabschiedete mich dann von den beiden.

Als die große, schwere Holztür zum Treppenhaus hinter mir zufiel seufzte ich erschöpft.

„Endlich geschafft."

Ein letztes Mal sah ich noch zu einem Fenster meiner Wohnung hoch, bevor ich zu Rin ins Auto stieg und wir uns auf den Weg zum Flughafen machten.

Als wir Yuno und Sousuke getroffen hatten, gaben wir unsere Koffer auf und gingen durch den Sicherheitscheck. Rin und ich wollten noch eine Kleinigkeit essen, also kauften wir uns Brötchen und aßen diese im Wartebereich vor dem Gate.

Einige Zeit später wurde auch schon unser Gate geöffnet und wir machten uns auf den Weg zum Flugzeug. In einem Bus voller Menschen fuhren wir über das Gelände bis zu unserer Maschine. Wir quetschten uns durch die enge Reihe, bis wir bei unseren Sitzen angekommen waren. Am Fenster saß eine junge Dame, die laut ihren Klamotten beruflich unterwegs war, in der Mitte nahm ich Platz und am Rand machte es sich mein Freund so bequem wie möglich. In der Reihe vor uns hatten Sousuke und Yuno Platz genommen. Neben Yuno, die ebenfalls in der Mitte saß, war ein junger Mann in unserem Alter, der ständig versuchte Yuno anzubaggern. Als Sousuke das Ganze bemerkte, machte er sich groß und warf dem Mann einen Blick zu, der ihn hätte töten können.

„Schatz, könntest du dich vielleicht nach außen setzten?", bat er seine Freundin.

Als auch die letzten Passagiere auf ihrem Platz waren, begannen die Stewardessen mit dem Erklären der Sicherheitsanweisungen. 75 Prozent der Anwesenden inklusive mir, blendeten das Ganze aus. Erst als der Flieger sich in Bewegung setzte wurde ich wieder aufmerksam. Nach einem kurzen Stopp begann das Flugzeug langsam loszurollen, nur um dann immer schneller zu werden und irgendwann den Boden zu verlassen.

Rin Matsuoka x OCWhere stories live. Discover now