~25. Gericht~

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Vor einer dunkel lackierten Tür waren Stühle bereit gestellt. Drei links der Tür, drei rechts und fünf gegenüber. Rin und ich gesellten uns zu Mikasa, welche heute ebenfalls aussagen musste. Ich setzte mich neben meine Trainerin und Rins setzte sich neben mich. Nervös trippelte ich mit meinem Fuß auf dem Boden auf und ab. Rin schien dies zu beunruhigen und als er mich ansah, gab ich kleinlaut ein „Entschuldigung" von mir. Er lächelte und legte seine Hand ruhig auf meinem Oberschenkel ab. 

Nach und nach trudelten immer mehr Zeugen ein, welche ich teilweise gar nicht kannte. Wahrscheinlich Arbeitskollegen von ihm. Mikasa und ich redeten etwas und so erfuhr ich, dass auch einer unserer Stallbursche Tobio aussagen sollte. Er war der Einzige, der in dieser Nacht auf dem Hof war und nochmal alle Boxen durchcheckte. Selbst Akitos Box. 

Schritte hallten durch den Flur und wir sahen alle einen schicken jungen Mann im Anzug, welcher auf uns zusteuerte. Es war ohne Zweifel Tobio. Doch ich kannte ihn nur in seinem üblichen Stalloutfit, welches aus einem Hemd, Gummistiefeln und einer Latzhose bestand. Zugegeben der Anzug stand ihm echt gut und ich wusste nicht Mals, dass er so einen Anzug besaß. Seine blonden, sonst durcheinander gestrobelten Haare, hatte er irgendwie bändigen können und trägt sie nun elegant auf die Seite gegelt. Der enge Anzug brachte seine Muskeln gut hervor. Er ließ sich auf den Stuhl gegenüber von mir fallen und zog sein Handy desinteressiert aus seiner Anzugtasche. 

„Frau Mikasa Amane, wird gebeten zu ihrer Aussage zu erscheinen.", erklang die kratzige Stimme aus dem Lautsprechern über uns. 

Die Verhandlung begann und ich wurde immer nervöser. Ich versuchte mich mit einem Buch zu beruhigen, doch durch die Schreie meines Vaters, welche aus dem Saal erklangen, war dies nicht sehr einfach. 

„Herr Rin Matsuoka bitte." 

Scheinbar wurde zuerst das Problem mit dem Hof geklärt, danach das Problem mit der Arbeit meines Vaters, durch den Alkoholkonsum und wahrscheinlich war jetzt die Verletzung des Sorgerechts an der Reihe. 

Rin stand auf und sah mich ermunternd an. Ich konnte ihm jedoch nur ein unsicheres Lächeln schenken, bevor die große Tür von einem Mann aufgehalten wurde und Rin in den Saal verschwand. Wieder der gleiche Prozess, zuerst hörte man nichts, doch plötzlich erklangen wieder Schreie und jegliche Beschimpfungen. Teilweise konnte man auch Rin etwas lauter reden hören und mit etwas lauter meine ich Schreien. Die Tür wurde wieder geöffnet und Rin kam mir wutentbrannt entgegen, doch als er mich sah entspannten sich seine Gesichtszüge und er ließ sich in den Stuhl neben mir fallen. 

„Frau Kara Nakamura bitte treten Sie ein."

Aufmunternd lachte mich Rin an und strecke beide Daumen in die Höhe. Ich lächelte nervös zurück und atmete nochmals tief durch, bevor ich dem Mann zunickte und er die Tür mit einem Schwung öffnete. 

Es fühlte sich an, als würde alles nur noch in Zeitlupe geschehen. Wie ich den ersten Schritt in den Saal wagte, mein Vater, der mich wütend von der Seite beäugte, der Richter, welcher mich bemitleiden ansah, der Anwalt meines Vaters, dem ich offensichtlich ebenfalls leid tat und eine Frau, die mich abwertend ansah. 

Ich setzte mich auf den Stuhl mit dem kleinen Tisch und begrüßte den Richter. 

„Frau Kara Nakamura, darf ich Sie duzen?" 

Ich nickte leicht. In meinem Blick lag nun Entschlossenheit, welche meine Angst verdecken sollte. 

„Zuallererst mein herzliches Beileid für den Verlust ihres Bruders. Ich würde dich jetzt gerne einiges über deinen Vater fragen. Du bist verpflichtet hier die Wahrheit zu sagen, wenn nicht, machst du dich strafbar." 

Ich nickte erneut. 

„Nun gut. Kara, du verdächtigst deinen Vater, er habe die Pferde auf eurem Hof vergiftet. Warum das Ganze?"
„Mein Pferd Akito ist ein sehr wertvolles Pferd und auf dem Schwarzmarkt viel Geldwert. Er brauchte das Geld, um sich mit Alkohol einzudecken, deshalb auch der Verkauf. Und ein Pferd, welches mit Gift betäubt wird, ist natürlich leichter zu transportieren. Akito ist sehr groß und deshalb ist eine tödliche Menge Gift für normalgroße Pferde eine Betäubung für ihn. Er wusste jedoch nicht, welche Box die Box meines Pferdes ist und hat das Gift somit überall verteilt. Ich habe ihn dann bei meinem Pferd in der Box erwischt. Dort hat er dann etwas fallen gelassen. Ich habe es meinem Tierarzt gezeigt und er meinte, dies sei das Gift, welches man den Pferden verabreichen hat und um die Spuren zu verwischen hat er alle Tiere freigelassen, damit es nicht auffällt, wenn eine fremde Person auf dem Hof umher pirscht."
„Das Gift hatte uns ja euer Stalljunge gezeigt und er hat die gleiche Aussage getätigt."
„Du kleines Miststück willst nur, dass ich hinter Gitter komme, damit du billige Hure an mein Geld kannst und mehr Typen für dich hast!", schrie mein Vater plötzlich. 

Ichzuckte zusammen und wurde immer kleiner, desto lauter mein Vater wurde, bis der Richter zu ihm meinte, er solle jetzt ruhig sein, sonst gäbe es noch schlimmere Konsequenzen für ihn. Der Richter fuhr mit seinen Fragen fort. 

„Dein Vater litt, oder leidet unter einem massiven Alkoholproblem, seit deine Mutter verschwunden ist. Wie hat er sich in dieser Zeit um dich und deinen Bruder gekümmert?"

Rin Matsuoka x OCWhere stories live. Discover now