~75. Gedanken~

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Vorsichtig nahm mein Freund mein Gesicht in seine Hände und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

"Ich gehe schnell alles vorbereiten. Such du dir mal frische Kleidung aus deinem Koffer."
„Okay."

Als ich mir etwas Bequemes zum Schlafen gesucht hatte, ging ich zu Rin ins Bad. Mein Freund ließ gerade das Schaumbad ein und saß mit dem Handy in der Hand am Rand der Badewanne. Als ich den Raum betrat richtete er seinen Blick auf und lächelte mich sanft an, dann stellte er das Wasser aus und träufelte noch einen Duft in das Badewasser.

„Ich gehe noch schnell eine Kleinigkeit trinken. Möchtest du auch etwas?"

Ich schüttelte nur den Kopf und verneinte dankend. Rin verließ das Bad und jetzt stand ich allein hier. Aus dem Schrank an der Wand nahm ich mir ein großes Badetuch und legte es auf die Waschmaschine, dann entledigte ich mich meiner Klamotten und band mir das weiße Badetuch um. Etwas mulmig war mir schon. Ich wusste zwar, dass ich Rin vertrauen konnte, er hatte mich auch schon oft genug in Badekleidung gesehen, aber so völlig nackt, war es doch etwas anderes. Ich setzt mich an den Rand der Wanne und hielt eine Hand hinein. Das Wasser erwärmte meine Finger und das taube Gefühl verschwand langsam. Die Schritte meines Freundes knarzten und kamen dem Bad immer näher, machten aber kurz vor der Tür nochmal kehrt und entfernten sich wieder.

Was wenn ich doch zugenommen hatte? Was wenn Rin meine Narben auf einmal abstoßend findet. Was wenn er meinen Körper allgemein abstoßend findet. Was wenn-

„Kara, kann ich rein kommen?", drang es gedämpft durch die Tür.

Aus Gewohnheit nickte ich, bis mir einfiel, dass er es nicht sehen konnte und antwortete, dann mit einem „Ja". Die Tür wurde zuerst nur einen Spalt geöffnet und schließlich ganz.

„Ah du hast dich schon umgezogen. Ich habe dir trotzdem etwas zu trinken mitgebracht."

Rin stellte zwei Gläser am Waschbeckenrand, neben der Wanne ab.

„Ist etwas?", fragte er, als er bemerkte, dass ich gedankenverloren mit dem Wasser spielte.
„Nein alles gut."
„Du musst dich nicht dazu zwingen. Wenn du lieber allein Baden möchtest, dann ist es auch kein Problem."
„Ich habe dir gesagt, dass es kein Problem ist und so meine ich es auch. Mach dir keine Sorgen.", mit einem Lächeln auf den Lippen versuchte ich ihn von meiner Antwort zu überzeugen.
„Kann es sein, dass du dir schon wieder zu viele Gedanken um deinen Körper machst?"

Mein Freund kam einige Schritte auf mich zu und zog mich vom Rand der Badewanne hoch. Mit einer Hand hob er mein Kinn etwas an, sodass ich ihn ansehen musste. Als ich nichts sagte und seinem Blick auswich seufzte er etwas.

„Volltreffer...hör mal. Ich weiß, dass du dir immer viel zu viele Gedanken um deinen Körper machst, aber ich kann dir versichern, egal wie du aussiehst, ob du zu oder abnimmst, ob du mehr oder weniger Narben hast, ob du lockige oder glatte Haare hast, ich werde dich immer lieben, egal wie du aussiehst, oder was andere sagen, denn ich habe mich in alles an dir verliebt, aber besonders in deinen Charakter, in deinen Kämpfergeist, in deine Freundlichkeit in einfach alles und daran wird sich niemals etwas ändern. Ich liebe dich, so wie du bist. Ich weiß zwar, dass diese Worte nicht viel an deiner Selbstwahrnehmung ändern werden, aber ich möchte, dass du weißt, wie sehr ich dich liebe."

Meine Augen wurden glasig und meine Sicht verschwamm nach und nach, bis ich eine heiße Träne meine Wange hinunter fließen spürte. Vorsichtig wischte Rin sie mit seinem Daumen weg und drückte mir einen Kuss auf meine Stirn.

„Ich liebe dich auch.", brachte ich mit gebrochener Stimme hervor.

Ich drehte mich um und trank etwas Wasser, da mir durch die warme und feuchte Luft schwindelig wurde.

„Kommst du?"

Ich drehte mich um und sah, dass Rin bereits in der Wanne saß. Seine Knie ragten etwas aus dem Wasser und er spielte mit dem Schaum an der Oberfläche. Ich stellte mein Glas ab und ging näher an den Rand der Badewanne. Vorsichtig öffnete ich mein Handtuch und Rin schloss seine Augen, um mich nicht zu überfordern. Langsam setzte ich mich hin und das warme Wasser kribbelte an meiner kalten Haut.

Rin Matsuoka x OCWhere stories live. Discover now