Rin Matsuoka x OC

~88. Entschluss~

Anschließend wurden im Fernsehen Aufnahmen von Karas Reanimation gezeigt. Als die Rettungssanitäter erfolglos versuchten sie bei Bewusstsein zu halten, doch Karas Kopf kippte immer wieder zur Seite. Es wurden auch Aufnahmen von Akito gezeigt, wie er versuchte auf irgendeine Weise zu seiner Besitzerin zu kommen und wie er schmerzerfüllt wieherte. Bilder von schockierten Zuschauern und Juroren wurden gezeigt und zum Schluss ein Video, welches verlangsamt wurde, auf dem Kara lächelnd ihren Preis von ihrem letzten Turnier entgegen nahm. Über das Video wurde langsam ein Graufilter gelegt. 

Rin konnte sich noch gut an das Turnier erinnern. Es war eine Woche vor seinem Turnier und er hatte es nach dem Training im Fernsehen gesehen, doch Lillian hatte ihm dann den Fernseher abgeschaltet, sodass er die Siegerehrung verpasste. 

Lillian... Plötzlich fiel es Rin wieder ein. Sousuke meinte doch in dem Interview, dass Kara ihn besuchen wollte, weil er sie nicht gesehen hatte. Er hatte sie gesehen, aber als er versuchte zu ihr zu gelangen, hielt Lillian ihn davon ab.
Lillian... Erst jetzt fiel es ihm auf. Sie hatte versucht die beiden auseinander zu bringen. Lillian wollte immer Rins Freundin sein, aber er bestand darauf es zu lassen, weil er Kara über alles liebte. 

„Lillian!", schrie der Schwimmer durch seine Wohnung. 

Er hatte eine Tunnelsicht. Rin vergaß alles um sich herum. Er sah Lillian nur noch als schlechte Person und wollte sie so schnell wie möglich aus seinem Leben schaffen. 

„Lillian!!", schrie er erneut und noch lauter. 

Das Mädchen kam mit genervtem Blick zu ihm. 

„Wer war damals wirklich an der Tür?!" 

Bedrohlich ging er auf seine „beste Freundin" zu. 

„Der Postbote...", log sie ihm ins Gesicht.
„Wer war damals wirklich an der Tür?!"
„Der Postbote. Ich verstehe nicht auf was du hinaus willst Rinnie.", erwiderte sie.
„Kara, verdammt!"
„Was ist mit dieser Fotze? Dann hab ich ihr eben gesagt, dass wir zusammen sind. Na und?!"
„Du weißt, dass ich dich nie geliebt habe, du...! Was hast du ihr noch gesagt?! Ich kenne mein Mädchen! Allein deswegen würde sie sich niemals von den anderen abschotten!"
„Meine Güte, dann hab ich ihr halt gesagt, dass sie uns in Ruhe lassen soll und du etwas Besseres verdient hast! Sie war eh hässlich! Hast du sie dir schonmal angesehen!"
„Sie hat etwas Besseres verdient! Lillian du...!", zischte Rin durch seine Zähne, bevor er an die Wand neben ihrem Kopf schlug.
„Kara hat eine verdammte Essstörung! Du hast sie in den Abgrund gestürzt! Verpiss dich aus meiner Wohnung!"
„Aber..."
„Nichts, aber! Halt die Fresse und verpiss dich aus meiner Wohnung!"
„Ich wollte..."
„Ich hab gesagt du sollst die Fresse halten! Jetzt verpiss dich aus meiner Wohnung!"

Das Mädchen stürmte aus der Wohnung und schlug die Tür mit einem lauten Knall zu. Rin brach hingegen in der Küche zusammen. 

Nach einer Stunde konnte er sich aufraffen und sich in sein Bett legen, wo er erneut zu schreien und weinen begann. Er schrie seinen ganzen Schmerz in ein Kissen. Rin weinte so bitterlich, nicht Mal als sein Vater starb hatte er so viel geweint. Er griff nach seinem Handy und wollte Kara anrufen, auch wenn er wusste, dass sie nicht abheben würde. Er wollte ihren Anrufbeantworter hören. 

„Hey, wenn du das hier hörst, bin ich wahrscheinlich grade bei Akito. Bitte hinterlasse eine Nachricht nach dem Piepton. Danke!" 

Das schrille Piepen hallte durch die Wohnung. 

„Hier ist Rin. Es...es tut mir so leid.", weinte er ihr auf die Mailbox. 

Danach spielte er den Anrufbeantworter noch zehn Mal und öfter ab. Rin konnte nicht die ganze Zeit in seinem Bett gammeln und so fasste er einen Entschluss.  

POV. Rin:

„Hey, Sousuke..."

„Schön, dass du dich auch mal wieder meldest. Was soll der Scheiß, dass hätte ich echt nicht von dir gedacht..."
„Ich war nie mit ihr zusammen.", sprach ich kleinlaut.
„Jaja, erklär das mal Kara."
„Wie geht's ihr?"
„Sie...nein. Das kann ich dir nicht sagen, wie ich dich kenne wirst du wieder zusammen brechen."
„Bitte Sousuke, sag es mir."
„Na schön...sie liegt im Koma. Es steht nicht gut um sie. Sie hat mehrere Prellungen vom Sturz, zwei gebrochene Rippen von den Wiederbelbungsmaßnahmen, ein Schädel-Hirn Trauma, weil sie von Akito eine verpasst bekam, als sie am Boden lag, zwar nicht fest, aber bei Akitos Größe ist das schon eine Wucht und sie..." 

Es wurde still am anderen Ende der Leitung. Erst dachte ich Sousuke hatte aufgelegt, aber als ich mein Handy vom Ohr nahm, sah ich, dass die Zeit weiter lief. 

„Sousuke, bitte sag was."
„Sie wurde rückfällig. Laut einigen Ärzten wäre sie gestorben, wenn sie ihre Hungerdiät für zwei Wochen fortgesetzt hätte. Sie besteht nur noch aus Haut und Knochen. Sie sieht echt nicht gut aus, ich habe sie ohne Make-up kaum erkannt, weil ihr Gesicht blass ist. Sie hat einige kahle Stellen, weil sie so viele Haare verloren hat und unter ihren Augen hat sie echt schlimme Augenringe. Rin...du bist uns allen eine Erklärung schuldig. Kara ging es so viel besser und du hast sie einfach fallen gelassen."
„Ich weiß...es tut...es tut mir auch so unglaublich leid. Hätte ich sie öfter angerufen, wäre alles nicht passiert. Ich hätte sie retten können. Ich bin ein Versager..." 

Mein bester Freund erwiderte nichts, was mir nur noch mehr verdeutlichte, dass ich es ordentlich verpatzt hatte. 

„Na dann, werde ich Yuno mal nach Hause bringen, die Arme ist völlig am Ende."
„Mhm. Bis bald." 

Ich nahm mein Handy wieder vom Ohr und drückte auf den roten Knopf. Ich fuhr mir mit meinen Händen über mein nasses Gesicht. Meine Augen waren rot und geschwollen, vom vielen weinen. Meine Wange glänzten und meine Nase lief wie ein Wasserfall. 

„Das kann so nicht weitergehen. Ich fliege nach Japan." 

In eine einfache Sporttasche stopfte ich alles Notwendige, bevor ich zum Flughafen fuhr, mir ein Last-Minute Ticket kaufte, mich in den Flieger setzte und die neun Stunden Flug hinter mich brachte.

Doch mir fiel erst jetzt etwas ein. Ich wusste weder wo ich hin musste, noch ob ich überhaupt zu Kara kann. Im Internet suchte ich mir einige Artikel zu Karas Unfall heraus. Das war nicht so schwer, denn sie war weltweit bekannt und somit gab es unzählig viele Berichte über den Unfall. Immerhin hatte ich herausgefunden, dass sie im Uniklinikum in Tokio liegt.