~82. Abschied auf lange Zeit~

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Der Tag verging mir persönlich etwas zu schnell, denn ich stand gerade im Flur der Wohnung meines Freundes und überlegte, ob ich etwas vergessen hatte. Im Kopf ging ich nochmal alles durch, bevor ich mich zu Rin drehte, der nochmals in allen Räumen nachgesehen hatte, ob ich auch wirklich nichts vergessen hatte.

„Ich habe nichts mehr gefunden."

Schulterzuckend kam er neben mich und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab.

„Mir ist auch nichts mehr eingefallen. Sollen wir fahren?", fragte ich geistesabwesend.

Ein kleiner Teil in mir hoffte auf ein „Nein", aber ich wusste selbst ganz genau, dass wir nun beide sehr stark trainieren mussten und ich nicht länger hier bleiben konnte. Mein Freund nickte und schnappte sich die Hausschlüssel. Gemeinsam gingen wir zum Flughafen. Der Weg kam mir jetzt um einiges kürzer vor als bei meiner Ankunft. Es könnte vielleicht daran liegen, dass kein Schnee mehr lag und ich auch ausgeschlafen war.

Die große Flughalle kam immer näher und mein Herz fühlte sich schwer an. Ähnlich wie bei Rins Abschied damals. Wir redeten kaum miteinander. Stattdessen genossen wir einfach nur die Präsenz des anderen.

Hand in Hand betraten wir die Halle, aus der wir vor wenigen Wochen noch gemeinsam heraus traten. Wir gaben meinen Koffer auf und setzten uns auf eine der Bänke. Meinen Kopf auf Rins Schulter abgelegt sah ich in die Ferne. Meine Hände hatte ich um eine seiner Hände geschlossen und malte mit meinen Daumen abwesend Kreise auf seinen Handrücken.

Ich nahm alles nur noch abwesend wahr. Die kratzige Stimme aus den Lautsprechern, die meinen Flug aufrief, wie Rin und ich bis zum Sicherheitscheck gingen und er sich mit gesenktem Blick vor mich stellte.

„Ich denke, dass heißt dann wohl Abschied nehmen."

Mit seiner Hand strich er mir eine lose Haarsträhne hinter mein Ohr. Mit glasigen Augen sah ich zu ihm auf und nickte.

„Aber zum Glück nicht für immer.", lächelte ich gequält und sah, wie meinem Freund ebenfalls Tränen in die Augen stiegen.
„Am 27. März habe ich ein wichtiges Turnier und ich würde mich freuen, wenn du mir zusehen könntest. So über die Triebbühne und nicht über den Fernseher."
„Ich würde dir gerne in echt zusehen.", lächelte ich und zog ihn zu mir hinunter, um ihn zu küssen, bevor ich durch den Sicherheitscheck ging und dann durch das Gate in den Flieger stieg.

Der Flug verging ohne größere Zwischenfälle und als ich zu Hause ankam, stellte ich meinen Koffer im Flur ab und ließ mich auf mein Bett fallen. Ohne mich umzuziehen oder abzuschminken, schlief ich sofort ein. Ein Flug ohne meinen Freund war doch anstrengender als gedacht.

In dieser Nach träumte ich von so vielem, dass ich doch irgendwie nichts Genaues träumte. Vor meinem Auge erschienen immer nur Bilder. Bilder von Rin, vom Flug oder wie ich mein zu Hause betrat. Manchmal schreckte ich hoch, weil ich dachte, mein Freund würde direkt vor mir stehen, nur um dann enttäuscht zu werden. Mein Herz zog sich jedes Mal etwas zusammen, wenn ich realisierte, dass ich ihn jetzt für längere Zeit nicht mehr sehen würde.

Am nächsten Tag stand ich erst gegen 15:00 Uhr auf und schlurfte müde in die Küche, um mir etwas zu Essen zu machen. Es war zwar nicht viel, aber doch etwas. Mit der Schale Reis setzte ich mich an den Laptop und checkte meine E-Mails ab. Vor zwei Stunden hatte mir mein Manager etwas geschrieben. Ich klickte auf den Chat und las mir alles genau durch. Im Großen und Ganzen ging es nur darum, dass ich ihn aufgrund der Einstallung für Akito anrufen sollte, also schnappte ich mir mein Handy und rief ihn an.

„Guten Tag, ich rufe wegen der Mail an, die Sie mir heute Morgen geschickt hatten."
„Ach ja. Sehr gut, dass wir sie so schnell erreichen konnten. Also..."

Das Telefonat dauerte sehr lange und wir diskutierten immer hin und her, was wir jetzt mit meinem Pferd machen sollten. Letztendlich kamen wir zu dem Schluss, dass es besser wäre, wenn wir Akito in eine der Boxen dort brachten. Das hieße zwar noch mehr Arbeit für mich, weil ich ihm abtrainieren musste, dass er immer nervös wird, wenn ich nicht da bin und sich auch von anderen versorgen lassen muss. Mein Manager und ich hatten uns ausgemacht, dass ich Akito morgen in die neuen Stallungen bringen werde. Bis dahin muss ich noch jede Menge kram mit Mikasa abklären und das wird mich wahrscheinlich bis in die Abendstunden beschäftigen. Um alles so kurz wie möglich zu halten, rief ich gleich bei meiner Trainerin an und erklärte ihr die Umstände.

„Klar. Komm bitte zum Hof, dann können wir alles besser besprechen."

Ich stimme zu und machte mich auf den Weg.

Ich öffnete die Tür zum Haus meiner Trainerin und setzte mich an den Tisch, der gleich im Vorraum stand. Nach wenigen Minuten öffnete sich eine schwere Holztür und Mikasa trat mit einigen Papieren unter dem Arm herein. Wir begrüßten uns und dann begann das Gespräch auch schon.

„Du musst nur noch hier unterschreiben, dann kannst du Akito jederzeit abholen und vergiss nicht, du bist hier immer willkommen."
„Dankeschön", lächelnd schlug ich die Zettel mit der Kante auf dem Tisch zurecht.

Als ich mich in mein, oder besser gesagt Rins, Auto setzte, war es schon fast dunkel, also fuhr ich schnell nach Hause, aß etwas, ging duschen und danach gleich wieder ins Bett. Ich hatte letzte Nacht echt nicht gut geschlafen und somit tat es mir ganz gut meinen Schlaf nachzuholen.

Rin Matsuoka x OCWhere stories live. Discover now