~60. Geburtstag~

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Zu Hause ließ ich mich erschöpft auf meine Couch fallen und sah auf mein Handy. Eine neue Nachricht von Gou leuchtete auf. Ich ging auf unseren Chat und las sie mir durch.

Gou: Hey Kara. Ich wollte dich fragen, ob wir an deinem Geburtstag auf das Frühlingsfest gehen wollen.

Kara: Klar gerne. Soll ich meinen Kimono anziehen?

Gou: Wenn du möchtest, also ich werde meinen auf jeden Fall anziehen.

Kara: Gut. Sollen wir uns morgen um 18:00 Uhr bei mir treffen?

Gou: Gerne, bis morgen

Kara: Bis morgen!

Ächzend hievte ich mich hoch und suchte meinen Kimono, dieser war dunkelblau mit ein paar Kirschblüten. Üblicherweise steckte ich meine Haare dazu hoch, aber mal sehen, vielleicht versuche ich morgen etwas Neues.

Mit einem Buch in der Hand und Musik in den Ohren las ich mich in eine völlig andere Welt, bis ich irgendwann müde wurde und ins Bett ging.

Den Vormittag verbrachte ich mit Lesen, bis mein Handy klingelte.

„Ja?"
„Hey Schatz! Alles Gute zum Geburtstag!"

Erschrocken hielt ich mein Telefon etwas von meinem Ohr weg, bis sich Rin beruhigt hatte.
„Dankeschön."
„Wie geht es meiner Prinzessin?"
„Jetzt geht es mir besser. Ich bin übrigens angenommen worden und weißt du wer noch in dem Kindergarten ist und sehr enttäuscht war, als du nicht da warst?"
„Nein. Wer?"
„Yui! Sie hatte gefragt, wo du bist, bis ich ihr erklärt habe, dass du weg bist."
„Naw. Ich finde es toll, dass du jetzt endlich angenommen wurdest."
„Wie geht es dir, hast du die Wohnung schon fertig eingeräumt?", fragte ich interessiert.
„Och, ja es läuft alles ganz gut, aber mein Bett fühlt sich immer so leer an."
„Geht mir genauso."
„Es fehlt nur noch der Feinschliff, dann ist alles fertig. Gou hat mir erzählt, dass ihr heute auf das Frühlingsfest geht."
„Jap, sie sollte um circa 18:00 Uhr bei mir sein. Hast du heute noch etwas besonders vor?"
„Ich treffe mich heute noch mit Lori und Russel, ihren Nachbarn und deren ehemaligem Pflegekind zum Grillen."
„Grüß die beiden von mir und lass dir dein Fleisch schmecken. So wie ich dich kenne kannst du kaum genug davon haben."

Rin lachte, bedankte sich und wir legten auf. Ich starrte etwas auf das Meer, bis ich beschloss jemanden zu besuchen.

Mit einem etwas flauen Gefühl im Magen hielt ich vor dem Tor, ging den Kiesweg entlang, bis ich vor dem Grab meines Bruders stand. Das Grab sah noch genau so aus, wie das letzte Mal, als Rin und ich hier waren.

„Hallo kleiner Bruder. Wie geht's dir? Tut mir leid, dass Rin nicht hier ist, aber er ist schon in Australien. Du wirst es mir kaum glauben, aber ich muss morgen vor einem strengen Team mit Akito performen. Vielleicht kann ich dann bei Olympia mitmachen. Übrigens, ich arbeite jetzt in einem Kindergarten. Nachher kommt Gou zu mir und wir machen uns für das Frühlingsfest hübsch, weil wir dort meinen Geburtstag verbringen. Jetzt bin ich echt schon 18 Jahre alt. Weißt du noch zu meinem 15 Geburtstag, als alles noch in Ordnung war, als Papa vielleicht ein bis zwei Bier getrunken hat und Mama uns einen leckeren Schokokuchen gebacken hat. Damals habe ich Akito bekommen. Ich vermisse dich und wünschte, du wärst noch hier. Bestimmt würdest du dich gut mit Yui verstehen."

Mein Telefon klingelte und ich hob ab.

„Guten Tag Frau Nakamura. Wir sind in ungefähr einer Stunde bei ihrer Wohnung und müssen mit Ihnen noch einiges besprechen."
„Ja, ich bin auf dem Weg nach Hause. Vielen Dank. Bis gleich."
„Bis gleich."
„Liam, ich muss nach Hause, das Jugendamt kommt vorbei. Tschüss."

Ich erhob mich und ging zurück zum Auto.

Der Friedhof war nicht weit weg von meiner Wohnung und somit war ich in einer halben Stunde schon zu Hause. Bevor die Mitarbeiter kamen, beschloss ich meine Wohnung etwas aufzuräumen.

Als es an der Tür klingelte hatte ich bereits alles sauber gemacht und mir halbwegs ansehbare Kleidung angezogen. Durch den Spion an der Tür erkannte ich die Frau und den jungen Mann, welche mich damals von Rin abgeholt hatten. Mit einem Lächeln auf den Lippen öffnete ich die Tür und bat die beiden herein.

„Möchten Sie etwas zu Trinken haben?", fragte ich höflich und ging voran in meine Wohnung. „Ein Glas Wasser wäre nett."

Der Mann legte seinen schwarzen Ordner auf dem Tisch ab und ließ sich auf einen der Stühle fallen. Sein Arm hing lässig über der Lehen, bis ihm die Frau einen Tritt verpasste und er sich ordentlich hinsetzte.

Nachdem ich den beiden ein Glas Wasser gegeben hatte, nahm ich zwischen ihnen Platz.

„Nun gut, kommen wir zum wichtigsten Teil. Die Wohnung.", begann die Frau und schlug ihre Beine übereinander, während der Mann den Ordner aufschlug.
„Wenn es möglich wäre, würde ich gerne hier bleiben."

Mein Gegenüber nahm einige Papiere aus einer Klarsichtfolie und schob sie mir zu, während die Frau rechts von mir weiter redete.

„Gut. Hier ist der Mietvertrag, den müsstest du ganz unten unterschrieben. Wir haben ab jetzt keine Kontrolle mehr über deine Wohnung. Der letzte finanzielle Zuschuss ist bereits auf deinem Konto. Jetzt möchten wir wissen, ob du abgesichert bist. Wie sieht es aus? Hast du einen Job, Unterstützung von anderen?"
„Ja. Ich habe einen Job als Kindergartenpädagogin und nebenbei trainiere ich für die Olympischen Spiele. Morgen wird entschieden, ob ich in das Team komme. Ich habe einige Freunde kennen gelernt, die mir helfen werden."
„Sehr gut."

Rin Matsuoka x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt